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Liz Balfour

Liz Balfour

Titel: Liz Balfour
Autoren: Ich schreib dir sieben Jahre
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bedeutete.
    Wir schleppten den Koffer mit in die kleine Bucht, die unterhalb von Emerald Cottage lag. Dort öffnete ich den Koffer und wurde mit einem Schlag in die Vergangenheit befördert. Es waren lauter alte Bücher und Spielsachen von mir! »Gullivers Reisen« und »Der geheime Garten«, all die Bilder, die ich gemalt hatte, sogar die signierte Ausgabe von Patricia Lynch. Ein kaputt geliebter Teddybär, ein zerschlissenes Halstuch. Deirdre hatte alles aufgehoben, was mir als Kind wichtig gewesen war.
    »Siehst du, sie hat dich immer geliebt«, sagte Eoin und nahm mich strahlend in den Arm.
    »Ich muss mich wirklich bei ihr entschuldigen, ich war so dumm …«, seufzte ich.
    »Ihr werdet bald sehr viel Zeit dafür haben.«

    »Vorhin hat ein Arzt angerufen. Deirdre hat einen Platz in einer Reha bekommen.«
    »Das ist gut«, sagte Eoin. »Dann haben wir genug Zeit, ihr schonend beizubringen, dass sie vorübergehend obdachlos ist.« Er biss sich auf die Lippen. »Irgendwann müssen wir es ihr ja sagen.«
    »Es wird ihr so wehtun«, sagte ich.
    »Aber das Wichtigste haben wir gerettet. Das wird sie freuen.«
    »Das Smaragdherz?«
    Eoin lachte. »Ja, das auch, aber ich meinte doch dich!« Dann wurde er ernst. »Ich habe vorhin mit Keeras Schwester telefoniert.«
    Eoin und ich hatten über Patricks Verdacht gesprochen, Keera könnte den Brandanschlag verübt haben. Wir entschieden uns dagegen, gleich damit zur Polizei zu gehen, denn es war in der Tat nichts weiter als ein Verdacht, obwohl ich mich als Anwältin nicht sehr wohl damit fühlte, vor den Behörden etwas zurückzuhalten. Eoin wollte mit Keera reden, fand dann aber ihre neue frisch gestrichene Wohnung leer vor. Erst, als er die Verwandten und Freunde seiner Exfreundin abklapperte, erfuhr er, dass sie sich bei ihrer Schwester in der Nähe von Limerick aufhielt.
    »Ihre Schwester hat mit ihr gesprochen, und Keera hat alles zugegeben. Sie ist vollkommen verstört und hat offenbar wieder einen schlimmen Depressionsschub. «
    Entsetzt schlug ich eine Hand vor den Mund. »Wegen dir?«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie hat schon sehr lange Probleme.
Deshalb haben wir uns auch unter anderem getrennt. Ich hatte versucht, ihr zu helfen, aber sie ließ es nicht zu. Wollte zu keinem Arzt, weil sie Angst hatte, sie müsste Medikamente nehmen. Aber ihre Schwester hat mir versichert, dass sie jetzt in Behandlung ist. Nächste Woche hat sie einen Platz in einer Klinik. Wir wissen nun also, wo sie ist und dass sie es war. Du kannst zur Polizei gehen und sie anzeigen.«
    Ich sah ihn lange an. »Was bringt es, wenn ich sie anzeige? «
    Er hob die Schultern, nahm eine kleine Muschel und warf sie in Richtung Wasser. Sie verfehlte ihr Ziel und fiel in den Sand. »Versicherung, was weiß ich …«
    »Ist es sicher, dass sie sich helfen lässt?«
    »Wir können am Montag noch mal ihre Schwester anrufen. «
    Ich nickte. »Wenn sie nicht in die Klinik geht, denke ich noch mal drüber nach, ob ich mit der Polizei rede. Sonst nicht.«
    Eoin sah mich erstaunt an. »Im Ernst?«
    »Was bringt es denn?«, wiederholte ich. »Ich bin nicht auf Rache aus. Wenn es ihr irgendwann wieder gut geht, freue ich mich für sie.«
    Eoin legte den Arm um mich und küsste mich. »Du bist unglaublich«, sagte er.
    »Gleich wirst du mich noch viel unglaublicher finden«, kündigte ich an. »Ich habe mir nämlich erlaubt, mich nach deinem Vater zu erkundigen. Du wolltest doch wissen, was nach seinem Verschwinden 1979 mit ihm war und wie er gestorben ist.«
    Eoin setzte sich kerzengerade hin und starrte mich entgeistert
an. »Du … du hast es herausgefunden? Wie? Was?«, stammelte er.
    »Eine alte Bekannte bei der Staatsanwaltschaft, die mir noch einen Gefallen schuldig war. Du konntest nichts über deinen Vater finden, weil er nicht unter seinem Namen gelebt hat. Er wurde im Zusammenhang mit dem Mountbatten-Attentat im August 79 verhaftet und landete in Long Kesh.«
    »Im Gefängnis? Ohne Prozess, nehme ich an?«
    »Ja.«
    Eoin nickte langsam. »Seine ganze Familie hat für Irland gekämpft. Da darf es mich wohl nicht wundern, dass er ebenfalls diesen Weg eingeschlagen hat. Sicher wäre es anders gewesen, wenn …« Er sprach es nicht aus, aber ich wusste, was er sagen wollte: Wenn Martin und Deirdre geheiratet hätten, wäre Martin nie nach Nordirland gegangen …
    »Wie es aussieht«, fuhr ich fort, »hat er sich anderthalb Jahre lang geweigert, seinen Namen zu nennen. Ob er wirklich an dem Attentat
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