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Löffelchenliebe (German Edition)

Löffelchenliebe (German Edition)

Titel: Löffelchenliebe (German Edition)
Autoren: Julia Kaufhold
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Möchtest du etwas trinken ?« Der Mann kann Gedanken lesen.
    »Ja !«, rufe ich eine Spur zu begeistert. »Äh, ich meine, gerne.«
    David besorgt uns zwei Gläser und öffnet die Sektflasche, ohne sie dabei wie ein gefährliches Objekt weit von sich wegzuhalten, wie ich es immer tue. Er lächelt. Ich lächele zaghaft zurück.
    »Cheers«, sagt er.
    »Cheers«, sage ich und mache in Gedanken drei Kreuze, weil er mir nicht wie Klaus 3 mit »Stößchen« zuprostet.Dann trinken wir beide einen Schluck und ich gleich noch einen hinterher. Er ist wirklich verdammt riesig, bestimmt eins neunzig. Ich selbst komme dank meiner hochhackigen Stiefel gerade mal auf eins siebzig, wohlwollend berechnet, und die Stiefel haben einen Zehn-Zentimeter-Absatz ! Fast unheimlich, wie körperlich er auf mich wirkt, was, glaube ich, überhaupt nichts mit seiner Größe zu tun hat. Genauso intensiv wie sein Blick vorhin. Ich kann mir gar nicht erklären, was das ist, ich weiß nur, dass ich am liebsten auf der Stelle meinen Kopf an seine Brust legen und die Augen schließen würde. Ach, das wäre schön. Oh mein Gott, ich starre ihn an wie ein verknallter Teenager. Wo soll ich bloß hingucken, und warum zittert meine Hand jetzt auch noch, ich sollte das Glas kurz abstellen. Wohin bloß, was mache ich, was sagt man jetzt nur ?
    »Erzähl doch mal, was machst du hier auf der Messe ?« David streicht sich über die Brust.
    Kann mich plötzlich gar nicht mehr erinnern, warum ich überhaupt auf dieser Messe bin. In meinem Kopf ist nichts als Watte. Ich trinke noch einen Schluck. Der Sekt ist weg. David lächelt immer noch.
    »Na ja.« Ich hole tief Luft. Ganz ruhig, denke ich, ganz, ganz ruhig, dann spule ich mein Sprüchlein ab: »Also, ich heiße Anna. Hab ich ja schon gesagt.« Ich kichere und versuche im gleichen Augenblick, mich zu sammeln. »Ich arbeite als, äh, Dings, Journalistin, freiberuflich, für ganz verschiedene Zeitungen und Zeitschriften. Ich mach vor allem Reisethemen, und da besonders Hotellerie und Gastronomie. Meine Mutter wohnt in Pinneberg.«
    »Klingt spannend.«
    »Ja. Doch, ich bin auch ganz zufrieden. Gutes Essen, Hotelübernachtungen umsonst. Ich esse und schlafe mich durch. Haha.« Oh nein, was sage ich hier nur ? Ich will gar nicht wissen, was er von mir denkt. Immer wenn ich jemandem gefallen will (ich weiß, total unemanzipiert), bringe ich entweder keinen Ton heraus oder klopfe dumme Sprüche. Eigentlich müsste ich doch viel souveräner sein, schon allein, weil ich älter bin als er. Deutlich älter. Ich bin ihm bestimmt viel zu alt.
    »Wie alt bist du eigentlich ?«, höre ich mich fragen.
    »Fünfundzwanzig.«
    Fünfundzwanzig ? ! Okay, weniger schlimm als gedacht. Aber trotzdem, ich bin schockiert ! Erwähnte ich schon, dass ich ein großer Fan davon bin, schockiert zu sein ? Vor allem wenn sich der Schock in einen knackigen Surfertypen kleidet. Stimmt, eigentlich ist dieser David der Inbegriff eines Surfertypen, also mit Jackett. Eine Bezeichnung, die vor, na ja, zwanzig Jahren plus minus für mich und meine Freundinnen als Synonym für einen sehr gut aussehenden Knaben galt. Einen, den alle haben wollten, den aber weder ich noch meine Freundinnen jemals bekamen. Höchstens Silke. Surfertypen sind schlank, aber nicht schlaksig, muskulös, aber nicht aufgepumpt, haben blonde, strähnige Haare (gut, David hat hellbraunes Haar, eigentlich genau die gleiche Haarfarbe wie ich. Wenn er alt und grau ist, könnte er meine Haarfärbung benutzen), sie sind braungebrannt (das Hallenlicht schluckt den Teint) und tragen Flipflops (in der Freizeit – die Unterscheidung gab es damals so noch nicht).
    »Ich bin fünfunddreißig.« Warum sage ich das ?
    David nickt. Ist das alles ? Kein »Krass« oder ein »Ich hätte dich auf achtundzwanzig geschätzt«, was ja wohl das Mindeste wäre. Im Grunde absolut erwartbar ! Andererseits scheint ihn der Altersunterschied nicht zu schockieren, was ja auch sein Gutes hat. Wo kämen wir denn hin, wenn ein Mann mir meine Drama-Queen-Position streitig machen wollte. Ich sollte durchatmen.
    David guckt mich noch immer mit diesem offenen Blick an. Mir wird ganz mulmig zumute, angenehm mulmig.
    »Siehst du deine Mutter oft ?«, fragt er.
    »Äh, ja, relativ, wieso ?«
    »Na, weil du gesagt hast, dass deine Mutter in Pinneberg wohnt.«
    »Ja ? Ach so. Tja, meine Mutter hat die etwas nervige Angewohnheit, unangekündigt bei mir aufzutauchen. Und das ziemlich häufig.« Ich grinse.
    »Hm.«
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