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Lösegeld Für Einen Toten

Lösegeld Für Einen Toten

Titel: Lösegeld Für Einen Toten
Autoren: Ellis Peters
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Gastfreundschaft annehmen, Vater. Außerdem freue ich mich darauf, mit Euch heimzureisen, mein Herr«, sagte sie, indem sie Hugh verschmitzt anlächelte.
    »Wenn ich ehrlich bin«, sagte Hugh zu Cadfael, als sie gemeinsam den Hof durchquerten, während Schwester Magdalena am Tisch des Abtes zu Gast war, »dann würde ich ihr eher das Oberkommando über den ganzen Wald übergeben, als ihr meinen Schutz anzubieten. Wir hätten sie in Lincoln haben sollen, wo unsere Feinde die Fluten überquerten, während ihre Gegner das nicht vermochten. Morgen mit ihr nach Süden zu reiten, wird gewiß ebenso eine Freude sein, wie es sich als nützlich erweisen könnte. Ich werde mit gespitzten Ohren auf jeden Rat hören, den diese Dame etwa zu geben hat.«
    »Ihr werdet genausoviel Freude geben wie empfangen«, entgegnete Cadfael lächelnd. »Sie mag Enthaltsamkeit geschworen haben, und was sie schwört, das hält sie auch.
    Doch hat sie nicht geschworen, sich nicht an der Plauderei und an der Gesellschaft eines stattlichen Mannes zu erfreuen. Ich bezweifle, ob man ihr so etwas jemals verbieten könnte, denn sie hält es gewiß für eine Verschwendung und eine Schande, Gottes Geschenke nicht anzunehmen.«
    Die Reisegefährten fanden sich am nächsten Morgen nach der Prim zusammen: Schwester Magdalena und ihre vier Knappen, Hugh und sein halbes Dutzend bewaffneter Wachleute aus der Burggarnison. Bruder Cadfael sah zu, wie sie sich sammelten und die Pferde bestiegen. Er verabschiedete sich warm und liebevoll von der Schwester.
    »Ich glaube, es wird mir schwerfallen, Euch ganz selbstverständlich bei Eurem neuen Namen zu rufen«, gab er zu.
    Und ihr Grübchen formte sich und blitzte auf und verschwand wieder. »Ach, das! Ihr glaubt wohl, ich hätte noch nie etwas bereut, was ich getan habe - und ich gestehe, daß ich mich an nichts dieser Art erinnern kann. Nun, es war den Nonnen ein solcher Trost und eine solche Befriedigung, mich aufzunehmen. Sie schlossen mich so freudig in ihre Herzen, die guten Frauen, hatten sie doch eine gefallene Schwester zurückgewonnen. Ich konnte nicht anders als ihnen zu geben, was sie wollten und für richtig hielten. Ich bin ihr ganzer Stolz, sie brüsten sich mit mir.«
    »Nun, dazu haben sie allen Grund, nachdem Ihr gerade Plünderung, Verwüstung und wahrscheinlich Mord von ihrem Heim abgewendet habt«, sagte Cadfael.
    »Ah, das halten sie eigentlich für recht unschicklich für eine Frau, wenn sie auch über das Ergebnis sehr froh sind. Die Tauben flatterten wild durcheinander - aber ich war ja schließlich noch nie eine Taube, und nur die Männer können den Falken in mir wirklich bewundern.«
    Und sie lächelte, stieg auf ihr kleines Maultier und ritt in Richtung Heimat davon, umgeben von Männern, die sie bereits bewunderten und die mehr als bereit waren, ihre Bewunderung zu zeigen. Ob bei Hofe oder im Kloster, Avice von Thornbury konnte keinen Schritt tun, ohne daß sich Männerköpfe nach ihr umdrehten.
    Hugh kehrte vor Einbruch der Dunkelheit mit seinem Gefangenen zurück, nachdem er den Saum des großen Waldes inspiziert und weder plündernde Waliser noch herrenlos umherstreifende Männer gefunden hatte. Bruder Cadfael sah die Gruppe auf dem Weg zur Burg über der Stadt am Torhaus der Abtei vorbeiziehen. Der möglicherweise wertvolle walisische Bursche würde in der Burg sicher eingesperrt werden, und da man ihm nicht trauen konnte, wahrscheinlich hinter Schloß und Riegel in einer mehr oder weniger ausbruchsicheren Zelle. Hugh konnte es sich nicht leisten, ihn zu verlieren.
    Cadfael konnte nur einen flüchtigen Blick auf ihn werfen, als der Trupp in der beginnenden Dämmerung vorbeiritt.
    Anscheinend hatte er unterwegs Schwierigkeiten gemacht, denn seine Hände waren gebunden und sein Pferd wurde an der Leine geführt. Die Füße waren an die Steigbügel gefesselt, und ein Bogenschütze ritt drohend nahe hinter ihm. Wenn die Vorsichtsmaßnahmen gedacht waren, um ihn sicher herzubringen, dann waren sie erfolgreich gewesen; sollten sie ihn aber einschüchtern, wie der junge Mann selbst zu vermuten schien, dann waren sie offenbar fehlgeschlagen, denn er gab sich überheblich, herablassend und unverschämt, ritt aufrecht und pfeifend vorbei und wandte sich gelegentlich mit einem Schwall walisischer Worte an den Bogenschützen, der diese Ausbrüche gewiß nicht so stoisch hingenommen hätte, wenn er ihren Sinn ebenso gut verstanden hätte wie Cadfael. Dieser Gefangene war tatsächlich ein sehr
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