Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lords of Salem: Roman (German Edition)

Lords of Salem: Roman (German Edition)

Titel: Lords of Salem: Roman (German Edition)
Autoren: Rob Zombie
Vom Netzwerk:
versammelten und vor den Musikern in den Roben verbeugten.
    Neben ihm murmelte Heidi vor sich hin. Mein Gott, wenn sie noch ein einziges Mal wiederholte, dass sie zu Fuß gegangen sei, weil Whitey nicht aufgetaucht war, würde er in Panik ausbrechen. Was immer sie auch sagte, schlimmer konnte es nicht werden, dachte er.
    Es stellte sich heraus, dass er sich irrte. Sie sagte: » Unheiliger Vater, offenbare dich in dieser heutigen Nacht. Ich bin nur deine bescheidene Dienerin im Land des Elends.«
    Was zum Teufel sollte das? Steckte sie mit drin? War das Ganze ein raffinierter Scherz, mit dem der Sender ihn verarschen wollte? Oder trieb Heidi nur Blödsinn und spielte mit, um ihm einen Schrecken einzujagen? Er hoffte es, denn er hatte das Gefühl, alle anderen Möglichkeiten lieber nicht wissen zu wollen.
    » Was hast du gesagt?«, fragte Herman. » Wie bitte?«
    » Hilf mir, diese neue Welt zu erschaffen, mit der gesegneten Ausgeburt deiner Herrlichkeit.«
    Sie stand auf und ging auf den Mittelgang zu.
    » Wo gehst du hin, verdammt?«, fragte Herman. Doch plötzlich konnte er sie nicht mehr sehen, weil eine kräftige Windbö durch den Saal fegte und dicke Wolken schwarzen Qualms zur Decke steigen ließ. Herman hustete und würgte, seine Augen tränten, und er wedelte mit der Hand, um die Luft vor seinem Gesicht zu klären. Als er Heidi wieder erkennen konnte, war sie fast am Ende des Mittelgangs angekommen. Sie hatte ihre Jacke abgeworfen und zog sich gerade den Pullover über den Kopf. Als sie die Treppe zur Bühne erreichte, trug sie nur noch ihr Nachthemd, ein weißes, halb durchsichtiges kurzes Kleidchen. Es war mit einem Zeichen geschmückt, das Herman erkannte. Es war dasselbe Symbol wie auf der Platte der Lords.
    Zuerst, als sie das Palladium betreten hatte, schien ihr Körper nicht dorthin gehen zu wollen, wohin sie strebte. Als Heidi sich auf einen Sitz ziemlich weit hinten neben Herman setzen wollte, versuchte etwas, ihre Füße umzudrehen und sie den Mittelgang entlang auf die Bühne zuzusteuern. Der Drang war zwar nicht allzu stark, sodass sie ihm mit ein wenig Anstrengung widerstehen konnte, aber trotzdem seltsam und verstörend. Auch nachdem sie sich hingesetzt hatte, spürte sie ein Ziehen, etwas, das sie drängte aufzustehen und zu den anderen Frauen zu gehen, die sich vor der Bühne herumtrieben oder dort saßen. Meine Schwestern , dachte sie zunächst, und dann: Eigenartig. Wie komme ich auf die Idee?
    Während sie sich also darauf konzentrierte, ruhig sitzenzubleiben, begannen ihr andere Dinge zu entgleiten. Herman fragte sie etwas, und sie legte sich im Kopf eine geistreiche Antwort zurecht, doch ihr Mund sprach sie nicht aus. Ihre Stimme sagte etwas anderes, etwas, das sie draußen vor der Tür schon auf eine andere Frage zur Antwort gegeben hatte. Und auch dort draußen hatte es sich nicht so angefühlt, als sagte sie es, sondern so, als spräche jemand durch sie. Was war los mit ihr?
    Wenn sie es sich recht überlegte, hatte sie auch auf dem Herweg nicht das Gefühl gehabt, dass sie es war, die ihre Schritte lenkte. Einen Augenblick zuvor war sie noch in ihrer Wohnung gewesen, und seltsame und beunruhigende Dinge waren geschehen. Was war passiert? Sie hatte vergeblich versucht hinauszugehen. Jedes Mal, wenn sie die Tür geöffnet hatte, hatte etwas nicht gestimmt.
    Nein, das musste sie geträumt haben, oder? So etwas geschah nicht wirklich, das war unmöglich. Sie hatte zuvor schon Albträume gehabt. Das war nur ein weiterer.
    Sie wusste auch nicht mehr, wie sie das Haus verlassen hatte. An den Weg konnte sie sich noch erinnern, aber nur bruchstückhaft. Und sie musste sich sogar anstrengen, um sich ins Gedächtnis zu rufen, wie sie mit Herman draußen geredet hatte. Auch dabei hatte es sich angefühlt, als beobachtete sie ihren Körper nur beim Sprechen, statt sich darin zu befinden.
    Später im Theater sagte Herman, offensichtlich überrascht von ihrer Antwort, noch etwas, und sie spürte wieder, wie ihr Geist sich eine Entgegnung zurechtlegte, während die Zunge sich schon in Bewegung setzte und erneut einen Satz wiederholte, der überhaupt nicht zur Situation passte. Sie wollte sich zu ihm drehen und ihm erklären, dass etwas nicht stimmte und sie nicht wusste, was mit ihr geschah, doch ihr Kopf weigerte sich, sich von der Bühne abzuwenden. Egal, wie sehr sie sich bemühte, er rührte sich nicht und starrte weiter nach vorn. Sie konnte nichts anderes tun, als verzweifelt mit den Augen zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher