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Lonely Planet Reiseführer Berlin

Lonely Planet Reiseführer Berlin

Titel: Lonely Planet Reiseführer Berlin
Autoren: Andrea Schulte-Peevers
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zu etablieren. Er verbesserte z. B. die Verteidigungssituation der Stadt mit neuen Befestigungsanlagen aus 13 Bastionen und machte Berlin zu einer Garnisonsstadt. Mit den Einnahmen aus zusätzlichen Steuern ließ er drei neue Stadtviertel (Friedrichswerder, Dorotheenstadt und Friedrichstadt) bauen, außerdem einen Verbindungskanal zwischen Spree und Oder (womit er die Position Berlins als Handelsknotenpunkt stärkte), den Lustgarten und die Prachtstraße Unter den Linden.
    Das nachhaltigste Vermächtnis des Großen Kurfürsten war die Ansiedlung von Flüchtlingen, denn dadurch wuchs die Bevölkerung wieder. 1671 trafen 50 jüdische Familien aus Wien ein, gefolgt von protestantischen und überwiegend hoch qualifizierten Hugenotten, die 1685 von König Ludwig XIV. aus Frankreich vertrieben wurden. Der Französische Dom am Gendarmenmarkt zeugt noch heute von dem starken hugenottischen Einfluss in der Stadt. Zwischen 1680 und 1710 verdreifachte sich Berlins Einwohnerzahl auf 56 000. Damit zählte die Stadt zu den größten des Heiligen Römischen Reichs.
    Der Sohn des Großen Kurfürsten, Friedrich III., war ein ehrgeiziger Mann. Er hatte einen ausgeprägten Sinn für Kunst und Wissenschaft und führte zusammen mit seiner geliebten Ehefrau Sophie Charlotte einen lebendigen und intellektuell geprägten Hof. 1696 gründete er die Akademie der Künste und 1700 die Akademie der Wissenschaften. Ein Jahr später krönte er sich selbst zum König Friedrich I. in Preußen (reg. Kurfürst 1688–1701, König 1701–1713). Berlin war jetzt königliche Residenz und Hauptstadt des Staates Brandenburg-Preußen.
Preußische Bauten
    Brandenburger Tor
    Schloss & Park Sanssouci
    Schloss Charlottenburg
    Siegessäule
    Reichstag
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PREUßISCHE BLÜTEZEIT
    Unter Friedrichs Sohn, Friedrich Wilhelm I. (reg. 1713–1740), der das Fundament für den preußischen Militarismus legte, kam jegliches kulturelle und intellektuelle Leben zum Erliegen. Seine Leidenschaft waren die Soldaten, und er machte es sich zur Lebensaufgabe, eine Armee von 80 000 Mann aufzubauen. Dazu führte er den Wehrdienst ein (selbst damals schon sehr unpopulär und schließlich wieder abgeschafft) und handelte anderen Herrschern ihre Männer ab. In die ­Geschichte ist er entsprechend als Soldatenkönig eingegangen.
    Paradoxerweise kamen seine Soldaten nie zum Kampfeinsatz, bis sein Sohn und Nachfolger Friedrich II. (alias Friedrich der Große; reg. 1740–1786) den Thron bestieg. Zwei Jahrzehnte kämpfte Friedrich hartnäckig darum, Schlesien den Österreichern und Sachsen zu entreißen. Wenn er gerade nicht mit Krieg beschäftigt war, suchte der „Alte Fritz“ Ruhm als Bauherr. Sein Forum Fridericianum, ein prachtvoller Bebauungsplan für die Allee Unter den Linden, wurde zwar nie vollendet, schenkte Berlin aber die Staatsoper Unter den Linden, die Sankt-Hedwigs-Kathedrale, ein Stadtpalais, in dem sich heute die Humboldt-Universität befindet, und weitere Prachtbauten.
    Friedrich stand auch den Ideen der Aufklärung nahe, schaffte die Folter ab, gewährte religiöse Freiheit und reformierte das Recht. Führende Denker, die in Berlin wirkten, darunter Moses Mendelssohn, Voltaire und Gotthold Ephraim Lessing, ließen die Stadt zu einer bedeutenden Kulturhauptstadt erblühen, das auch „Spree-Athen“ genannt wurde.
    Eines der maßgeblichen historischen Werke über Preußen, Christopher Clarks Preußen. Aufstieg und Niedergang 1600–1947 , beschreibt die führende Rolle, die das Machtzentrum bei der Entwicklung des moder-nen Europas spielte.
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NAPOLEON & DIE REFORMEN
    Mit dem Tod des Alten Fritz ging es mit Preußen bergab. Tiefpunkt war die schwere Niederlage, die Napoleon 1806 der preußischen Armee in der Schlacht von Jena-Auerstedt bereitete. Die Franzosen marschierten am 27. Oktober im Triumph in Berlin ein und verließen die Stadt zwei Jahre später vollgepackt mit Beutegut. Eines der Lieblingssouvenirs des kleinwüchsigen Eroberers war die Quadriga vom Brandenburger Tor.
    In der Zeit nach Napoleon geriet Berlin in den Sog der Reformbewegung, die Europa erfasst hatte. Staatsdiener, Akademiker und Kaufleute stellten nun den Machtanspruch des Adels in Frage. Friedrich Wilhelm III. (reg. 1797–1840) veranlasste ein paar symbolische Reformen (Lockerung der Ständeordnung, Abschaffung der Leibeigenschaft und bürgerliche Gleichstellung der Juden), aber grundlegende Verfassungsreformen waren nicht in Sicht.
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