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Löffelchenliebe (German Edition)

Löffelchenliebe (German Edition)

Titel: Löffelchenliebe (German Edition)
Autoren: Julia Kaufhold
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plötzlich sind die Stimmen um uns herum, das Gewusel der zusammenpackenden Aussteller, die Menschen, die Richtung Ausgang strömen, wieder da. Wo waren die zwischenzeitlich bloß abgeblieben ?
    »Wollen wir …«, sagen David und ich gleichzeitig.
    »Du zuerst«, sagt er.
    So ein Mist. Na gut.
    »Ich wollte fragen, ob wir vielleicht, also, ob wir eventuell ein andermal in Ruhe weitersprechen wollen ?«
    »Das wollte ich auch fragen. Unbedingt !«
    Unsere Augen blitzen einander zu.
    »Ich könnte dir meine Karte geben.« Ich krame in meiner Tasche.
    »Oh ja, das wäre toll. Ich würde dir ja auch meine geben, aber Praktikanten bekommen hier keine.«
    Praktikanten ? Na ja, warum nicht, dann ist er eben Praktikant. Gibt Schlimmeres. Wenn er noch Student wäre, zum Beispiel.
    »Ich mache gerade ein Praktikum bei ECO , diesem Öko-Reiseveranstalter. Eigentlich studier ich noch. Schreibe gerade meine Masterarbeit in Philosophie über die Ethik des Reisens. Oh«, er blickt auf meine Visitenkarte, »du wohnst ja auch in Hamburg. Wie praktisch !«
    Er lächelt, und es ist, als wäre sein Gesicht mit einem Mal ganz nah an meinem.

Drei
    I c h liebe das Leben. Und die Deutsche Bahn. Und den Hamburger Hauptbahnhof. Das interessante Fahrgastfernsehen in der U-Bahn und erst recht die Bierdosen schwenkenden Fußballfans auf St. Pauli, wo ich aussteige, um federnden Schrittes zum Rosalies zu spazieren. Wie fröhlich sie mir zurufen: »Du kannst nach Hause geh’n« und »Wir wissen, wo dein Auto steht«. Freundliche Menschen.
    Ich kann es kaum erwarten, Rosalie von David zu erzählen. Habe kurz überlegt, sie aus der Bahn anzurufen, mich dann aber gebremst. Die freudige Nachricht will persönlich überbracht werden.
    »Ich bin verliebt !«, rufe ich gegen die Musik an und bin versucht, die Arme in die Luft zu reißen. »Das erste Mal seit zwei Jahren !«
    Der Typ vor mir schiebt sich gerade ein Stück Räucherforelle mit Meerrettich in den Mund und sieht mich erstaunt an. Dann hustet er, ich klopfe ihm beschwingt auf den Rücken. Rosalie kommt mit einem vollen Getränketablett hinter der Theke hervor. Sie trägt ein enges schwarzes Top und eine hellgraue Schürze um die Hüfte, auf der Rosalies steht. Ihre weißblonden kurzen Haare sehen feucht aus.
    »Hey, Anna ! Was hast du gesagt ?«
    »Ich bin verliebt !«
    »Warte, warte, warte. Ich verteile kurz die Getränke, dann will ich alles ausführlich hören.«
    Ich lehne mich mit dem Rücken an den Tresen und lache jeden an, dessen Blick ich auffange. Ich liebe das Rosalies . Die dunklen quadratischen Tische, die gemütlichen hellbraunen Sofas in drei Ecken des Raumes, die große Fensterfront, davor langstielige weiße Lilien in durchsichtigen Flaschen, die alten Kacheln an den Wänden, die noch aus der Zeit stammen, als hier eine Metzgerei untergebracht war, was Jahrzehnte her ist. Das Licht ist gedimmt und hat einen leicht rötlichen Schimmer, und auf dem dunklen Holztresen stehen Kerzen in großen mehrarmigen Leuchtern, dazu läuft laute Sixties-Musik. Rosalie hat wirklich ein Händchen dafür, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, genau die richtige Mischung aus schrammelig-heimelig und stilvoll-mondän.
    Hans und Harald, das schwule Kellnerpärchen, balancieren Platten mit kleinen Köstlichkeiten durch die Menge. Mmh, ich erkenne Baguettescheiben mit zerlaufenem Brie und roten Beeren darauf. Peter, Rosalies Freund, stößt mich von hinten an, grinst und drückt mir ein Glas Prosecco in die Hand. Zur Feier des Tages.
    »Schieß los !« Rosalie wischt sich über die Stirn und lässt sich von Peter ein Glas Wasser geben.
    In aller Ausführlichkeit erstatte ich Bericht. Wie ich mich von Davids Blick magisch angezogen gefühlt habe, und später dann von seinem Körper. Wie aufgeregt ich war, und auf was für komische Themen wir gekommen sind. Wie intensiv er mich angesehen hat. Und wie verliebt ich bin ! Das werfe ich nach ungefähr jedem dritten Satz ein. Rosalie lacht und drückt meinen Arm. Ich spüre, dass sie fast genauso aufgekratzt ist wie ich, was einer der Gründe ist, warum ich auch mit Mitte dreißig noch eine überzeugte Verfechterin des Beste-Freundinnen-Modells bin.
    »Vielleicht finden wir im Internet ein Bild von David.« Aufgeregt ziehe ich meinen Laptop aus der Tasche. »Dann könntest du ihn dir gleich angucken.« Und ich ihn mir auch noch mal, in aller Ausführlichkeit.
    »Gute Idee ! – Apropos, möchtest du eigentlich was essen ? Irgendwo müsste noch ein
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