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Lodernde Begierde

Lodernde Begierde

Titel: Lodernde Begierde
Autoren: Celeste Bradley
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hatten nicht länger guten Geschmack oder Mäßigung an den Tag gelegt. Jetzt bedeutete der Name Edencourt lautes, rüpelhaftes Verhalten und eine Neigung, durch Feuerwaffen oder Alkohol zu Tode zu kommen, manchmal auch durch eine Kombination von beidem.
    Das Haus wurde nie verändert, höchstens hing man noch einige weitere Trophäen an seinen bereits überfüllten Wänden auf, sodass Graham schon lange aufgehört hatte, die schäbige Umgebung oder die Möbel, die vor Generationen elegant gewesen waren, jetzt jedoch heftig unter der ruppigen Behandlung durch ihre derzeitigen Bewohner litten, wahrzunehmen.
    Die Marmorböden waren erbärmlich abgenutzt und die Oberfläche der dunklen Holzpaneele derb zerkratzt. Die Teppiche waren von schweren Stiefeln abgetreten und die Sprungfedern der Sofas kaputt, da sie jahrelang große, schwere Kerle hatten aushalten müssen, die sich nie die Mühe gaben, sich aufrecht hinzusetzen.
    Im Lauf der Jahre war Graham für diese Zustände im Haus blind geworden, er kam und ging und versuchte dabei nur, eine Begegnung mit seinen Brüdern zu vermeiden. Wenn er sich rasch genug umzog, könnte er bereits in einer Stunde am Spieltisch sitzen. Dennoch blieb er gewohnheitsmäßig in der Eingangshalle stehen und lauschte einen Moment.
    Er hörte kein brüllendes Gelächter. Er roch keine die Luft verpestende Tabakwolke. Er spürte kein Gepolter miteinander ringender Körper, die die verbliebenen Möbel zu Kleinholz schlugen.
    Nein, das Haus war vollkommen leer außer dem kleinen Häuflein Dienerschaft, das noch angestellt war. Ah, ja. Seine Familie war weit weg.
    Gott sei Dank.
    Der Butler seines Vaters kam, um Grahams Hut und Handschuhe entgegenzunehmen. Graham grinste ihm zu. »Die Brustklopfer sind noch weg, was, Nichols?«
    Nach vierzig Jahren Dienst war Nichols durch und durch ein Mann des Herzogs. Seine üblicherweise hochnäsige Miene wurde bei Grahams respektloser Bemerkung noch sauertöpfischer.
    »Guten Abend, Lord Graham. Seine Gnaden und Eure älteren Brüder haben noch keine Benachrichtigung hinsichtlich ihrer Rückkehr von der Jagd in Afrika geschickt. Jedoch erwartet Euch ein gewisser Mr Abbott im Arbeitszimmer Seiner Gnaden.«
    Graham blinzelte. »Mich? Wozu bloß?«
    »In der Tat, Mylord.« Nichols sah aus, als könne er sich beim besten Willen nicht vorstellen, warum irgendjemand mit Graham sprechen wollen könnte. Graham machte ihm deshalb keine Vorwürfe, denn der Diener äffte bloß das Verhalten seines Herrn nach. Sein eigener Vater hatte in diesem Jahr wohl kaum ein Dutzend Worte mit ihm gesprochen.
    Graham machte sich widerstrebend auf den Weg in das überwältigend maskuline Studierzimmer seines Vaters. Es war ein bedrückender Ort, denn jede Wand beherbergte eine Menagerie des glasäugigen, ausgestopften, arrangierten Todes.
    Untertags war der Raum deprimierend. Bei Nacht erinnerte er ihn an seine Kindheit, in der nichts außer dem Drohen der schweren Hand seines Vaters ihn dazu bringen konnte, den Fuß in die finstere, vom Schein des Feuers nur schwach erhellte Halle zu setzen, wo die glühenden, rachsüchtigen Blicke ihn zu durchbohren schienen.
    Selbst jetzt, als erwachsener Mann, zögerte er vor der Tür, holte tief Luft und stieß sie dann auf. Er lächelte den jungen, ziemlich erschöpft aussehenden Mann an, der auf ihn wartete. Schließlich war der Herzog nicht hier. Es gab keinen Grund, dass er seinen Mut zusammennehmen musste.
    Viel falscher hätte er nicht liegen können.

Zweites Kapitel
    Folgendes hatte sich zugetragen …
    A uf dem dunklen Kontinent Afrika war der Mensch eine weiche, verletzliche Kreatur, fehl am Platz in dieser wilden, feindlichen Umgebung. Intelligente Menschen verhielten sich vorsichtig und blieben üblicherweise am Leben. Dummköpfe jedoch starben meist.
    In einem Jagdlager in Kenia schlug ein von der Sonne gebräunter Arzt die Leinwand zurück, die den Eingang des größten Zeltes verhängte, und trat müde in den Lichtkreis, der von einem großen Feuer und einigen in den Boden gesteckten Fackeln gebildet wurde.
    Draußen erwarteten ihn drei bullige Engländer. »Wie geht es dem Herzog?«
    »Wird er überleben?«
    »Sprecht, Mann!«
    Der Arzt richtete sich seufzend auf. »Ich fürchte, die Verletzungen, die Seiner Gnaden durch den Elefantenbullen zugefügt worden sind, waren zu schwerwiegend. Er ist nicht mehr unter uns.«
    Nach einem Moment erstaunter Stille – es war ein langer Moment, denn die drei ältesten Söhne des Herzogs von
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