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Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft
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liebsten getan hätte.« Von einer merkwürdigen Gelassenheit erfüllt, blickte sie auf den verletzten Mann hinab.
    »Allmächtiger!« Überraschenderweise war es Buckingham, der das verblüffte Schweigen als Erster brach. »Wie blutrünstig Ihr doch seid, meine Rose«, presste er zwischen seinen bläulich verfärbten Lippen hervor, während ihm ein gedämpftes, schmerzgepeinigtes Lachen entschlüpfte. »Das ist aber eine mächtige Feindschaft, die Ihr da gegen mich hegt.«
    »Hattet Ihr etwa Freundschaft erwartet?«, fragte Polly, scheinbar immer noch völlig unbeteiligt. »Nein! Aber nun von einer halben Portion von einem Frauenzimmer niedergestreckt zu werden! Normalerweise laufen meine Vorhaben nicht in diesem Maße aus dem Ruder.« Der Arzt legte die Wunde frei, und Buckingham schloss die Augen.
    Inzwischen schien auch Nicholas wieder aus seiner tranceartigen Erstarrung zu erwachen. »Hast du eigentlich auch nur die leiseste Ahnung, was du angerichtet hast?«, herrschte er sie an und entriss ihr die Pistole. »Dich in eine Angelegenheit der Ehre einzumischen -«
    »Aber ich konnte doch nicht zulassen, dass er dich tötet!«, rief Polly.
    »Dein Vertrauen ist wirklich rührend!«, entgegnete Nick mit schneidender Stimme. »Du bist wohl nicht auf den Gedanken gekommen, dass auch das Gegenteil passieren könnte, wie?«
    »Na ja, doch, aber ich konnte mir auch nicht ganz sicher sein, nicht?« Polly ließ den Blick wieder zu Buckingham schweifen. »Ist er schwer verletzt, Doktor?«
    Der Arzt sah auf. »Es war zwar eine äußerst ungebührliche Tat, aber ich selbst halte auch nicht viel von Duellen. Es ist eine sehr barbarische Tradition, und es scheint, junge Dame, als wäre so weniger Blut vergossen worden, als sonst möglicherweise noch geflossen wäre. Die Kugel ist glatt durch die Schulter geschlagen. Die Austrittswunde ist sauber. Ich sehe keinen Grund, warum er nicht wieder vollständig genesen sollte, nachdem ich den Blut-fluss gestillt habe.«
    Nicholas wandte sich zu den vier Sekundanten um. »Was soll nun geschehen, Gentlemen? Ich werde mich jeglicher Entscheidung Eurerseits fügen.«
    »Lasst uns sagen, dass Ihr es wart, der mir diese Verletzung beigebracht hat, Kincaid, dann soll der Ehre Genüge getan sein«, sagte Buckingham, von einem schmerzerfüllten Husten geschüttelt. »Es wäre mir lieber, wenn nicht bekannt würde, dass eine Göre für diese Demütigung verantwortlich ist.«
    »Und mir wäre es lieber, wenn nicht bekannt würde, dass es meine Ehefrau war, die glaubte, mich auf eine solche Art und Weise beschützen zu müssen«, erklärte Nick. »Wenn sich hier noch jemand in seiner Ehre gekränkt fühlt, werde ich selbstverständlich für jegliche erforderliche Genugtuung aufkommen.«
    »Und wenn du so weitermachst«, mischte Polly sich ein, »wirst du am Ende noch gegen alle antreten müssen.« »Hüte deine Zunge!«, fuhr er sie an. »Hast du mich nicht schon genug entehrt? Noch nie zuvor musste ich eine solche Demütigung ertragen! Dass meine eigene Frau -«
    »Ich muss ja nicht deine Frau sein«, fiel Polly ihm unbekümmert ins Wort. »Mir ist klar, dass du mich nur geheiratet hast, um den Herzog herauszufordern -« In diesem Augenblick unterbrach sie sich, und ihr Atem stockte, als Nicholas auf sie zutrat.
    »O Polly, Polly!«, murmelte De Winter und schüttelte ungläubig den Kopf.
    Nicholas packte den dicken Zopf, der Polly über die Schulter hing, und schlang ihn sich ums Handgelenk, bis er sie wie an einer kurzen Leine gepackt hielt. »Lass uns doch kurz zu den Bäumen hinübergehen«, schlug er in täuschend liebenswürdigem Ton vor. »Bitte entschuldigt uns, Gentlemen.«
    »Gütiger Gott, Kincaid wird alle Hände voll zu tun haben, wenn er so eine Frau dazu bringen will, sich gebührlich zu verhalten«, bemerkte einer von Buckinghams Sekundanten ehrfürchtig. »Ich vermute, wir sind uns einig, dass wir in dieser Angelegenheit Stillschweigen bewahren? Sonst wird das der Skandal des Jahres.« In der Abgeschiedenheit des Wäldchens lehnte Nick sich gegen den Stamm einer Ulme und musterte seine Gefangene durchdringend. »Bitte erkläre mir jetzt, was du damit meintest«, sagte er.
    Doch Polly hatte das Gefühl, dass es keine gute Idee war, dieser Aufforderung zu folgen. »Du wirst nur wütend, wenn ich das tue«, erwiderte sie.
    »Zweifellos. Aber da ich nicht noch wütender werden kann, als ich ohnehin schon bin, hast du nichts zu verlieren, sondern möglicherweise nur etwas zu gewinnen.
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