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Löffelchenliebe (German Edition)

Löffelchenliebe (German Edition)

Titel: Löffelchenliebe (German Edition)
Autoren: Julia Kaufhold
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Teller für dich stehen. Da hab ich die besten Stücke draufgepackt.« Sie grinst.
    »Das ist lieb. Aber im Moment hab ich überhaupt keinen Hunger. Ich glaube, ich werde nie wieder Hunger haben!«
    Ich klappe meinen Laptop auf und lande automatisch im Netzwerk des Rosalies . Tippe bei Google »David« ein. Hm, was noch ? Ich versuche es mit » ECO Reise«, aber da kommt nur ein David Plattner, und der ist mindestens fünfzig und trägt eine Latzhose, die im Schritt bedenklich spannt. Ich probiere »David Uni Hamburg Philosophie«, und schon poppt das Gesicht meines Davids auf.
    »Das ist er !«, kreische ich und hüpfe auf und ab.
    Rosalie beugt sich über den Laptop. »Wow, sieht der gut aus.« Sie mustert das Foto eingehend. »Und ganz schön jung, oder ?«
    Ups, habe ich das vergessen zu erwähnen ?
    »Äh, ja. Fünfundzwanzig. – Aber was soll’s.«
    »Stimmt, was soll’s.« Rosalie lacht.
    Ich überfliege die Website. Er scheint Hilfskraft am philosophischen Institut der Uni zu sein. Ob er sich Philosoph nennen darf, wenn er seine Masterarbeit fertig hat ?
    »Guck mal, da steht ja auch seine Privatanschrift !«, schreie ich und trinke meinen Prosecco in einem nervösen Schluck leer.
    »Thadenstraße«, sagt Rosalie. »Das ist ja direkt hier um die Ecke.«
    Das stimmt, ich könnte in fünf Minuten bei ihm sein ! Vielleicht ist er auch schon zurück von der Messe. Mein Gott, dass es erst ein paar Stunden her sein soll, dass ich ihn kennengelernt habe. Ich bin so überdreht, dass ich überhaupt kein Zeitgefühl mehr habe. Es erscheint mir alles wie ein ferner Traum.
    »Meinst du, ich kann das Bild als Desktophintergrund einrichten ? Und als Bildschirmschoner ?«
    Peters Hand greift über meine Schulter, und ein paar Sekunden später habe ich Davids Gesicht in voller Breite vor mir. Oh Gott, er sieht so gut aus ! Diese Augen, blaugrau mit einem schwarzen Ring um die Iris, und das Blau ist ein bisschen zerfasert, schön zerfasert, und das Weiß um die Iris herum ist sehr weiß. Und die braunen Haare, die so aussehen, als ob sie nach dem Schwimmen im Meer durch Luft und Sonne getrocknet sind. Und die Nase, die ist ein bisschen so wie die von Adrien Brody, nur schöner. Und … Ich bin peinlich. Klicke zurück zur Website.
    »Hast du gesehen, wie er mit Nachnamen heißt ?«, fragt Rosalie.
    Meine Augen fliegen über die Seite. »Kohen !«, rufe ich. »Wie Leonard Cohen. Oder die Coen-Brüder.«
    »Anna Kohen«, sagt Rosalie. »Klingt super.«
    Anna Kohen. In der Tat, nicht schlecht. Eine Frau, die behauptet, nicht gleich am Anfang zu überlegen, wie ihr Vorname zusammen mit dem Nachnamen des Mannes klingt, muss einfach lügen. Ich war mit sechzehn in Andy Kleindick verliebt. Kleindick ! Wenn ich eins achtzig und schlank wie eine Tanne wäre, hätte ich vielleicht darüber hinwegsehen können.
    »Englisch ausgesprochen, hört es sich auch ziemlich gut an«, setzt Rosalie noch einen drauf, »David and Anna Cohen and their three little daughters Apple, Peaches and Pear.« Sie lacht.
    »Das geht leider nicht«, sage ich und versuche, ernst zu bleiben. »Pear, die kleine Birne, würde auf ewig die Gehänselte sein. Ich mag mir gar nicht ausmalen, was wäre, wenn sie zu schmaler Taille und ausladender Hüfte neigte.«
    Wir kichern.
    Jemand räuspert sich. Es ist Weint – wer sonst. Seine Augen huschen über meinen Laptopbildschirm, ohne dass sich sein Kopf auch nur einen Millimeter bewegt. Weint heißt eigentlich Martin Weint, ist geschätzte vierundvierzig und jeden Abend im Rosalies , ausnahmslos jeden. Sogar an Heiligabend war er da, als Rosalie und Peter von Peters Eltern wiederkamen und spontan beschlossen, die Bar doch noch für ein paar Stündchen zu öffnen. Prompt stand Weint auf der Matte und pflanzte sich ohne ein Wort auf seinen Stammplatz, nicht einmal Frohe Weihnachten hat er Rosalie gewünscht.
    Kommt man in die Bar und schaut zur Theke, was man automatisch macht, hockt er immer rechts an der kurzen Seite des Tresens und öffnet seinen Mund nur, um die Bierflasche anzusetzen. Sonst schweigt er beharrlich, und seine kleinen grauen Augen verfolgen mit schnellen Bewegungen, was um ihn herum vor sich geht, bevor er sie wieder schließt und einen langen Schluck aus der Flasche nimmt. Und weil Martin Weint mich irgendwann einmal, als er einen besonders guten Tag hatte, Brix nannte und Rosalie Schulte, nennen wir ihn Weint.
    Ich klappe den Laptop zu und sehe Weint aus zusammengekniffenen Augen an. Der guckt in
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