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Long Dark Night

Long Dark Night

Titel: Long Dark Night
Autoren: Ed McBain
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Monroe.
    »Es gibt auch Bücher, in denen irgendwelche Amateure Mordfälle lösen«, sagte Monoghan.
    Monroe sah auf seine Uhr.
    »Habt ihr die Sache hier unter Kontrolle?« fragte er. »Klar«, sagte Carella.
    »Wenn ihr einen Tip oder Hilfe braucht, ruft uns einfach an.«
    »Und haltet uns auf dem laufenden.«
    »Mit drei Durchschlägen«, sagte Monoghan.
    Im Schlafzimmer stand ein Doppelbett, bedeckt mit einer Tagesdecke, die ausländischer Herkunft zu sein schien, und einer Kommode, die eindeutig aus Europa stammte, mit verzierten Schubladengriffen und Intarsien an den Seiten und auf der Oberfläche. In den Schubläden stapelten sich Unterwäsche, Söckchen, Strumpfhosen, Pullover und Blusen. In der obersten fanden sie eine Keksdose aus Blech mit Modeschmuck darin.
    Im Schlafzimmer stand nur ein Schrank, der mit Kleidern vollgestopft war, die vor gut fünfzig Jahren überaus chic gewesen sein mußten, jetzt aber schrecklich unmodern und, in den meisten Fällen, zerlumpt und ausgefranst wirkten. Aus dem Schrank kam ein leicht muffiger Geruch. Muffigkeit und Alter. Das hohe Alter der Kleidung, das hohe Alter der Frau, die sie einst getragen hatte. Diese Wohnung strahlte eine unbeschreibliche Traurigkeit aus.
    Schweigend machten sie sich an die Arbeit.
     
    Im Wohnzimmer stand eine Stehlampe mit Quasten am Schirm.
    An den Wänden hingen gerahmte Schwarzweißfotos von fremden Menschen an noch fremderen Orten.
    Es gab ein Sofa mit reich verzierten, geschnitzten Beinen, durchgesessenen Polstern und verblichenen Spitzenschonbezügen.
    Es gab einen Plattenspieler, auf dessen Teller eine Shellackplatte lag, eine Achtundsiebziger. Carella beugte sich hinab und sah das alte rote Label der Plattenfirma RCA Victor mit dem Bild des Hundes, der in den Schalltrichter eines altmodischen Plattenspielers schaut. Er betrachtete das Label.
    Neben dem Plattenspieler stapelten sich auf einem Tisch Achtundsiebziger- und Dreiunddreißiger-Platten.
    An einer Wand stand ein Klavier. Die Tasten waren mit Staub bedeckt. Ganz offensichtlich hatte lange niemand mehr darauf gespielt. Als sie den Deckel des Klavierbänkchens aufmachten, fanden sie das Album.
     
    Mit Sammelalben sind immer Fragen verbunden.
    Wurde das Buch von der Person angelegt und fortgeführt, mit der es sich beschäftigte? Oder hatte jemand anders es zusammengetragen?
    Es gab keinen Hinweis darauf, wer mühevoll und pingelig die zahlreichen Zeitungsausschnitte und anderen Erinnerungsstücke in dem Buch zusammengetragen hatte.
    Das erste Souvenir in dem Album war ein Programm der Albert Hall in London, in der eine dreiundzwanzigjährige russische Pianistin namens Svetlana Dyalovich ein triumphales Debüt gefeiert hatte. Unter Leonard Hörne als Dirigent der Londoner Philharmoniker hatte sie Tschaikowskys Klavierkonzert Nr. 1 in b-moll gespielt.
    Die hier gesammelten Kritiken aus der Londoner Times, dem Spectator und dem Guardian waren überschwenglich. Man nannte sie eine »große Musikerin« und »Virtuosin«, lobte ihr »elektrisierendes Temperament«, ihre »Fähigkeit zu animalischer Begeisterung« und »ihre natürliche Begabung für einen großartigen Höhepunkt des Wohlklangs und grandioser Schnelligkeit«.
    Der Kritiker der Times faßte es folgendermaßen zusammen: »Unter Miss Dyalovichs Händen war das Piano wie ein zweites Orchester, fast so strahlend und eloquent wie das erste, und ihr Spiel war so gekonnt und superb, so breit gefächert in seiner Farbe und Ausdruckskraft, daß sie sogar den Komponisten überrascht hätte. Hier muß der erstaunlichste Empfang dokumentiert werden, den man seit vielen Spielzeiten einer Pianistin in London bereitet hat, der Auftritt eines neuen Talents, der nicht ignoriert oder heruntergespielt werden kann.«
    Sechs Monate später war ein ähnlich triumphales Konzert in der Carnegie Hall in New York gefolgt, und dann drei weitere Konzerte in Europa, eins in der Scala in Mailand, eins mit dem Orchestre Symphonique de Paris und das dritte mit dem Concertgebouw Orchestra in Holland. In rascher Folge hatte sie zehn Solistenkonzerte in Schweden, Norwegen und Dänemark und dann fünf weitere in der Schweiz. Sie hatte das Jahr mit Konzerten in Wien, Budapest, Prag, Lüttich, Antwerpen, Brüssel und dann noch einmal in Paris beendet. Es verwunderte kaum, daß das damals vierundzwanzigjährige musikalische Genie im März des nachfolgenden Jahres mit einem Porträt im Time Magazine geehrt wurde. Das Titelbild zeigte eine hochgewachsene blonde
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