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Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft
Autoren: authors_sort
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seinem Erstaunen sah er plötzlich einen schelmischen Funken in ihren Augen aufblitzen. »Aber Prue lässt ihn nicht. Sie sagt, sie denkt nicht einmal daran, ihren Ehemann mit einem Fratz von einem Mädchen zu teilen, das sie von früher Kindheit an aufgezogen hat, und dass sie sofort dazwischengeht, falls er irgendwas bei mir versucht.« Ein Kichern entschlüpfte ihr. »Und ob sie das tun würde! Sie ist nämlich viel größer und stärker als er.« Nicholas spürte, wie sich sein Gesicht ebenfalls zu einem Grinsen verzog. Sie hatte wirklich ein äußerst ansteckendes Lächeln, selbst wenn es, so wie jetzt, von reinem Schalk erfüllt war und keine Spur von der aufreizenden Art von vorhin mehr an sich hatte. Aber andererseits war jenes Lächeln ja auch dafür gedacht gewesen, ihn zu täuschen, während dieses hier ganz ohne Arglist zu sein schien.
    Plötzlich ertönten schwere Schritte auf der Treppe, sodass ihm das Lachen schlagartig verging. Polly wurde kreidebleich, als Nicholas mit gezogenem Degen zur Tür herumwirbelte. Die Tür wurde so heftig aufgestoßen, dass sie krachend gegen die Wand schlug, und auf der Schwelle erschien Josh, begleitet von fünf stämmigen Männern, allesamt mit dicken Knüppeln bewaffnet.
    Wozu brauchen sie eigentlich die Knüppel, wenn ihr Opfer eigentlich schon bewusstlos sein sollte?, fragte Nicholas sich nüchtern, während er ein Stück zurückwich, um mehr Spielraum zu haben. Wahrscheinlich fänden sie ihr Vergnügen daran, mich zu Tode zu prügeln, bevor sie meine Leiche im Fluss versenken, dachte er, noch immer ziemlich ungerührt.
    »Mach, dass du hier rauskommst, Mädchen!«, befahl Josh. »Zu dir komm ich später noch.« Er bewegte sich langsam auf Kincaid zu, während sich die anderen hinter ihm in der kleinen Kammer verteilten. Nicholas hatte keine Chance. Die Klinge seines Degens blitzte im Lichtschein auf und traf Josh am Arm, als dieser seinen Knüppel hob. Blut tropfte aus der Schnittwunde; der Tavernenwirt brüllte wie ein zorniger Bulle und ließ mit voller Wucht seinen Knüppel niedersausen. Mit einem blitzschnellen Sprung zur Seite wich Nicholas aus, und der Knüppel verfehlte sein Ziel, wenn auch nur um Haaresbreite. Doch Nicholas war jetzt fast bis an die Wand zurückgedrängt worden und saß damit in der Falle. Wenn sein Gegner das nächste Mal zuschlug, würde er nirgendwohin mehr ausweichen können.
    Ein Schwall eiskalter Luft erfüllte den Raum, und die missmutig vor sich hin schwelenden Kohlen im Kamin begannen zu zischen und zu qualmen. Irgendjemand hatte das Flügelfenster hinter Nicholas geöffnet. »Schnell!« Pollys sorgenvoller Ausruf verriet ihm, wem er für diesen geistesgegenwärtigen Einfall zu danken hatte. Nicholas gab jeden großspurigen Gedanken daran, seinem Gegner einen Kampf auf Leben und Tod zu liefern, um die Ehre der Kincaids zu wahren, auf und entschloss sich zur Flucht.
    Mit dem Tod, der ihn hier erwartete - zu Brei geschlagen wie ein Kaninchen auf einem abgeernteten Feld -, konnte er ohnehin keine Ehre erringen. Mit einem Satz sprang er rückwärts auf den breiten steinernen Fenstersims, wobei es ihm gelang, seine Angreifer mit einigen raschen, gut gezielten Degenstößen für einen Augenblick in Schach zu halten. Dann sprang er rückwärts in die unbekannte Tiefe.
    Er landete äußerst unsanft auf dem Erdreich, wofür er nur dankbar sein konnte. Die eiskalte Luft in Verbindung mit der ungeheuren Anspannung und Aufregung der letzten Minuten verschaffte ihm auf wundersame Weise wieder einen klaren Kopf. Er blinzelte ein paarmal, um seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Die Männer würden wissen, wie sie ihn aufspüren konnten, und da er keine Ahnung hatte, wo er sich befand, wuss-te er nicht, wie er sich schleunigst aus diesem Viertel entfernen konnte, ohne ihnen direkt in die Arme zu laufen. »Fangt mich auf!«, rief eine mittlerweile vertraute Stimme flehend. Nicholas hob den Kopf und blickte hinauf, wo Polly in ihrem weißen Hemd sprungbereit auf dem Fenstersims balancierte. Eine Hand versuchte sie an der Taille zu packen. Mit einem gellenden Aufschrei versetzte sie ihrem Angreifer einen Fußtritt und befreite sich aus seinem Griff, bevor sie - jäh aus dem Gleichgewicht gebracht - vom Sims stürzte. Nicholas schaffte es, Pollys Sturz abzufangen, obwohl sie ihn dabei mit sich zu Boden riss, und er vergeudete kostbare Sekunden mit dem Versuch, sich von ihren zappelnden Gliedern, ihrer fliegenden Mähne und den Falten ihres Hemds
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