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Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Titel: Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)
Autoren: Egmont R. Koch
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wenig überraschend, Kollateralschäden.
    Es ist nicht überliefert, wie oft Barack Obama an jenem Terror-Dienstag den Daumen hob oder senkte, bekannt ist aber, dass er den Rest des Jahres 2010 so viele Todesurteile wie noch nie unterschrieben haben muss. Die Zahl der Hingerichteten stieg nach inoffiziellen Schätzungen der Stiftung The National Security Studies Program auf 849. Bis zu einem»Moratorium«, das Obama Ende Mai 2013 nach massiven Protesten und zunehmenden Widerständen auch unter seinen Anhängern versprach, starben durch die Mordkommandos der CIA und des Pentagon zwischen 2500 und 4000 Menschen. Natürlich ist die genaue Zahl geheim. Bislang legte weder die CIA noch die Regierung Rechenschaft ab über ihre gezielten Tötungen.
    Die Mordserie des Weißen Hauses wird von Kritikern wie dem ehemaligen Direktor der nationalen Nachrichtendienste Dennis C. Blair bereits mit dem Phoenix-Programm in Vietnam verglichen. Ein schwerwiegender Vorwurf. Der Navy-Admiral a. D. trat im Mai 2010 von seinem Posten zurück, nachdem er wegen eines versuchten Anschlags auf Flug 253 der Northwest Airlines ein halbes Jahr zuvor in Misskredit geraten war. Im Jahr 1969, auf dem Höhepunkt der systematischen »Neutralisierung« vietnamesischer Zivilisten, die angeblich mit den Vietcong kooperierten, erhielten die Mordkommandos der CIA Zielvorgaben für die monatliche Eliminierung von vermeintlichen oder tatsächlichen Kollaborateuren. Bis zum Ende von Phoenix starben mehr als 20000, manche sprechen von 40 000 Vietnamesen durch amerikanische Killer (siehe S. 74). Wiederholte sich die Geschichte? Fördert Präsident Obama großflächiges und umfassendes Vorgehen gegen Islamisten, so wie es damals die CIA unter Präsident Richard M. Nixon (in Vietnam) gegen Kommunisten tat?
    Die außergerichtliche Hinrichtung vermeintlicher Staatsfeinde hat in Ländern wie den Vereinigten Staaten und Israel eine gewisse Tradition. Bereits im Jahre 1953 verfasste ein CIA-Spezialist einen maschinengeschriebenen Ratgeber für Exekutionen, bei dem er zunächst politische Morde unter die Lupe nahm, um dann daraus Lehren für möglichst perfekte Mordanschläge zu ziehen (siehe S. 38). In Israel schickten zur gleichen Zeit Anhänger des späteren Ministerpräsidenten (und Friedensnobelpreisträgers) Menachem Begin Brief- und Paketbomben an deutsche Politiker, darunter den damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer. Die Methode wurde später vom Mossad übernommen und gegen deutsche Nazi-Raketenforscher in Ägypten eingesetzt (siehe S. 139). Wo Israel seine Sicherheit beeinträchtigt sah und sieht, sei es durch palästinensischen Terrorismus, sei es durch die Entwicklung von Massenvernichtungswaffen in feindlich gesinnten Ländern, sanktionierte die Regierung prophylaktische Exekutionen.
    Frostiger Abschied: Der ehemalige Chef der amerikanischen Inlandsnachrichtendienste Dennis C. Blair vergleicht Obamas Drohnenkampagne mit dem Phoenix-Programm, bei dem Anfang der siebziger Jahre Tausende von Vietnamesen exekutiert wurden.
    Aber auch andere westliche Demokratien, die sich rechtsstaatlichen Prinzipien verpflichtet haben, entschieden sich im Zweifelsfall für das Mittel des Gegenterrors, wenn sie sich durch Terror bedroht sahen: Der Spezialeinheit SAS der britischen Armee war es während des Nordirland-Konfliktserlaubt, gezielte Tötungen vorzunehmen, wenn es Anhaltspunkte dafür gab, dass eine Operation der IRA unmittelbar bevorstand und auf diese Weise verhindert werden konnte. Am 8. Mai 1987 planten IRA-Terroristen einen gewaltigen Sprengstoffanschlag auf eine zu diesem Zeitpunkt unbemannte Royal Ulster Constabulary im nordirischen Loughgall. Der britische Geheimdienst erfuhr davon, möglicherweise durch einen Spitzel in der IRA, und teilte der SAS alle Einzelheiten wie die Zahl der Angreifer und den Zeitpunkt des Angriffs mit. Dann versteckten sich 24 SAS-Kräfte um die Polizeistation und warteten, was passieren würde. Acht Terroristen kamen zur vorhergesagten Zeit und fuhren einen mit neunzig Kilogramm Semtex beladenen Traktor direkt vor das Eingangstor. Als sie den Sprengstoff zündeten, eröffneten die versteckten SAS-Kräfte das Feuer. Alle IRA-Leute kamen im Kugelhagel um, obwohl sie alle Schutzwesten trugen. Erschossen wurde auch ein Unbeteiligter, ein zufällig vorbeifahrender Mann, der gerade von der Arbeit kam. Zeugen sagten überdies aus, dass drei der IRA-Terroristen bereits wehrlos am Boden gelegen hätten, als sie liquidiert wurden.
    Nach
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