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Löffelchenliebe (German Edition)

Löffelchenliebe (German Edition)

Titel: Löffelchenliebe (German Edition)
Autoren: Julia Kaufhold
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Freundin, hat das, was Ina macht, mal verbale Prostitution genannt.
    »Mein Job ist perfekt für mich«, schwärmt Ina. »Wann immer ich Zeit habe, logge ich mich ein, und es wird automatisch registriert und abgerechnet. Zum Beispiel wenn Paul und Piet in der Kita sind oder Mittagsschlaf machen. Total flexibel. Eigentlich genau wie dein Job.«
    »Na ja …« Bis auf den Punkt mit der Flexibilität kann ich nicht allzu viel Ähnlichkeit erkennen. Ich arbeite als Reisejournalistin, freiberuflich, von zu Hause aus, wenn ich nicht gerade auf einer Pressereise bin. Ich bin ziemlich zufrieden mit meiner Arbeit, und oft erscheint es mir fast irreal, dass mein Beruf ausdrücklich verlangt, eine Reise in Ruhe nachwirken zu lassen, mir Gedanken zum Erlebten zu machen, zu den Menschen, die ich getroffen habe, und meine Eindrücke dann in eine runde Form zu gießen. Ich schreibe und denke mich leer, lege das hübsch verpackte Päckchen zur Seite und bin wieder bereit für den nächsten Streich. Das macht mich glücklich.
    Hm, ich glaube, ich nehme doch den größeren Koffer. Dann kann ich alles einpacken und vor Ort entscheiden, was ich anziehe. Sind ja nur zwei Messetage. Dann verlasse ich die Hauptstadt auch schon wieder und tuckere zurück nach Hamburg. Mein Hamburg, das mir im Vergleich zu Berlin immer wie ein gemütliches Provinzstädtchen vorkommt. Das mit der Packerei, das ist mir jetzt alles zu sehr unter Zeitdruck. Und wenn ich eins nicht leiden kann, dann ist es Hetze. Erst denke ich immer, es ist ja noch massig Zeit, und ich mache alles ganz gemütlich, Kaffee trinken, Haare föhnen, noch mal nass machen und wieder föhnen, Kinoprogramm durchblättern, und dann, plötzlich, ist die Zeit abgelaufen, und ich renne durch die Wohnung wie eine Verrückte und suche den Regenschirm oder die Taschentücher und merke im Rausgehen, dass ich ja erst an einem Auge die Wimpern getuscht habe, woraufhin ich einen Schweißausbruch bekomme, der dann auch erst mal bekämpft werden will.
    »Und wann hast du dein nächstes Blind Date ?« Ina kniet sich auf den Boden und putzt mit Taschentuch und Spucke ungefragt meine schwarzen Absatzstiefel. Richtig, das stand ja auch noch auf meiner To-do-Liste.
    »Es wird kein Blind Date mehr geben. Das Kapitel ist ein für alle Mal abgehakt.«
    Ina hält in der Polierbewegung inne und sieht mich mitleidig an. »Du willst also aufgeben ?«
    »Was heißt hier aufgeben ? Es werden sich schon andere Gelegenheiten auftun.«
    »Ach ja, und wo sollen die herkommen ? Dafür müsstest du erst mal deinen Radius erweitern. In deine Wohnung werden jedenfalls keine Männer schneien, den Zahn muss ich dir leider ziehen. Und im Rosalies hängen auch immer nur dieselben Nasen rum.«
    Das Rosalies ist die Bar meiner Freundin Rosalie auf St. Pauli, mein zweites Zuhause. Und Ina hat recht, in den letzten zwei Jahren haben nur sehr wenige interessante Männer meinen Weg zwischen Arbeitszimmer, Küche, Schlafzimmer und dem Rosalies gekreuzt. Und auf den Pressereisen sind die Männer fast immer zu langweilig, zu verheiratet oder zu wenig vorhanden. Das ist ein Nachteil, wenn man von zu Hause aus arbeitet.
    »Du solltest mal match-patch.de ausprobieren, das ist diese Online-Partnerbörse für Singles mit Kinderwunsch, wo ich Henning kennengelernt habe. Da wollen alle dasselbe, und die Kondome bleiben schön in der Schublade.« Ina grinst.
    »Von wegen, da wollen alle dasselbe.« Ina wollte ein Kind, Henning eine Familie. Das macht einen Riesenunterschied. Henning verliebte sich in Ina, während Ina die Verliebte bloß spielte, so lange, bis der Zwillingsbraten in der Röhre war, dann schoss sie ihn eiskalt ab. Nein danke.
    Ich möchte lieber auf natürliche Art jemanden kennenlernen. Eine schicksalhafte Begegnung vielleicht. Oder eben mein Singledasein ausgiebig genießen, so wie im Moment, wo ich tun und lassen kann, was ich will. Jawohl, ich könnte wilden Sex mit einem Unbekannten in der Umkleidekabine haben oder mit zwei Männern gleichzeitig ins Bett springen. Also, wenn mir danach wäre.
    »Okay, es wäre vielleicht fairer gewesen«, räumt Ina ein, »wenn ich damals auf spermaspender.de gesucht hätte. Nur wusste ich da noch nicht, dass es so was gibt. Aber, hey, das wär doch auch was für dich !«
    »Sag mal, spinnst du ?« Ich funkele sie an. »Ich will keine Spermien, ich will einen MANN !«
    Ich meine: theoretisch.
    Manchmal.
    Zum Beispiel dann, wenn ich auf einer Party lande, auf der außer mir nur Paare sind,
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