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Lord Stonevilles Geheimnis

Lord Stonevilles Geheimnis

Titel: Lord Stonevilles Geheimnis
Autoren: Sabrina Jeffries
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lange wie möglich hinausgeschoben.
      »Bist du bereit?«, fragte er Maria, als sie vor der Bibliothek standen.
      »So bereit, wie es eben geht«, antwortete sie mit einem nervösen Lächeln.
      Oliver wusste, dass sie um seinetwegen besorgt war, und ihm ging es nicht anders. Am liebsten hätte er auf der Stelle kehrtgemacht und wäre wieder in seinem Schlafzimmer verschwunden, um seine Pflichten gegenüber dem Anwesen und seiner Familie für den Rest des Tages zu vergessen und seine Frau nach allen Regeln der Kunst zu lieben. Aber das würde Maria wohl nicht zulassen. Für eine Amerikanerin hatte sie ein recht ausgeprägtes aristokratisches Pflichtbewusstsein, was er zu seiner Überraschung äußerst erregend fand.
      »Sie werden uns beide hassen, ist dir das klar?«, fragte er.
      »Das bezweifle ich«, entgegnete sie. »Und wenn doch, dann nicht sehr lange.«
      Oliver war sich da nicht so sicher, aber trotzdem öffnete er die Tür und führte Maria in die Bibliothek.
      Seine Geschwister saßen genau so um den großen Tisch wie an dem Tag, als ihre Großmutter ihnen das Ultimatum gestellt hatte, doch heute waren sie wesentlich heiterer gestimmt.
      »Und, Oliver, was meinst du?«, fragte Jarret, als Oliver Maria einen Stuhl anbot. »Wird Großmutter einlenken, nachdem du nun endlich verheiratet bist?«
      »Warum hätte sie diese Versammlung sonst einberufen?«, meinte Minerva. »Sie hat bekommen, was sie wollte: Oliver hat eine Frau und kümmert sich um das Gut.«
      »Selbst wenn sie nicht einlenkt«, bemerkte Gabe, »haben wir ihr Geld dank Marias Vermögen doch gar nicht nötig, oder, Oliver?« Er lächelte Maria an. »Dafür sind wir dir sehr dankbar, Maria.«
      Es wurde Zeit, ihnen reinen Wein einzuschenken. »Eigentlich haben meine Frau und ich beschlossen, dass ein Teil ihres Geldes zur Versorgung ihrer Familie verwendet wird. Wie ihr wisst, hat sie eine Tante und vier Vettern. Der andere Teil fließt in einen Fonds für unsere Kinder.«
      Gabe machte ein langes Gesicht.
      »Und ich bin übrigens derjenige, der diese Versammlung einberufen hat«, fügte Oliver hinzu. »Nicht Großmutter.«
      In diesem Moment kam die Großmutter auf ihren Stock gestützt hereingehumpelt. »Bitte entschuldigt meine Verspätung, aber es gab Schwierigkeiten in der Brauerei.«
      »Das macht doch nichts«, sagte Oliver. »Wir haben gerade erst angefangen.«
      Als er ihr einen Stuhl anbot und in die fassungslosen Gesichter seiner Geschwister blickte, konnte er sich nur mit Mühe ein Grinsen verkneifen.
      »Nun denn«, sagte er, als er an den Kopf des Tischs zurückkehrte. »Ich denke, ihr solltet wissen, dass Großmutters ursprüngliche Forderung noch gilt. Ihr vier müsst heiraten, sonst enterbt sie uns alle. Ich habe meine Pflicht bereits erfüllt. Also schlage ich vor, dass ihr ebenfalls anfangt, nach geeigneten Ehepartnern Ausschau zu halten, während Maria und ich in Amerika sind.«
      Es dauerte einen Moment, bis seine Geschwister die Bedeutung seiner Worte erfassten.
      Minerva war die Erste, die ihrem Ärger Luft machte. »Das ist ungerecht!«, polterte sie los. »Großmutter, du wirst deinen Erben bestimmt innerhalb kürzester Zeit von Oliver und Maria bekommen, wenn man bedenkt, wie viel Zeit sie in ihrem Schlafzimmer verbringen. Warum in Gottes Namen willst du diese Farce unbedingt fortsetzen?«
      »Ich habe sie darum gebeten«, erklärte Oliver. Als seine Geschwister ihn mit großen Augen ansahen, fügte er hinzu: »Großmutter hat recht. Die Höllenbrut von Halstead Hall muss erwachsen werden! Es wird höchste Zeit, dass wir unseren Platz in der Welt finden. Wir sind zu lange geschlafwandelt, eingeschlossen in die Vergangenheit und unfähig, ein erfülltes Leben zu führen. Nachdem Maria mich geweckt hat, möchte ich, dass auch ihr aufwacht. Hört auf, gegen Schatten zu kämpfen und euch im Dunkeln vor dem Skandal um unsere Eltern zu verstecken. Ich möchte, dass ihr findet, was ich gefunden habe: Liebe.«
      Er sah Maria an, die ihm ein aufmunterndes Lächeln schenkte. Sie waren sich einig darin, dass sie seine Geschwister nur auf diese Weise zu ihrem Glück zwingen konnten.
      »Es ist ja schön, dass du so glücklich mit Maria bist«, sagte Minerva, »aber mir geht es auch ohne Partner hervorragend. Mit diesem Geschwafel willst du uns doch nur darüber hinwegtäuschen, dass du dich mit Großmutter zusammengetan hast, um unser Leben zu ruinieren.« Sie sah Maria verärgert an.
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