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Lockend klingt das Lied der Wueste

Lockend klingt das Lied der Wueste

Titel: Lockend klingt das Lied der Wueste
Autoren: Barbara McMahon
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später trafen auf einmal drei voll besetzte Jeeps im Camp ein. Bei dem Lärm steckte Lisa den Kopf aus dem Zelteingang, um zu sehen, wer gekommen war. Aus dem ersten Jeep stieg der Kulturminister, aus den beiden anderen etwa ein Dutzend Männer. Verwundert über den überraschenden Besuch ging sie los, um den Minister zu begrüßen.
    „Kann ich Professor Sanders sprechen?“, fragte er, nachdem er ihren Gruß knapp erwidert hatte.
    „Er ist bei der Ausgrabungsstätte. Ich zeige Ihnen den Weg.“
    Der Minister gab seinen Begleitern ein paar Befehle, die sie nicht verstand. Zwei der Männer gingen zum Arbeitszelt, zwei kamen mit ihnen. Die anderen begannen die Jeeps zu entladen und gingen dann zu der großen Grube.
    Lisa runzelte die Stirn. „Ist etwas nicht in Ordnung?“, fragte sie besorgt.
    „Nichts, das für Sie von Interesse wäre“, schnappte der Minister.
    Einige Augenblicke später hatten sie die Stufen erreicht, die zur tieferen Ebene der gegenwärtigen Grabungen führten.
    „Professor Sanders?“, rief sie nach unten.
    Im nächsten Moment tauchte er auch schon auf. „Ja?“
    Da er den Kulturminister nicht kannte, stellte Lisa die beiden Männer vor.
    „Es freut mich, dass Sie unsere Ausgrabungsstätte sehen wollen“, sagte Professor Sanders.
    „Wir wollen mehr als sie nur sehen“, informierte der Minister ihn kurz angebunden. „Ab heute werde ich die Leitung der Ausgrabungen persönlich übernehmen. Sie und Ihr Team können Ihre Sachen packen. Wir erwarten, dass Sie bis morgen Nachmittag verschwunden sind.“
    „Wie bitte?“ Entgeistert starrte Professor Sanders den Minister an. „Verzeihung, aber wir haben bis zum Ende des Sommers Zeit“, brachte er mühsam hervor.
    „Dieser Beschluss wurde geändert. Zeigen Sie uns, welche Funde Sie seit der Lieferung an das Museum gemacht haben, und verlassen Sie die Ausgrabungsstätte. Meine Leute werden die Arbeiten weiterführen. Der Fundort hat an Bedeutung gewonnen, und wir wollen die Dinge selbst in die Hand nehmen.“
    „Was ist geschehen, dass plötzlich alle Zusagen zurückgenommen werden?“, fragte Professor Sanders verwirrt. „Wie ich hörte, wurde vor Kurzem ein bedeutender Fund gemacht. Ein Schmuckstück aus Jade.“ „Wir nehmen an, dass es Jade ist. Es muss noch analysiert werden.“ „Was ein völlig anderes Licht auf die Geschichte dieses Gebietes werfen kann. Die Angelegenheit ist von zu großer Tragweite, um sie Fremden zu überlassen. Unsere eigenen Historiker und Archäologen werden an dem Projekt weiterarbeiten.“
    „Aber …“, versuchte Professor Sanders einzuwenden, doch der Kulturminister schnitt ihm mit einer schroffen Handbewegung das Wort ab.
    „Kein Aber. Bitte veranlassen Sie, dass die Mitglieder Ihres Teams die Stätte räumen. Wir wünschen auch nicht, dass Sie etwas über die Funde verlauten lassen, die Sie gemacht haben. Wir werden die Öffentlichkeit zum passenden Zeitpunkt informieren.“
    Lisa war sprachlos vor Schreck. Wie konnte der Minister von dem Jadeschmuckstück erfahren haben?
    Plötzlich wurde ihr ganz elend. Etwa von Karim, mit dem sie am Telefon darüber gesprochen hatte?
    Sie lief zurück ins Arbeitszelt, wo die fremden Männer alle kürzlichen Funde in die mitgebrachten Kisten verpackten. Ohne weiter auf sie zu achten nahm sie den Telefonhörer auf, dann ließ sie ihn wieder sinken. Sie hatte keine Ahnung, wie sie Karim erreichen konnte. Aber sie musste es unbedingt versuchen. Wenn jemand diesen Minister mit seinen Dampfwalzenmethoden aufhalten konnte, dann war er es.
    „Entschuldigen Sie bitte“, wandte sie sich an die Männer. „Spricht jemand von Ihnen Englisch?“
    „Ich“, erklärte der eine der beiden.
    „Würden Sie mir bitte helfen, einen Anruf zu machen?“
    „Gern.“ Er kam zu ihr herüber. „Mit wem möchten Sie telefonieren?“
    „Scheich Karim al Shaldor.“
    Der Mann schaute erst verwundert drein, dann nahm er den Apparat und tippte eine Nummer ein. Augenblicke später reichte er ihr mit einer Verneigung den Hörer.
    „Karim?“, fragte Lisa.
    „Es tut mir leid, Ma’am, aber Seine Hoheit befindet sich nicht in der Stadt“, sagte eine weibliche Stimme. „Kann Ihnen jemand anders helfen?“
    „Hält er sich in der Wüste auf?“
    „Wer ist am Apparat?“
    „Lisa Sullinger. Befindet er sich in seinem Zelt?“
    „Über den Aufenthalt Seiner Hoheit darf ich Ihnen keine Auskunft geben. Wenn Sie eine Nachricht hinterlassen möchten, werde ich sie ihm nach seiner
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