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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes
Autoren: Gwen Bristow
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einschloß.
    »Hier wohne ich«, sagte er. »Ich denke, wir gehen hinein und trinken eine Tasse Kaffee, um den Staub aus den Kehlen zu spülen.«
    »Fahren Sie immer so wie eben?« fragte Eleanor.
    Er sah sie verdutzt an. »Ja. Wieso? Habe ich Sie erschreckt? Dann bitte ich um Verzeihung. Aber Sie dürfen mir vertrauen. Ich bin, glaube ich, ein recht guter Fahrer.«
    »Warten Sie eine Minute.« Eleanor strich sich das Haar aus der Stirn, in ihren Augen stand jetzt ein fast hilfloses Lächeln. »Sie fahren mich einfach hierher – ich weiß von Ihnen so gut wie nichts – sind Sie sicher, daß Sie hier wohnen?«
    Sie mußte lachen, als sie sein Gesicht sah; er sah aus wie ein Junge, der über einem harmlosen Streich ertappt wurde. »Wieso?« stammelte er, »ich versichere Ihnen, ich habe hier gelebt – meine Familie hat hier gelebt seit der Revolution und noch länger.« Er zog die Bremsen, ließ den Wagen auslaufen und begann in seinen Taschen herumzufingern. »Ich müßte eigentlich irgend etwas bei mir haben, worauf mein Name steht«, sagte er. »Hier!« Er reichte ihr ein kleines silbernes Taschenmesser. In winzigen Buchstaben war auf einer der Schalen der Name ›Kester Larne‹ graviert. »Mutter hat mir das irgendwann einmal zum Geburtstag geschenkt«, lachte er, »und meinen Namen hat sie hineingravieren lassen, weil ich die Eigenschaft habe, alles zu verlieren.«
    »Ist Ihre Frau Mutter zu Hause?« fragte Eleanor.
    Er zuckte die Achseln: »Vermutlich nicht. Ich glaube, meine Eltern sind ausgegangen, Besuche zu machen. Aber das tut ja nichts. Die Dienerschaft ist ja da. Bitte, kommen Sie. Hier herein. Es ist dies der einzige Platz weit und breit, wo man eine Tasse genießbaren Kaffees bekommen kann.«
    Verrückt! dachte sie wieder, aber sie widersprach nicht. Kester setzte den Wagen wieder in Bewegung und fuhr durch das weit offen stehende Tor eine breite, gepflegte Allee hinunter. Unwillkürlich stieß Eleanor einen Ruf der Bewunderung aus. Sie fuhren unter den schattigen Kronen sehr alter Eichen dahin, die in schnurgerader Richtung auf ein großes weißes Haus zuliefen, dessen schimmernde Fassade durch graue Moosgirlanden schimmerte, die von den Zweigen der Bäume herabhingen. Gleich dem verwunschenen Schloß eines Märchens stand es dann vor ihr, das Haus, umgeben von einer breiten Veranda, deren dorische Säulen das weit überhängende Dach trugen. Die Flügel der großen Mitteltür standen weit offen; schwer und wuchtig war diese Tür und von ungewöhnlicher Höhe und Breite. Die in gleicher Höhe gehaltenen Fenster zur Linken und Rechten reichten bis zum Fußboden hinab; schwere Vorhänge hinderten den Blick in das Innere und spendeten den dahinter befindlichen Räumen kühlenden Schatten.
    Nachdem sie dem Auto entstiegen war, stand Eleanor einen Augenblick still und ließ die kühle, statuarische Schönheit des von alter Kultur zeugenden Bauwerkes und die abgeschiedene Stille der Parklandschaft auf sich wirken. Das Haus, fand sie, war griechisch und amerikanisch zugleich: ein steinernes Mal jener klassischen Zeit, die die Revolutionen gebar, die amerikanische wie die französische, jener Zeit, die sich aus dem geistigen Elan ihrer Frühzeit ihren eigenen unvergänglichen Stil schuf, einen Stil, der die Bill of Rights ebenso hervorbrachte wie die Guillotine. Der die griechischen Gewänder des frühen neunzehnten Jahrhunderts erzeugte und schließlich auch seinen Ausdruck in der Architektur fand. Der die Länder, welche der jungen Demokratie huldigten, mit Säulenbauten, Säulenhallen und Säulenkaminen ausstattete, so daß man beim Anblick eines solchen Bauwerkes in Zweifel geriet, ob man eine Kirche oder einen Bankpalast vor sich habe. Hier wie dort war man versucht, an die Akropolis zu denken. Reiche Leute hielten es zukünftig für ihre Pflicht, dafür zu sorgen, daß ihre Kinder in Häusern geboren wurden, die wie griechische Tempel aussahen. Aber irgendwie zeugten alle diese in die Gegenwart herübergeretteten Bauten noch heute für den guten Geschmack ihrer Erbauer.
    Eleanor streifte mit einem verwirrten Ausdruck in den Augen Kesters Gesicht. »Ich habe niemals einen schöneren Platz gesehen«, sagte sie leise. »Lassen Sie uns hineingehen.«
    Die Haupthalle war weit, geräumig und luftig. Unweit der Eingangstür wand sich eine Wendeltreppe hinauf in den zweiten Stock. An den Wänden hingen große, nachgedunkelte Porträts in kostbaren Rahmen. Eleanor zur Linken sah ein Mann in weißgepuderter
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