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Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition)

Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition)

Titel: Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition)
Autoren: Nalini Singh
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Liliana glaubte schon zu sehen, wie das eklige Vieh sein Maul erwartungsvoll aufriss, aber es ließ Micah doch passieren. Erst als Liliana folgen wollte, verstellte es ihr den Weg. Sie hörte, wie Micahs Schwert durch die Luft zischte, aber sie schüttelte den Kopf. „Warte.“
    Der Tausendfüßler wand seinen langen Leib vor, um an ihrer Wunde zu saugen, ein schreckliches Gefühl, von dem sie sich übergeben wollte, aber sie konnte es doch ertragen. Sie zog die Hand fort, nachdem das Monster gekostet hatte – mit einer Bestimmtheit, die sie gelernt hatte, nachdem ihr Vater sie ein paarmal mit diesem Biest zusammen in eine Grube geworfen hatte, als es noch im Wachstum gewesen war –, und schloss sie zur Faust, als sie an dem Monster vorbeiging.
    Micahs Leib war reglos wie eine steinerne Mauer, seine Augen waren fest auf den Tausendfüßler gerichtet. „Wenn dieses Vieh nicht mit deinem Vater zusammen stirbt“, sagte er in einem Tonfall, in dem der Abgrund widerhallte, „dann nehme ich es mit nach Hause und verfüttere es eigenhändig an die Basilisken.“
    Noch nie war jemand für sie eingestanden. Niemand außer Micah.
    Ihr Herz war ein Knoten aus Schmerz und Liebe, als sie ihm das Blut mit einem feuchten, aber nicht nassen Teil ihres Ärmels von Gesicht und Händen wischte. „Das Turmzimmer, in dem er seine Magie ausübt, ist am Ende dieser Treppe.“
    „Spürst du ihn?“
    „Ja.“ Sie liefen die Stufen, so schnell sie konnten, hinauf – so wie sie ihren Vater kannte, hatte er sich nicht die Mühe gemacht, Fallen zu stellen, weil er sich sicher war, dass an dem Tausendfüßler nichts vorbeikam.
    Sie irrte sich.
    Die scharfen Metallspeere schossen drei Schritte vor der Tür zum Turmzimmer aus der Wand und spießten sie an der gegenüberliegenden Mauer auf. Micah, der einen Schritt vor ihr lief, brüllte, dass es das Fundament der Burg selbst erschütterte. Als sie an sich hinabsah, entdeckte sie die riesigen Speere in ihrem Bauch, ihrer Brust, ihren Beinen, Armen und Schultern. Es tat nicht weh. Das würde später kommen. Blut quoll langsam und dunkel in das feuchte Schwarz ihrer Laufburschen-Tunika.
    Sie.
Die Falle war an das Blut der
einzigen
anderen Person gebunden, die den Tausendfüßler kontrollieren konnte. Wenn sie Micah nicht das Blut abgewischt hätte, wäre er es gewesen. „Danke“, flüsterte sie dem Schicksal zu, das ihn gerettet hatte, den Mann, dem ihr ganzes Herz gehörte.
    Heiße raue Hände erfassten ihr Gesicht. „Du …wirst … nicht … sterben.“ Ein Befehl.
    Blut troff ihr aus dem Mund. „Geh“, flüsterte sie, so froh, dass er am Leben war. „Lass ihn nicht gewinnen.“ Das Atmen fiel ihr immer schwerer, das Sprechen auch, aber sie musste ihn dazu bringen, weiterzumachen. „Wenn er gewinnt …“, die rote Flüssigkeit tropfte ihre Arme hinab auf den Boden, „… dann ist alles verloren. Deine Brüder. Deine Schwester.“
    Micah war alles andere und alle anderen egal. Nur Liliana war wichtig. Aber dann richtete sich ihr Blick flackernd auf etwas hinter seinem Rücken, und der stumme Schrecken darin ließ ihn gerade rechtzeitig herumfahren, um die Rüstung über seinen Hals und sein Gesicht zu schließen, ehe ein knochendürrer Mann mit verwesender Haut ein Dutzend fleischfressender Käfer auf ihn warf. Sie fielen von ihm ab und krabbelten auf Lilianas verwundbaren und bereits schwer verletzten Körper zu.
    Nein!
    Er zerquetsche sie alle, aber das brauchte Zeit und erlaubte es dem Blutmagier, die Arme zu heben und einen Zauber zu sprechen, der eisige Kälte die Treppe hinaufkriechen ließ. Verdorbene Seelen wurden aus den Gefängnissen gerissen, in denen der Zauberer sie festgehalten hatte.
    „Tötet ihn!“, brüllte der Blutmagier.
    Er kämpfte mit all seiner Macht gegen die Seelen und schützte Liliana mit seinem Körper. Micah zerriss ihre Schattengestalten, aber es waren viele, und er war weit entfernt vom Abgrund. Ihre eisigen Finger drangen durch seine Rüstung bis an sein Herz, und er musste jede letzte Kraftreserve aufwenden, damit sie die Finger nicht darum schließen konnten.
    Dann hörte er den Befehl: „
Verschwindet.“
    Kreischend wurden die Geister dorthin zurückgesaugt, wo sie herkamen. Lilianas Blutmagie war stark … weil so viel von ihrem Lebenssaft den Boden und die Mauern der Burg befleckte. Der Blutmagier kreischte vor Wut und wirbelte zurück in sein Turmzimmer. Micah folgte ihm nicht. Stattdessen legte er Liliana eine Hand an die Wange.
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