Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lösegeld Für Einen Toten

Lösegeld Für Einen Toten

Titel: Lösegeld Für Einen Toten
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
Bäumen. Und die Männer an dem anderen Ufer hielten sich abseits in der Deckung, um dem Feind die Peitsche zu geben, wenn er davonrannte.«
    Der Abt beobachtete sie mit besorgtem, respektvollem Gesicht und hob schließlich die Augen, um seiner verhaltenen Verwunderung Ausdruck zu geben. »Ich erinnere mich, daß Mutter Mariana alt und gebrechlich ist«, sagte er. »Dieser Angriff muß sie in große Verzweiflung und Furcht versetzt haben. Nur gut, daß sie Euch hatte und ihre Amtsgewalt einer so beherzten und fähigen Vertreterin übergeben konnte.«
    Schwester Magdalenas wohlwollendes Lächeln, dachte Cadfael, konnte sehr gut eine diskrete Tarnung ihrer Erinnerung an Mutter Mariana sein, die angesichts der Bedrohung verzweifelt und hilflos vor Furcht gewesen war. Doch sie sagte nur: »Unsere Oberin war zu jener Zeit nicht wohlauf, doch, dem Himmel sei Dank, sie hat sich inzwischen erholt. Wir überredeten sie, die älteren Schwestern mit sich in die Kapelle zu nehmen und sich dort mit ihnen und allen heiligen Wertgegenständen, die wir haben, einzuschließen und darum zu beten, daß wir diese Prüfung sicher überstehen. Und zweifellos half uns das noch mehr als Äxte und Bogen, denn wir kamen ohne jeden Kratzer davon.«
    »Und dennoch konnten ihre Gebete die Waliser nicht bewegen, vom Angriff abzusehen«, sagte Hugh, der lächelnd ihren arglosen Blick erwiderte. »Was kam dann? Ihr sagtet, alles ging gut aus. Habt Ihr denn eure Seile benutzt?«
    »Das haben wir. Sie kamen rasch und eng gedrängt, und wir ließen sie fast ganz herüberkommen, ehe wir die Tragbalken niederrissen. Die erste Angriffswelle stürzte ins Wasser, und ein paar, die es an der Furt versuchten, verloren den Halt und wurden fortgeschwemmt. Nachdem unsere Bogenschützen die ersten Pfeile abgeschossen hatten, gaben die Waliser Fersengeld. Die jungen Burschen, die auf der anderen Seite in Deckung lagen, setzten ihnen nach und scheuchten sie fort. John Miller hat seine Schleusen wieder geschlossen. Gebt uns ein paar Wochen ohne Regen, und wir haben auch die Brücke wieder aufgebaut. Die Waliser ließen drei tote Männer zurück, die im Bach ertranken; die anderen zogen sie wie nasse Katzen heraus und schleppten sie mit, als sie flohen. Alle bis auf einen, und er ist der Anlaß für diese meine Reise. Ein sehr braver junger Mann«, sagte sie, »wurde stromab gespült und wir zogen ihn halb ertrunken wieder heraus. Er wäre gestorben, wenn wir nicht das Wasser aus ihm herausgeschüttelt und ihn mit Klapsen ermuntert hätten, uns seine Geschichte zu erzählen. Ihr könnt jederzeit nach ihm schicken und ihn zu Euch transportieren lassen. Denn wie die Dinge stehen, mag es sein, daß Ihr ihn brauchen könnt.«
    »Ich kann jeden walisischen Gefangenen gebrauchen«, sagte Hugh erregt. »Wo haltet Ihr ihn eingesperrt?«
    »John Miller hat ihn hinter Schloß und Riegel gesetzt und läßt ihn bewachen. Ihr werdet verstehen, daß ich es nicht wagte, ihn gleich mitzubringen. Er ist unberechenbar wie ein Eisvogel und schlüpfrig wie ein Fisch, und ohne ihn an Händen und Füßen zu fesseln, hätten wir ihn wohl kaum herbringen können.«
    »Wir werden versuchen, ihn wohlbehalten herzuschaffen«, sagte Hugh munter. »Für was für einen Mann haltet Ihr ihn? Und hat er Euch seinen Namen genannt?«
    »Er will nur walisisch sprechen, und keine von uns beherrscht diese Sprache. Aber er ist jung, angezogen wie ein Prinz und benimmt sich überheblich genug, um tatsächlich ein Prinz zu sein und nicht von gewöhnlicher Abstammung. Er mag wertvoll sein, wenn es zu einem Austausch kommt.«
    »Ich will ihn gleich morgen holen, und ich danke Euch herzlich für ihn«, versprach Hugh. »Morgen früh will ich ein Fähnlein Reiter aufstellen, und ich will auch gleich nach der Grenze sehen. Wenn Ihr über Nacht bleiben könnt, Schwester, dann können wir Euch sicher nach Hause geleiten.«
    »Damit wärt Ihr tatsächlich gut beraten«, sagte der Abt.
    »Unser Gästehaus und alles, was wir haben, steht Euch zur Verfügung. Natürlich sind auch Eure Nachbarn, die Euch so tapfer geholfen haben, willkommen wie Ihr. Es ist gewiß besser, in der Sicherheit einer großen bewaffneten Gruppe heimzukehren. Wer weiß, ob nicht irgendwo im Wald noch Marodeure lauern, wenn die Feinde schon so kühn geworden sind.«
    »Ich bezweifle es«, gab sie zurück. »Auf dem Weg hierher sahen wir keine Anzeichen dafür. Nun, die Männer würden mich nicht allein ziehen lassen, und ich will gern Eure
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher