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Love Story: Roman (German Edition)

Love Story: Roman (German Edition)

Titel: Love Story: Roman (German Edition)
Autoren: Erich Segal
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Besonderes mitnehmen?» fragte ich.
    «Nein, nein.» Sie schüttelte den Kopf und setzte nachträglich hinzu: «Dich.»
    Unten war es schwer, ein Taxi zu kriegen, weil Theaterzeit war und so. Der Portier pfiff und fuchtelte mit den Armen wie ein wildgewordener Hockey-Schiedsrichter. Jenny lehnte sich an mich, und ich wünschte insgeheim, es gäbe überhaupt kein Taxi und sie würde sich immer weiter an mich lehnen. Aber schließlich kam eins. Und der Taxichauffeur war – Pech muß man haben – ein fideles Huhn. Als er hörte: Mount-Sinai-Krankenhaus, und das so schnell wie möglich, zog er die übliche Schau ab.
    «Kinder, macht euch bloß keine Sorgen, ihr seid in erfahrenen Händen. Der Storch und ich arbeiten seit Jahren zusammen.»
    Im Fond schmiegte sich Jenny eng an mich. Ich küßte ihr Haar.
    «Ist es euer erstes?» fragte der fidele Chauffeur.
    Ich glaube, Jenny spürte, daß ich den Kerl gleich anschnauzen würde, und flüsterte mir zu: «Sei lieb, Oliver. Er versucht doch auch lieb zu uns zu sein.»
    «Jawohl», sagte ich zu ihm. «Es ist unser erstes, und meiner Frau ist ziemlich mies, könnten wir vielleicht bitte ein paar Ampeln überfahren.»
    Er fuhr uns in null Komma nichts ins Mount-Sinai-Krankenhaus. Er war wirklich sehr lieb, stieg aus und machte uns die Tür auf und all das. Ehe er wieder losfuhr, wünschte er uns alles nur erdenklich Gute und Schöne. Jenny dankte ihm.
    Sie schien nicht sicher auf den Beinen zu sein, und ich wollte sie hineintragen, aber sie beharrte: «Nein, über diese Schwelle nicht, Preppie.» Wir gingen also hinein und standen die peinigende und blödsinnige Aufnahmeprozedur durch.
    «Sind Sie in einer Krankenkasse oder einer anderen Versicherung?»
    «Nein.»
    (Wer hätte an solche Nebensächlichkeiten denken sollen? Wir waren zu sehr damit beschäftigt gewesen, uns Geschirr zu kaufen.)
    Jenny kam natürlich nicht unerwartet. Man hatte schon früher damit gerechnet, und Dr.Bernard Ackerman, der, wie Jenny vorausgesagt hatte, ein braver Kerl war, wenn auch ein totaler Yalie, nahm sich sofort ihrer an.
    «Sie bekommt weiße Zellen und Blutplasma», sagte Dr.Ackerman zu mir. «Das braucht sie im Moment am dringendsten. Antimetaboliten will sie absolut nicht.»
    «Was heißt das?» fragte ich.
    «Das ist eine Behandlung, die den Zellverfall verlangsamt», erklärte er, «aber – sie hat unangenehme Nebenwirkungen, wie Jenny sehr wohl weiß.»
    «Hören Sie, Doktor» – ich wußte, daß ich ihn unnützerweise belehrte –,«Jenny ist der Boß. Was sie sagt, wird gemacht. Also tun Sie alles, was nur möglich ist, damit sie keine Schmerzen hat.»
    «Darauf können Sie sich verlassen», sagte er.
    «Ganz egal, was es kostet, Doktor.» Ich glaube, ich sagte es sehr laut.
    «Es kann Wochen und Monate dauern», sagte er.
    «Ich scheiß auf die Kosten», sagte ich. Er hatte viel Geduld mit mir. Ich meine, ich habe ihn wirklich angeschnauzt.
    «Ich wollte bloß sagen», erläuterte Ackerman, «daß man nicht wissen kann – wie lang – oder wie kurz es sich bei ihr noch hinziehen wird.»
    «Denken Sie bloß an eines, Doktor», befahl ich, «denken Sie bloß daran, daß sie das Allerbeste bekommt. Ein Einzelzimmer. Nachtschwestern. Alles. Bitte! Ich habe das Geld.»

20
    Es ist ausgeschlossen, in weniger als drei Stunden und zwanzig Minuten von der Straße in Manhattan nach Boston in Massachusetts zu kommen. Sie können es mir glauben: Ich habe die äußersten Zeiten auf dieser Strecke getestet und bin überzeugt, daß kein Kraftwagen, sei er ausländisch oder einheimisch, es selbst mit einer Graham-Hill-Type am Steuer schneller schafft. Ich hatte mit meinem MG 170 drauf, als ich bei der Autobahnschleife einbog.
    Ich habe einen elektrischen Rasierapparat mit Batterieantrieb, und Sie können sich darauf verlassen, daß ich mich sorgfältig rasierte und im Wagen das Hemd wechselte, ehe ich die geheiligten Amtsräume an der State Street betrat. Schon um acht Uhr früh warteten ein paar Bostoner darauf, von Oliver Barrett III empfangen zu werden. Seine Sekretärin, die mich kannte, zuckte mit keiner Wimper, als sie mich durch die Sprechanlage anmeldete.
    Mein Vater sagte nicht: «Führen Sie ihn herein.»
    Er öffnete vielmehr die Tür und erschien in eigener Person. Er sagte: «Oliver!»
    Da mir an diesem Morgen Äußerlichkeiten auffielen, stellte ich fest, daß er ein bißchen blaß aussah und daß sein Haar in den drei Jahren etwas grau (und vielleicht ein bißchen dünner)
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