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Lorettas letzter Vorhang

Lorettas letzter Vorhang

Titel: Lorettas letzter Vorhang
Autoren: Petra Oelker
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schrieb, wurde nicht nur eine für die weitere Entwicklung grundlegende bürgerliche Poetik des Dramas, sie dokumentiert auch einzigartig die Theaterpraxis jener Zeit. Auch wenn L. über Analyse, Kritik und Kommentierung der in den ersten vierzehn Wochen aufgeführten Stücke nicht hinauskam.
    Löwen, Johann Friedrich (1727   –   1771)
Der Schauspieler und Lustspieldichter mit aufklärerischem Engagement fungierte als eine Art künstlerischer Direktor am (→) Hamburger Nationaltheater. Seine Frau Eleonore Luise Dorothea L. (1738   –   1783) gehörte als Schauspielerin zum Ensemble und galt als sehr talentiert.
    Merchant Adventurers
Die englische Kaufmannsgilde «Right Worshipful Company of M.   A.» hatte im 17.   Jh. das alleinige Recht, sich auf dem Festland niederzulassen und englische Ware, zunächst vor allem Tuche, zu verkaufen und zu stapeln, d.   h. zu lagern. 1605 wählten sie endgültig Hamburg zu ihrem Standort und schlossen mit dem Rat einen Vertrag, der ihnen nahezu die gleichen Rechte wie den Hamburgern garantierte. Der Vorsitzende der Vereinigung, der Deputy Governor oder Courtmaster, hatte auch die Gerichtsherrschaft nach englischem Recht über seine Mitglieder und die meisten anderen in Hamburg lebenden Engländer. Anders als viele Niederländer, die sich endgültig in Hamburg ansiedelten, verfolgten die Engländer nur Handelsinteressen und kehrten in der Regel nach wenigen Jahren in ihre Heimat zurück. Lager- und Kontorräume unddie Wohnungen des Courtmasters, Schreibers und Aufsehers befanden sich im «Englischen Haus», einem spätgotischen (erb. 1478) Doppelhaus aus massivem Backstein mit prächtiger Fassade und hohem Staffelgiebel in der Gröninger Straße. Es wurde 1819 abgerissen. In der Mitte des 18.   Jhs. hatte die Vereinigung nur noch geringe, mehr gesellschaftliche als ökonomische Bedeutung.
    Neuer Wandrahm
Der Name bezeichnet seit dem 17.   Jh. die Verlängerung des Alten W.   Beide Straßen liegen auf der Wandrahminsel, im Areal der heutigen, erst ab 1885 erbauten Speicherstadt. Bis zur Verlegung auf den noch südlicheren Grasbrook vor den Wällen im Jahr 1609 standen hier die Wandrahmen, große Gestelle, in die die Tuchmacher das gefärbte Tuch (Wand, Lein-Wand) zum Trocknen und Glätten einspannten. Der Begriff Wand für Tuch geht auf das 8.   Jh. zurück. Er bedeutete in gotischer Zeit Rute und übertrug sich über die aus Ruten geflochtene (und mit Lehm verputzte) Haus«wand»› auf das wie ein Flechtwerk strukturierte Gewebte.
    Reimarus, Hermann Samuel (1694   –   1768)
Der Theologe und Prof. für orientalische Sprachen am Akademischen Gymnasium propagierte eine auf Vernunft gegründete, natürliche Religion. Seine radikale Bibel- und Kirchenkritik
Apologie oder Schutzschrift für die vernünftigen Verehrer Gottes
wagte er wegen der auch in Hamburg mächtigen orthodoxen Lutheraner nicht zu veröffentlichen. Als Lessing sechs Jahre nach R.   Tod Auszüge als
Fragmente eines Wolfenbüttelschen Ungenannten
drucken ließ, begann der jahrelange erbitterte Streit zwischen Lessing und dem Hauptpastor der Hamburger St.-Katharinen-Kirche, Johann Melchior Goeze (1717   –   1786). R. gilt auchals Wegbereiter der hist.-kritischen Leben-Jesu-Forschung. Sein Sohn, der Arzt
Johann Albrecht Heinrich R. (1729   –   1814)
, gehörte wie auch seine Tochter
Elise R. (1735   –   1805)
zu den engen Freunden Lessings. Er engagierte sich neben seiner äußerst fortschrittlichen ärztlichen Tätigkeit und seiner Professur (ab 1796) für Naturlehre und Naturgeschichte besonders für größtmögliche Freiheit in Handel, Gewerbe, Gesundheits- und Erziehungswesen. Er setzte gegen den herrschenden Aberglauben u.   a. die Pockenimpfung und den Blitzableiter durch. Er war, wie ein späterer Historiker schrieb, «ein Feind jeden Zwanges, ein Fürsprecher der Freiheit und trat gegen eine Legion von Verboten und Mißbräuchen politischer, sozialer und religiöser Art auf». Sein Haus wurde, auch dank seiner klugen zweiten Frau Sophie (seit 1770), ein zentraler Treffpunkt nicht nur der Hamburger Aufklärer und Künstler, «der Licht- und Mittelpunkt des geistigen Hamburg», so der Weimarer Pädagoge Böttiger. Das Theater interessierte ihn nicht, dafür um so mehr seine Schwester Elise, wie Sophie R. eine hochgebildete, ungewöhnlich aktive Frau, die – wie es heißt – auf die Ehe verzichtete, um ihr Leben im kulturellen und politischen Zentrum nicht einschränken oder aufgeben
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