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Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Titel: Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße
Autoren: Gwen Bristow
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ein kräftiges Essen heute abend. Morgen in aller Frühe müssen wir los!«
    »Gute Arbeit?« fragte sie eifrig.
    »Es geht, es geht!« meinten die Brüder, ein wenig von oben herab, als wollten sie sagen: geschickte Kerle wie wir – uns trägt man die Arbeit hinterher; wir brauchen nur auszusuchen, was uns am meisten behagt.
    »Großartig!« sagte der alte Upjohn.
    Die Burschen grinsten mit vollen Backen. Sie nahmen ihrem Vater nicht viel übel; beschwerten sich wohl hier und da über seine Faulheit und waren im geheimen stolz auf ihn: er verstand es, dicke Reden zu halten, und die Nachbarn respektierten ihn.
    »Ihr seid gute Söhne!« sagte Mrs. Upjohn. »Wollte Gott, ich hätte mehr als bloß euch zwei übrigbehalten!« Sie seufzte. Sie hatte so viele Kinder geboren; aber schwieriger war es, in diesem Elend und dieser Enge die Kinder auch großzuziehen. Die kleinen Dinger legten sich einfach hin und starben.
    Lemmy und George beredeten die neue Arbeit; George gab Lemmy gewöhnlich nach, denn Lemmy war älter.
    »Wir werden Zypressen fällen – in einem Sumpfland zwischen Dalroy und New Orleans«, berichtete Lemmy. »Der Sumpf gehört Mr. Denis Larne, demselben, der auf der Plantage Ardeith sitzt. Wir kriegen erstklassige Löhne.« Er legte bedeutsam eine Pause ein.
    »Fünfundsiebzig Cents am Tag!«
    »Fünfundsiebzig Cents am Tag!« wiederholten alle; es ging wie ein Echo um den Tisch.
    Die Brüder nickten: »Anständige Löhne, was?«
    »Dieser Mr. Larne muß ein ordentlicher Mensch sein!« stellte Budge fest. »Macht seine Leute nicht zuschanden wie mancher andere!«
    »Seht euch vor!« sagte der alte Upjohn. »In den Sümpfen, da holt man sich leicht das Fieber um diese Jahreszeit!«
    »Ach was!« antwortete George; er war böse, daß der Vater den guten Nachrichten einen Dämpfer aufsetzte. »Das Sumpffieber hat uns noch nie was anhaben können. Wir sind zähe. Kann ich mal den Sirup haben, Corrie May?«
    Corrie May reichte ihm den Topf mit dem süßen braunen Saft ohne ein Wort. Was ihr vor dem Essen durch den Kopf gegangen war, hatte ihr die Freude verdorben. Sie hatte den Brüdern Arbeit verschafft – nun gut! Für fünfundsiebzig Cents am Tage, wie erbärmlich!
    »Außerdem«, fuhr Lemmy fort, »ich will dir was sagen, Papa. Ein paar von den Männern haben allerhand vom Fieber gesprochen. Mr. Larne sagte, daß manchmal ein paar Leute Fieber bekommen, da bei den Zypressen. Aber er ließe die Männer nicht hingehen, wo sie krank werden; sein Sumpf, der wäre gesund, da würde keiner krank! Und wenn doch einer am Fieber sterben sollte – dafür wäre auch gesorgt. Dann würde den Hinterbliebenen eine Versicherung ausgezahlt –: fünfzig Dollar!« Genießerisch langsam ließ er die letzten Silben fallen, damit sie auch jeder begriff.
    »Fünf – zig Dol – lar?« Sie wiederholten die Worte ehrfurchtsvoll und bewundernd.
    »So wahr ich geboren bin: fünfzig Dollar!« sagten Lemmy und George wie aus einem Munde. George fügte hinzu: »Mit dem Fieber kann es nicht schlimm sein, sonst würde Mr. Larne nicht so viel riskieren!«
    So ging das Abendmahl vergnügt vonstatten. Die Brüder legten sich bald zu Bett; sie hatten früh auf und fertig zu sein am nächsten Morgen.
    Budge flüsterte mit Corrie May, ob sie nicht noch am Hafen entlang mit ihm einen Spaziergang machen wollte. Aber sie fühlte sich nicht mehr munter genug.
    Der Mutter gefiel das nicht besonders. Doch Corrie May brauchte Zeit, um nachzudenken. Budge nahm also Abschied; er schied ein wenig gekränkt. Corrie May wusch das Geschirr. Was gab es groß nachzudenken! Gegen Budge war nicht viel einzuwenden; sie konnte sich keinen besseren Mann wünschen. Und trotzdem war in ihrem Innern ein böser Ärger wach geworden; wie sie die Umstände plötzlich haßte, in die sie hineingeboren war; sie redete sich selbst gut zu, vernünftig zu sein und nicht Unmögliches zu verlangen. Doch das Unbehagen und die Unzufriedenheit, die ihr Herz beschlichen, wollten nicht weichen.
    In dem kleinen Verschlag hinter der Küche kroch sie ins Bett. Sie hörte den Vater schnarchen – und hörte auch die Mutter: wie ihr der Atem leise pfeifend durch die Lücke hinter der Oberlippe fuhr, wo ihr die Zähne fehlten. Corrie hielt sich die Ohren zu und vergrub ihr Gesicht in den Kissen.

Zweites Kapitel
I
    V ier Wochen zogen ins Land, und alles ließ sich großartig an. Welch Glück, daß die Brüder für einen so guten Herrn wie Mr. Larne arbeiten durften. Der
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