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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes
Autoren: Gwen Bristow
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kühnes, hartes Gesicht glitt der Anflug eines Lächelns. »Das ist eine ganz besondere Rasse, die Larnes«, sagte er. »Eine blaublütige Gesellschaft von Faulenzern und Tagedieben. Diese Leute hatten durch Jahrhunderte nichts anderes im Sinn, als Saufgelage zu veranstalten, Frauen zu verführen und melancholische Betrachtungen über den Bürgerkrieg anzustellen.«
    Eleanor lachte. Sie hatte sich, nunmehr in lässiger Haltung und im beglückenden Gefühl der Freiheit, wieder an ihrem Arbeitsplatz niedergelassen. »Immerhin«, sagte sie, »die Regierung hält sie für wichtig genug, ihnen zum Schutz ihrer Ländereien einen neuen Deich bauen zu lassen.«
    »Richtig«. Fred Upjohn ging zur Tür. »Und ich täte deshalb wahrscheinlich besser daran, mit meiner Meinung etwas hinter dem Berge zu halten.«
    Sie beobachtete ihn, wie er das Zelt verließ. Er ging mit schweren und wuchtigen Schritten, wie ein Mann, der die meiste Zeit seines Lebens über offene Erde gegangen ist, anstatt über den Asphalt der Städte. Hier gehe ich, Fred Upjohn, sagte jeder Schritt aus, geht mir aus dem Wege! Ein Lächeln des Stolzes glitt über ihr Gesicht. Nein, es gab keinen Menschen, den sie so ehrlich und aufrichtig bewunderte wie ihren Vater.
    Wenige Minuten später verließ sie gleichfalls den Raum und begab sich in ihr Schlafzimmer, um sich einen Mantel zu holen. Sie warf ihn lässig über den Arm, trat ins Freie und begann den verlassenen Uferdamm hinaufzusteigen. Mit ihren ruhigen, gleichmäßigen Schritten ging sie den Kamm entlang. Ein wundersames Flirren war in der Luft; sie glitzerte fast. Auf der einen Seite des Deiches dehnte sich unabsehbar das Land, die aufgebrochene schwarze Erde, bereit zur Aufnahme der neuen Pflanzen; auf der anderen glänzte in majestätischer Pracht der alte Strom, im Sonnenglast leuchtend wie ein Band von Feuer und Gold.
    Als sie bei einer alten, breitästigen Eiche ankam, deren knorrige Wurzeln im alten Uferdamm steckten, blieb sie aufatmend stehen, lehnte sich gegen den mächtigen Stamm und sah beglückt in den trunkenen Glanz des späten Nachmittages.
    Hinter ihr glitt der Strom in gemächlicher Ruhe dahin. Auf dem breiten Sandstreifen zwischen Wasser und Deich, der bei dem augenblicklich niedrigen Wasserstand völlig ausgetrocknet war, erstreckte sich die kleine Zeltstadt, in der die Deicharbeiter wohnten. Dreihundert Meter weiter konnte Eleanor die Männer und die von Maultieren gezogenen Schaufelkarren beobachten, die Tonnen von Erde heraufholten und sie auf der Baustelle abluden. Dort würde sich nun bald der neue Deich erheben und die Aufgabe des alten übernehmen, auf dem sie stand; der war durch die Hochwasser vieler Jahre und besonders durch die schweren Unwetter vom April des letzten Jahres stark angeschlagen und bot der reißenden Gewalt des Stromes keinen Widerstand mehr.
    Eleanor liebte diesen Anblick: auf der einen Seite der Frieden der Baumwollfelder, auf der anderen das geschäftige Treiben des Lagers, wo die Kinder zwischen den Zelten spielten, während ihre Mütter kochten und ihre Väter mit der Kraft ihrer Hände den neuen Schutzwall errichteten. Sie kannte den Strom in all seinen vielfältigen Möglichkeiten: lohfarben im Sonnenglast, purpurn am Abend, wenn die Sonne sank, weißglitzernd im kalten Licht des Mondes, brav und fügsam im Herbst und wild wie der Panther, wenn die Frühlingsstürme das Land durchbrausten. Wer wie sie im Deichbaulager aufgewachsen war, der liebte den Strom und fürchtete ihn zugleich, dem war er wie ein milder und gnädiger König, von dem man doch weiß, daß er die Macht über Leben und Tod in seinen Händen hält.
    Sie hatte ein Weilchen halb träumend gestanden, als sie aus der Ferne das ratternde Geräusch eines Motors vernahm. Taktmäßig und unbeirrbar durchschnitten die hämmernden Stöße in gleichmäßigem Rhythmus den vom Zeltlager herüberkommenden Lärm. Sie drehte sich um, die Ursache des Geräusches zu erforschen. Auf der quer durch die Felder führenden, für die Baumwollkarren bestimmten Straße kam, Rauch ausspeiend und knatternd, eines jener klobigen und ungefügen Automobile heran, die neuerdings in Mode kamen. Es fauchte, hüpfte und wand sich auf der trockenen, von zahllosen Karrenrädern ausgefahrenen Straße, die für solch vornehme Vehikel nicht gedacht war.
    Das Auto hatte kein Verdeck; als es näher kam, konnte Eleanor einen Mann am Steuer sehen, der keinen Hut trug und dessen dunkles Haar im Wind flatterte. Nahe einer
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