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Love Story: Roman (German Edition)

Love Story: Roman (German Edition)

Titel: Love Story: Roman (German Edition)
Autoren: Erich Segal
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er mich aufwachen und Jennifer sehen ließ.
    Ich gab mir verteufelte Mühe, mich so normal wie möglich zu benehmen, darum ließ ich sie auch immer das Frühstück machen und all solche Sachen.
    «Triffst du dich heute mit Stratton?» fragte sie, während ich meinen zweiten Teller Cornflakes aß.
    «Mit wem?» fragte ich.
    «Raymond Stratton ’64», sagte sie, «deinem besten Freund. Dem Zimmergenossen, den du vor meiner Zeit hattest.» «Ach, ja. Wir wollten Tennis spielen. Ich glaube, ich sag das ab.»
    «Quatsch.»
    «Wieso denn, Jen?»
    «Sag keine Tennisspiele ab, Preppie. Ich will keinen schlappen Ehemann, verdammt noch mal!»
    «Okay», sagte ich. «Aber dann essen wir in der Stadt.»
    «Warum?» fragte sie.
    «Was heißt warum?» rief ich und versuchte, mich in einen normalen Zorn hineinzusteigern. «Kann ich nicht meine Ehehälfte zum Essen ausführen, wann es mir paßt, verdammt noch mal?»
    «Wer ist sie, Barrett? Wie heißt sie?» fragte Jenny.
    «Was?»
    «Hör mal», erklärte sie. «Wenn du mitten in der Woche deine Frau zum Essen ausführst, hast du was mit einer anderen!»
    «Jennifer!» brüllte ich, diesmal ehrlich verletzt. «Ich dulde keine solchen Reden beim Frühstück!»
    «Dann schau, daß du zum Abendessen hier bist, verstanden?»
    «Okay.»

    Und ich sagte diesem Gott, wer und wo ER auch sein mochte, daß ich mich nur zu gern mit dem Status quo abfinden ließe. Es macht mir nichts aus, Sir, zu leiden – es macht mir nichts aus zu wissen, solange nur Jenny nichts weiß. Hast du mich gehört, o HERR? Verlang dafür, was du willst.
    «Oliver?»
    «Ja, Mr.Jonas?»
    Er hatte mich in sein Büro rufen lassen.
    «Sind Sie mit dem Fall Beck vertraut?» fragte er.
    Natürlich war ich das. Robert L. Beck, LIFE- Fotograf, war von der Chicagoer Polizei zu Kleinholz gemacht worden, als er versuchte, während des Aufstandes zu fotografieren. Jonas sah darin einen der Schlüsselprozesse für die Firma.
    «Ich weiß, daß ihn die Polizei vermöbelt hat, Sir», sagte ich munter (munter, haah!) zu Jonas.
    «Ich möchte, daß Sie den Fall übernehmen, Oliver», sagte er.
    «Ich selber?» fragte ich.
    «Sie können sich einen der jüngeren Herren mitnehmen», erwiderte er.
    Der jüngeren Herrn? Ich war der jüngste in der Kanzlei. Doch ich begriff, was er sagen wollte: Oliver, trotz Ihres Geburtsscheins sind Sie in dieser Kanzlei bereits einer der Älteren. Einer von uns, Oliver.
    «Vielen Dank, Sir», sagte ich.
    «Wie rasch können Sie nach Chicago aufbrechen?» fragte er.
    Ich hatte mir vorgenommen, niemandem etwas zu sagen und die ganze Last auf meine Schultern zu nehmen. Also erzählte ich dem alten Jonas irgendeinen Blödsinn, ich weiß nicht mehr was, im Sinne von: Leider kann ich gerade jetzt nicht aus New York weg, Sir. Und ich hoffte, er würde begreifen. Aber ich weiß, daß er enttäuscht war über die Art, wie ich auf eine ganz offensichtlich bedeutsame Geste reagierte. Ach du lieber Gott, Mr.Jonas, wenn Sie erst den wahren Grund herausfinden!
    Ein Paradox: Oliver Barrett IV geht früher als sonst aus der Kanzlei weg, aber langsamer als sonst nach Hause. Wie erklärt sich das?
    Ich hatte mir angewöhnt, auf der 5. Avenue einen Schaufensterbummel zu machen und mir in Gedanken wundervolle, sinnlos teure Sachen auszusuchen, die ich Jennifer gekauft hätte, wenn ich nicht die Fiktion des Normalen hätte aufrechterhalten wollen.
    Ja, gewiß, Angst vor dem Nachhausekommen hatte ich außerdem. Jetzt nämlich, ein paar Wochen nachdem ich die Wahrheit erfahren hatte, begann sie an Gewicht zu verlieren. Ich meine, bloß ein bißchen, so daß sie es selber vermutlich gar nicht merkte. Aber ich, der Bescheid wußte, ich merkte es.
    Ich blickte in die Schaufenster der großen Fluggesellschaften: Brasilien! Die Karibische See … Hawaii … («Fort vom Alltag – fliegen Sie in die Sonne!» und so weiter.) An diesem Nachmittag stieß die TWA mit ihren Angeboten für Europareisen in die Marktlücke der toten Saison: «London zum Einkaufen … Paris für Liebende …»
    «Und was ist mit meinem Stipendium? Was ist mit Paris, das ich nie im Leben gesehen habe, verdammt noch mal?»
    «Und was ist mit unserer Heirat?»
    «Wer spricht vom Heiraten?»
    «Ich. Ich spreche jetzt davon.»
    «Du willst mich heiraten?»
    «Ja.»
    «Warum?»

    Ich war so unglaublich kreditwürdig, daß ich bereits eine Kreditkarte des Diner Club besaß. Zack … meine Unterschrift auf der punktierten Linie, und ich war stolzer
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