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Lob der Faulheit

Lob der Faulheit

Titel: Lob der Faulheit
Autoren: Thomas Hohensee
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auszuprobieren, werden Sie jedoch nie erfahren, ob Sie dasselbe Ergebnis oder gar ein besseres mit weniger Aufwand hätten erzielen können. Sie müssen sich trauen und sich von den in unserer Gesellschaft üblichen extremen Leistungsvorstellungen lösen.
     
    Sie glauben mir immer noch kein Wort, nicht wahr? Sie sind sich sicher, dass Disziplin, Willensstärke und Leistungsbereitschaft die unabdingbaren Voraussetzungen für Erfolg sind. Dann bedenken Sie bitte eines: Sie sind fauler, als Ihnen bewusst ist!
     
    Ich wette, Sie leben in einer Komfortwohnung mit einem Bad, einer Wassertoilette und Zentralheizung. Sie besitzen vermutlich
ein Auto, eine Waschmaschine, einen Geschirrspüler, einen Herd, der mit Strom oder Gas gespeist wird, eine HiFi-Anlage (Plattenspieler, CD- oder MP3-Player), ein Handy und einen Computer. Ich könnte jetzt die nächsten Seiten mit all den Arbeit sparenden Geräten und Maschinen füllen, die Sie für selbstverständlich halten.
     
    Wenn ich es richtig sehe, gehen Sie nicht zum Fluss, um zu baden, heizen keinen Kohleofen und waschen Ihre Kleidung nicht mit Kernseife auf einem Waschbrett.
     
    Morgens sowie abends laufen Sie nicht zehn Kilometer zur Arbeit, Ihr tägliches Essen bereiten Sie normalerweise nicht über einem offenen Feuer im Freien zu und anschließend spielen Sie nicht auf Ihrer Gitarre oder Ihrem Saxophon.
     
    Wann haben Sie zuletzt einen Brief mit einem Federkiel geschrieben? Benutzen Sie üblicherweise den Lift oder laufen Sie die Treppen hoch? Ich würde Sie nie auf einer Rolltreppe antreffen, sondern ausschließlich in den Aufgängen der Kaufhäuser, des öffentlichen Nahverkehrs (ach, ich vergaß, dass Sie nur zu Fuß unterwegs sind) und in Hochhäusern würde ich Ihnen nur auf der Treppe begegnen? Aber lassen wir das.
     
    Im Vergleich zu Milliarden anderen Menschen auf dieser Erde führen Sie ein überaus bequemes, faules Leben. Sie könnten es genießen, aber irgendwie bekommen Sie es – ebenso wie die meisten Ihrer Mitmenschen – immer wieder hin, sich Stress zu machen. Das kann gar nicht anders sein, weil Sie überzeugt sind, dass das Leben hart ist und Ihnen nichts geschenkt wird. So machen Sie sich zum Opfer Ihrer sich selbst erfüllenden Prophezeiungen.

     
    Falls Sie bisher das Bild eines fleißigen Menschen von sich hatten und nun merken, dass Sie bequemer sind, als Sie dachten, schämen Sie sich jetzt womöglich. Bloß das nicht! Es ist völlig in Ordnung, faul zu sein. Schließlich war es ein Menschheitstraum, sich von der Last harter Arbeit zu befreien. Umso unverständlicher ist es, dass wir nun, da wir dieses Ziel weitgehend erreicht haben, so tun, als müssten wir so weitermachen wie die Generationen vor uns.
     
    Hey, Leute! Wir haben es geschafft. Wir brauchen nicht mehr rund um die Uhr zu schuften. Die KaiserInnen, KönigInnen und PharaonInnen früherer Zeiten würden uns um unseren Komfort beneiden. Sie mussten in zugigen Schlössern hausen. Ein warmes Bad war eine Staatsaktion. Damit sie nicht so stanken, benutzten sie Puder und Parfüms in rauen Mengen. Das Reisen in Pferdekutschen war kein Vergnügen, sondern eine Strapaze, der man sich ungern aussetzte.
     
    Wir müssten uns nur erlauben, richtig faul zu sein, die Bequemlichkeiten auskosten und dann den nächsten Schritt machen: von der Komfortwohnung zur Komfortwelt! Das wäre eine Welt, in der Frieden, Kooperation und Wohlstand herrschen würden. Können Sie sich eine Welt ohne Kriege, Konkurrenz und Finanzkrisen überhaupt lebhaft vorstellen? Wenn nicht, möchte ich Ihre Fantasie mit diesem Buch auf Trab bringen.
     
    Voraussetzung für eine solche Komfortwelt wäre allerdings, dass wir aufhören, wie die Verrückten zu produzieren und zu konsumieren. Wie Kazuaki Tanahashi, ein japanischer Friedens- und Umweltaktivist, es so schön ausgedrückt hat: Es ist sehr schwer, richtig faul zu sein. Aber wenn wir eine Zivilisation aufbauen wollen, die diesen Namen verdient, sollten wir endlich damit anfangen.

    Total fit in 30 Minuten – pro Woche!
    1980 bewahrte mich ein Buch davor, jemals dem Fitnesswahn zu erliegen. Der Titel sprach mich natürlich an: »Fitness für Faule«. Auch der Untertitel war interessant: »Das ›weltraumgetestete‹ Gesundheitsprogramm«. Der Autor, Laurence E. Morehouse, war ein Bruder im Geiste; denn sein erster Satz lautete: »Ich hasse körperliche Übungen.« Welch ein verheißungsvoller Start für ein Fitnessbuch.
     
    Es ist nicht so, dass ich jeden ernst
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