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Lodernde Begierde

Lodernde Begierde

Titel: Lodernde Begierde
Autoren: Celeste Bradley
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Ihr verstorbener Mann war als Einziger reich genug gewesen, sie auszuhalten, und außerdem hinreichend vernarrt in sie, sich ihren außerehelichen Abenteuern gegenüber blind zu zeigen.
    Er konnte unmöglich nichts darüber gewusst haben, denn jede Bewegung Lilahs – und inzwischen auch jede Bewegung von ihrem derzeitigen Verehrer Graham – wurde in den täglichen Kolumnen jener allgegenwärtigen Klatschbase, der Voice of Society, beobachtet und hemmungslos kommentiert.
    Jede Nacht schwor sich Sophie, die Klatschspalten zu ignorieren, doch dann beeilte sie sich wieder jeden Tag, sie in die Hände zu bekommen, bevor sie auf Tessas nachmittäglichem Frühstückstablett verschwanden.
    Der Klatsch war billig, belanglos und unter ihrer Würde. Aber er war auch ihre einzige Möglichkeit, an Grahams Leben außerhalb der Mauern dieses Hauses teilzuhaben.
    Oh, sie könnte selbst all diese Bälle und gesellschaftlichen Ereignisse besuchen, denn als Cousine der neuen Marquise von Brookhaven würde sie dort sicherlich geduldet. Manchmal tat sie es auch, wenn sie sich von Tessas halbherzigem Pflichtgefühl gegenüber ihrem Zögling dazu gezwungen sah.
    Doch als jungfräuliche Dame während ihrer ersten – und letzten! O Gott, wie sollte sie es bloß je wieder in Acton aushalten? – Saison in der Londoner Gesellschaft, hatte Sophie keinen Zutritt zur anderen, verruchteren Hälfte des Stadtlebens. Offenbar gab es noch eine andere Welt, in der sich die Herren im Allgemeinen und Graham im Besonderen mit Spielhallen, erotischen Mätressen und wer weiß was sonst noch, die Zeit vertrieben.
    Also wartete sie darauf, dass Graham der berauschenden Unterwelt überdrüssig wurde, und sorgte dafür, dass ihr Salon so einladend wie möglich war. Sie schätzte die Abende, wenn Graham sich in den Sessel vor dem Kamin fläzte, sie aufzog und mit unerhörten Geschichten über seine brusthaarbewehrten Brüder und deren Besessenheit von der Jagd zum Lachen brachte oder mit leichter Hand Klavier spielte und nicht bemerkte, wie ihr zum Klang der Musik das Herz aufging.
    Er rauchte den Tabak, den sie mit Geld bezahlt hatte, das sie eigentlich für Bücher hatte ausgeben wollen, und trank den Brandy, den sie aus dem Haus ihrer Cousine gestohlen hatte, während Deirdre und der Marquis von Brookhaven auf Hochzeitsreise waren.
    Wenn jemand eine Bemerkung darüber gemacht hätte, wie unangemessen es für eine junge Dame war, so viel Zeit unbeaufsichtigt in Gegenwart eines Mannes vom Schlag des berüchtigten Lord Graham Cavendish zu verbringen, dann hätte Sophie scharf entgegnet, dass Graham, da er ja Tessas Cousin war, quasi zur Familie gehörte. Deshalb wäre ein solcher Gedanke geradezu lächerlich und der Sprecher sollte sich schämen und so weiter.
    Doch natürlich nur, wenn die Bemerkung von einer Frau käme. Käme sie von einem Mann, würde sie wahrscheinlich vor Schreck erstarren und dann, wie in einem spastischen Anfall, etwas zerbrechen.
    Sie probte die Rede, die inzwischen ziemlich lange dauerte, oft, doch da niemand auf der ganzen Welt sich um die Tugend eines zu großen, einfachen Mädchens, das nichts anderes zu erwarten hatte als gebildete Altjüngferlichkeit, scherte, bekam Sophie nie die Gelegenheit, sie zu halten.
    Schließlich hatte sie nichts zu verlieren, und Graham, der nichts und niemanden ernst nahm, Lilah zum Glück eingeschlossen, riskierte ebenfalls nichts. Ihre heimliche Freundschaft tat niemandem weh, aber sie beide profitierten enorm davon.
    Eine kurze Saison lang wollte Sophie genau das tun, was ihr gefiel, nämlich Museen und Bibliotheken erforschen und mit Graham spielen.
    Die Dinge hätten vielleicht anders gelegen, wenn sie ernstlich auf der Suche nach einem Ehemann gewesen wäre, oder wenn Graham je heiraten und einen Erben produzieren wollte.
    Glücklicherweise hatte er keinen Grund dazu, da seine Brüder vorhatten, sich zahlreich zu vermehren, sobald sie nur noch diesen einen Elefanten erlegt, ein letztes Nashorn überwältigt, nur noch einen Tiger erledigt hätten. Wie auch immer, jedenfalls gab es einfach keinen Grund dafür, dass es nicht genau so weitergehen könnte wie bisher.

    Nachdem er Sophie am frühen Abend im Haus in der Primrose Street verlassen hatte, marschierte Lord Graham Cavendish pfeifend über die Schwelle von Eden House, dem Londoner Sitz des Herzogs von Edencourt.
    Der Name Edencourt war alt und ehrwürdig und der Familienbesitz umfangreich und einst schön, doch die letzten Generationen
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