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Loge der Lust

Loge der Lust

Titel: Loge der Lust
Autoren: Henke Sandra
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Aufstand schon kurz, nachdem er vorüber ist.“ Aber so war sie nun einmal – nicht im Einklang mit sich selbst.
    Sie fuhr über Peterborough und Nottingham nach Leeds, wo sie die Abfahrt Darlington nahm. Die Aufregung wuchs mit jedem Yard. Am Himmel verdichtete sich ein Wolkenband, und in der Nähe der Küste frischte der Wind merklich auf. Teena durchquerte Durham, machte einen Bogen um Newcastle upon Tyne und ließ die Kleinstadt Morpeth hinter sich. Es begann zu regnen. Am Anfang nieselte es nur, doch schon bald schwoll der Regen an, und sie musste das Fenster schließen. Als sie Alnick erreichte, schaltete sie nervös die Scheibenwischanlage an und ging vom Gas. Kurz vor Bamburgh bog sie nach rechts ab und steuerte die Küste an.
    Sechs Stunden zuvor war sie bei strahlendem Sonnenschein in London abgefahren, nun erreichte sie Gardenrye, und es schüttete wie aus Kübeln. Langsam fuhr sie die Hauptstraße entlang und schaute in die wenigen Seitenstraßen hinein. Gardenrye war wirklich ein Kaff, ein Küstenstädtchen, das so aussah, als würde es beim ersten Herbststurm weggefegt werden. Keines der Häuser hatte mehr als zwei Stockwerke, und an den Fassaden blätterte aufgrund des scharfen Seewinds die Farbe ab. Der Straßenbelag war hier und dort aufgerissen, und die Gullys liefen über, weil das viele Regenwasser nicht schnell genug durch die Kanalisation abgeleitet wurde. In Gardenrye gab es weder ein Krankenhaus noch ein Kino, und alle Imbisse schienen nichts anderes als Fisch zu servieren. Die Kirchturmuhr zeigte halb zwei nachmittags. Hoffentlich erwartete man hier nicht von ihr, dass sie jeden Sonntag die Kirche besuchte.
    „Oh, Gott, worauf habe ich mich nur eingelassen?“, fragte sich Teena und steuerte den Parkplatz der Bezirksdienststelle an. Sie wollte sich bei den neuen Kollegen vorstellen, obwohl ihr Dienst erst am nächsten Tag begann. Danach würde sie ihr Appartement in der Shell Road beziehen.
    Ihr Schirm, den sie immer hinter dem Fahrersitz liegen hatte, war noch an seinem Platz – allerdings im falschen Auto, jenem, das noch daheim in London stand. Die Koffer waren im Kofferraum, den sie nicht trockenen Fußes erreichen würde, und in der Tasche auf dem Rücksitz befanden sich nur der Kosmetikbeutel und ihre Unterwäsche. Der Regen prasselte unaufhörlich aufs Dach, und der Wind heulte um den Wagen. Teena würde völlig durchweicht sein, bevor sie das Gebäude erreicht hätte. Wenn jemand im Haus sie doch nur bemerkt hätte und sie mit einem Schirm abholen käme!
    Sie spähte zu den Fenstern und beobachtete die Eingangstür, aber nichts regte sich. Über der Tür hingen in unregelmäßigen Abständen einzelne Messinglettern.
    „Police Station City of Gardenrye“, las Teena und hoffte, dass die Polizisten hier sorgfältiger arbeiteten als der Handwerker, der die Lettern angebracht hatte.
    Sie schaute zum Himmel. Das dunkle Wolkenband schien kein Ende zu nehmen. Es half nichts. Das Wetter würde sich nicht bessern, und wenn sie ihre künftigen Kollegen begrüßen wollte, musste sie den Wagen wohl oder übel verlassen.
    Teena atmete tief durch. Dann nahm sie Autoschlüssel und Handtasche und öffnete die Wagentür. Sie musste sich kräftig dagegenstemmen, um herausschlüpfen zu können. Der Regen peitschte ihr ins Gesicht. Sie senkte den Kopf, schlang die Arme um den Körper und ließ die Tür los, die der Wind sogleich zuwarf. Innerhalb weniger Sekunden war sie nass bis auf die Knochen. Tapfer kämpfte sie sich zum Kofferraum vor. Sie öffnete die Hecktür, griff den Hartschalenkoffer, in dem sich die Jacken und Pullover befanden, und hievte ihn heraus. Eilig schloss sie den Kofferraum und schleppte den Koffer zum Eingang, wobei ihre Handtasche ständig von der Schulter glitt. Teena mühte sich die drei Treppenstufen hoch. Erschöpft warf sie sich mit dem Rücken gegen die Eingangstür und stolperte, den Koffer hinter sich herziehend, in das Gebäude.
    Klitschnass stand sie vor dem Empfang, hinter dem eine ältere Dame mit platinblonden hochtoupierten Haaren saß und sie argwöhnisch über eine Brille hinweg ansah.
    Teena errötete. Sie kam sich wie ein begossener Pudel vor, zudem tölpelhaft und nackt, denn die weiße Bluse klebte an ihrem Oberkörper. Durch die Nässe war sie durchsichtig, sodass die Brustwarzen zu sehen waren. Steif vor Kälte standen sie ab.
    Als Teena sich beschämt hinhockte und im Koffer nach einer Jacke kramte, bemerkte sie, dass Straßenschmutz an ihren Beinen
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