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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes
Autoren: Gwen Bristow
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viel mit Studenten zusammen gewesen, die im allgemeinen süße und puppenhafte Mädchen lieben. Hat niemals jemand versucht, Ihnen den Unterschied klarzumachen zwischen« – er hielt ein und sah sie mit einem Blick an, über den sie errötete.
    »Nun«, sagte sie, »zwischen – –?«
    Er hielt den Blick unverwandt auf sie gerichtet. »Ja – sagen wir zwischen süßen Weintrauben und – Kaviar?«
    Sie lachte, unbewußt etwas verärgert. Wie frech er war! Sie dachte an ihre männlichen Bekannten, fast ausnahmslos Studenten oder Ingenieure. Nein, keiner von ihnen hatte jemals einen solchen Vergleich gewagt. Sie gestand sich ein, daß sie von allen respektiert worden war, weil sie mathematische Gleichungen schneller zu lösen verstand als einer von ihnen. Kester Larne war beträchtlich älter als die Studenten – sechs-, siebenundzwanzig, schätzte sie, und ihre Talente und Fähigkeiten interessierten ihn vermutlich nicht im geringsten. Sie legte ihren Gedanken Zügel an; dieser Mann meinte wahrscheinlich kein Wort ehrlich, das er sagte. Die Art, in der er mit ihr umging, ließ auf beträchtliche Erfahrung schließen; sie zupfte, vor sich hinblickend, an einem Grashalm.
    Kester maß sie mit einem neckisch-prüfenden Blick.
    »Sie halten mich für einen Schwindler?« sagte er.
    »Ja«, sagte sie kurz, ohne aufzusehen.
    »Das macht nichts, das korrigiert sich mit der Zeit von selbst. Lassen Sie uns eine Fahrt machen.«
    »Eine Fahrt? Wohin?«
    »Lieber Gott! Irgendwohin! Bitte, kommen Sie!« Er war bereits aufgesprungen und hielt ihr mit einer selbstverständlichen Geste die Hände hin, um ihr aufzuhelfen.
    Eleanors Gedanken waren schneller als ihre Stimme. Ihr Verstand sagte: Er hat mich in wohlüberlegter Weise gefesselt. Er lädt mich ein und ist völlig sicher, daß ich ja sagen werde. Er vermöchte den Gedanken nicht zu ertragen, daß es irgendwo eine vernünftige, einigermaßen gut aussehende Frau geben könnte, die ihm zu widerstehen vermöchte. Hätte ich meine fünf Sinne noch beieinander, wie ich es vorhin zweifellos noch hatte, dann müßte ich jetzt nein sagen, aber –; da war irgendwo ein unerklärliches Aber.
    »Danke«, sagte sie, »warum nicht?«
    »Wunderbar!« Er ergriff ihre Hände und zog sie hoch. Sie standen einander gegenüber, und sie hatte ein leichtes Schwindelgefühl. Ich habe niemals soviel Frechheit und soviel Charme in einem Menschen gesehen, dachte sie. Er war bereits im Begriff, den Uferdamm hinabzusteigen, als sie ihn zurückhielt.
    »Sie haben Ihren Mantel vergessen.«
    »Das kommt, weil ich außer Ihnen nichts mehr sehe«, lachte er, nahm den Mantel auf und zog ihn an. Sie hatte ihn etwas zerdrückt, aber das machte nichts; die ungezwungene, selbstverständliche Eleganz seiner Erscheinung vermochte es nicht zu beeinträchtigen. Sie mühte sich, herauszubekommen, worauf der Zauber beruhte, der von diesem Manne ausging. Er kam wohl weitgehend von seiner Selbstsicherheit, von der Art, wie er sprach und wie er sich bewegte, ganz so, als ob nichts ihn anzurühren vermöchte. Die Ritter und Kreuzfahrer aus alten Geschlechtern, deren Bildnisse ihren Grabmalen eingemeißelt waren, bewahrten noch im steinernen Abbild diesen unwiderstehlichen Hauch von Hoheit und Adel.
    Sie kletterten den Deichabhang hinunter; Kester hielt stützend ihre Hand. Er öffnete den engen Schlag des Autos; Eleanor stieg ein, und er setzte sich neben sie an das Steuer.
    »Halten Sie sich fest«, sagte er; »als man diese Straße baute, hat man noch nicht an Autos gedacht.«
    Lärmend und fauchend setzte der Wagen sich in Bewegung, hoppelte widerwillig über die verkrusteten Karrenspuren, durchfuhr das Baumwollfeld und bog bald darauf in eine Straße ein. Kester begann nun schnell die Geschwindigkeit zu steigern; Hindernisse schienen für ihn nicht zu existieren, ein Gefühl für Gefahr besaß er offenbar nicht, aber das entsprach wohl der Art seines Lebens. Eleanor jedenfalls fand, es gehöre zu ihm. Sie war durch dergleichen Abenteuer nicht verwöhnt, sie fand es erregend und schön, so schnell und sicher durch die vertraute Landschaft dahinzugleiten. Um sie herum wirbelte der Staub; er ballte sich hinter dem ratternden Gefährt zu einer Wolke. Eleanor klammerte sich an ihren Sitz, sie war wie betäubt und kämpfte mit einem leichten Schwindelgefühl.
    Dann, ruckartig fast, verringerte Kester die Geschwindigkeit. Sie sah vor sich einen hohen, schmiedeeisernen Zaun, der ein geräumiges Grundstück
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