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Lob der Faulheit

Lob der Faulheit

Titel: Lob der Faulheit
Autoren: Thomas Hohensee
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habe entstehen können, sei ihm vollkommen unverständlich. Als Unternehmer müsse er seine Kunden möglichst schnell bedienen. Sonst sei er in kürzester Zeit pleite. Dann hätte er zwar die ihm fehlende Zeit, aber er würde sich im Gegensatz zum Buddha lieber der Verantwortung für sein Leben, sein Geschäft, seine Frau und seine Mitarbeiter stellen.
     
    Was soll man dazu sagen? Dem Buddha war klar, dass er nicht jedem helfen konnte. Nach seiner Erleuchtung hatte er sich ernsthaft gefragt, ob es sich überhaupt lohne, anderen seine Erfahrungen zu vermitteln. Wer würde ihn verstehen? Nach reiflicher Überlegung kam er jedoch zu dem Ergebnis, dass er einige, die so wie er auf der Suche nach Befreiung vom allgegenwärtigen Leiden seien, unterstützen könne, es ihm gleich zu tun.
     
    Aus einigen sind Millionen geworden. Seine Lehre findet noch heute, 2.500 Jahre später, weltweit täglich neue Anhänger. Wäre er seiner »Verantwortung für seine Familie und sein Volk« nachgekommen, wäre Siddhartha ein unbedeutender kleiner Herrscher am Fuße des Himalaya geworden, so namenlos wie die meisten Herzöge und Grafen in Mitteleuropa. Er hätte schon fleißig Krieg gegen die Nachbarstaaten führen müssen, um als König wenigstens für die Historiker ein bisschen interessant und erinnerungswürdig zu werden.

     
    Das wollte er nicht. Der Buddha fand inneren Frieden und ein tiefes, anhaltendes Glück, das den meisten Unternehmern, Kaufleuten und Staatspräsidenten bis heute verschlossen bleibt. Indem er so ausgeglichen und zufrieden wirkte, fiel er anderen positiv auf. Sie wollten wissen, wie es ihm gelungen war, sich für immer vom Stress zu befreien, obwohl er doch im Prinzip den gleichen Problemen ausgesetzt war wie sie.
     
    Im Übrigen konnte der Buddha sicher sein, dass seine Familie nach seinem Weggang nicht in materielle Not fallen und ein anderer – sein Name ist nicht überliefert – die Nachfolge seines Vaters antreten würde. Sein Sohn und weitere Familienmitglieder wurden nach seiner Erleuchtung Anhänger seiner Lehre und lebten freiwillig lieber in der Gemeinschaft der Mönche und Nonnen als am Königshof.
     
    Der Buddha übernahm – wenn man so will – nicht nur Verantwortung für sein kleines Volk, sondern für die gesamte Menschheit. Er engagierte sich für die Überwindung des Leidens aller und ging mit bestem Beispiel voran. Er investierte in ein Gefühl, das die meisten nur für kurze Momente kennen: Zufriedenheit.

    Was Sie in diesem Buch sonst noch erwartet
    Falls Sie erwägen, in Zukunft ein fauleres Leben zu führen, wissen Sie nun, dass Sie sich dann in allerbester Gesellschaft befinden. Laotse und der Buddha: Man könnte es schlechter treffen!
     
    Außerdem ist Ihnen hoffentlich klar geworden, dass man weder bluten noch schwitzen muss, um fit zu sein. »Fitness für Faule« ist aber nur ein erstes Beispiel dafür, dass man mit wenig Aufwand viel erreichen kann. Was ist mit Faulheit anstelle von Disziplin und Arbeitseifer noch möglich?
     
    Wir werden sehen. Machen Sie sich auf einige Überraschungen gefasst.
     
    Ist Fleiß vielleicht gar keine Tugend, sondern eine Sünde? Leben wir in einem Jammertal, ohne Aussicht auf Frieden, Glück und allgemeinen Wohlstand? Ist die Erde womöglich ein Strafplanet? Brauchen wir mehr Disziplin? Oder ist sie die Wurzel allen Übels?
     
    Darf Arbeit sinnvoll sein? Sonn- und Feiertagsarbeit nimmt ständig zu. Wie lange wird es dauern, bis wir alle täglich rund um die Uhr arbeiten?
     
    Ist dieses Buch die reinste Gehirnwäsche oder der Versuch, diese endlich zu beenden? Wie viele Menschen sind bereits an Überarbeitung gestorben? Und wie viele an Faulheit?

     
    Brauchen wir ein neues Bild des Menschen, des Lebens und der Welt? Gibt es zu Fleiß und Disziplin Alternativen? Welche drei Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um glücklich zu sein? Gehören Disziplin und Arbeitseifer dazu?
     
    Was würde passieren, wenn wir alle faul wären? Und zum Schluss die Frage aller Fragen: Wie wird man richtig faul?

Nichts als Mythen
    Disziplin genießt immer noch einen guten Ruf. Ganz zu Unrecht; denn an ihr ist nichts, das sich zu bewahren lohnte. Sehen wir uns zunächst an, was Disziplin bedeutet.
     
    Im ›Wörterbuch der deutschen Sprache‹ von Wahrig finden wir folgende Definitionen: »Zucht, Ordnung, Einordnung, Unterordnung«. Stehende Redewendungen sind: »Disziplin halten«, »die Disziplin wahren«, »eiserne, strenge Disziplin«, »jemanden,
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