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Lodernde Träume

Lodernde Träume

Titel: Lodernde Träume
Autoren: Johanna Lindsey
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schön wütend auf die Gräfin, oder?«
    Megan grinste. »Meinst du denn, dass Wut ein gutes Schlafmittel ist?«
    »Zumindest ein besseres als Herumbrüten.«
    »Na, da bin ich aber anderer Meinung, Tiffany«, antwortete Megan.
    »Wie dem auch sei«, sagte Tiffany, »es hat dir also weiterhin keine Ruhe gelassen, auch als ich weggegangen bin?«
    »Nein.«
    Megans Tränen waren schon getrocknet, als Tiffany gestern aus der Kutsche sprang, um Megan zu Fuß auf der Landstraße nach Hause zu begleiten. Tyler folgte ihnen in diskretem Abstand, so dass sie sich ungestört unterhalten konnten. Tiffany stellte überrascht fest, dass Megan jedes Selbstmitleid abgelegt hatte und stattdessen vor Wut kochte. Um sie aufzuheitern, hatte sie ihr zum Spaß vorgeschlagen, doch zurückzugehen und Lady O zu ohrfeigen. Megan hatte daran auch schon allen Ernstes gedacht, den Gedanken jedoch wieder verworfen, weil ihr das eine viel zu geringe Vergeltung schien. Tiffany, die den Vorschlag gar nicht ernst gemeint hatte, stimmte ihr dann aber zu, dass die Gräfin den Skandal einfach nicht wert war, den eine solche Rache nach sich ziehen müsste .
    Sie war sehr erleichtert, dass Megan sich nicht mehr selbst bemitleidete, sondern wieder ihre alte Kraft gefunden und eine anständige Wut entwickelt hatte. Eine Wut zu haben, war einfach viel gesünder. Dabei ärgerte sich Megan inzwischen am meisten über sich selbst, dass sie die ganze Zeit so viel unnütze Energie verschwendet hatte für eine Angelegenheit, die von Anfang an ein hoffnungsloses Unterfangen gewesen war. Sie kam sich wie eine totale Idiotin vor. Auch Tiffany fühlte sich so, weil sie dies alles schon viel früher hätte kommen sehen müssen. Doch die alte Schachtel hätte Megan wirklich nicht solch einen Schlag zu versetzen brauchen. Das war einfach hundsgemein.
    »Ich wusste es ja, ich hätte nicht auf dich hören sollen!« rief Tiffany aus. »Aber du hast gesagt: >Geh nach Hause, mir geht's schon wieder gut. Es ist ja nicht so, dass mich noch nie jemand beleidigt hätte.<«
    Megan lachte kurz auf. »Ja, das ist nur allzu wahr.«
    »Ich weiß wirklich nicht, wie du darüber auch noch lachen kannst.«
    Tiffany wurde immer noch wütend, wenn sie daran dachte, dass ihre früheren Freundinnen sich alle von Megan zurückgezogen hatten, als sie anfing, sich vom kleinen Mädchen zu einer jungen Schönheit zu entwickeln. Eine nach der anderen waren sie weggeblieben. Und nur deshalb, weil sie sich neben ihr farblos und unattraktiv vorkamen und das einfach nicht ertragen konnten. Einige von ihnen hatten Megan später sogar in aller Öffentlichkeit beleidigt, und das war wirklich nur die blanke Missgunst gewesen. Als ob Megan etwas dafür könnte, dass sie derart aufsehenerregende Augen hatte.
    Megan verstand genauso wenig, wie sie darüber lachen konnte. Wenn einen Freunde verlassen, hinterlässt das eine Wunde, die nie ganz verheilt. Sie schwärt unter der Oberfläche und bricht immer wieder auf, wenn einem ein ähnliches Erlebnis widerfährt. Und das, was die Gräfin ihr gestern angetan hatte, brachte ihr wieder all die schmerzlichen Erinnerungen zurück.
    »Besser, drüber zu lachen als wieder drüber zu weinen, meinst du nicht auch?« Megan starrte düster auf das letzte Würstchen auf ihrem Teller und zog damit kleine Kringel in die Marmeladereste.
    Tiffany stutzte. »Natürlich. Das ist auf jeden Fall besser.«
    Beiden wurde bewusst , dass sie das Thema gewechselt hatten, und dass es jetzt um die alten Wunden ging, nicht mehr um die gestrige Beleidigung. »Andererseits«, fuhr Megan fort, »wenn ich an all den Spaß denke, den wir beide in den letzten Jahren miteinander hatten, dann tun mir die anderen Mädchen schon fast wieder leid, weil sie nicht dabei waren und sich mit uns freuen konnten.«
    »Jetzt, wo du es sagst, empfinde ich es auch so. Sie haben sich alle in so langweilige Ziegen verwandelt, nachdem sie sich von uns abgewandt hatten. Doch wenn ich es recht bedenke, dann tun sie mir eigentlich überhaupt nicht leid.«
    Megan schaute kurz auf und grinste. »Mir eigentlich auch nicht, wenn ich ehrlich bin, aber ich dachte, es klingt doch sehr edelmütig, wenn ich so etwas sage, oder?«
    Sie lachten beide, obwohl das ganze eigentlich eine sehr traurige Angelegenheit war. Und so wechselte Tiffany schnell das Thema. »Ich nehme an, dieses späte Frühstück bedeutet, dass auch dein Morgenritt heute ausgefallen ist und du deshalb den ganzen Tag schlechter Laune sein wirst,
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