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Liz Balfour

Liz Balfour

Titel: Liz Balfour
Autoren: Ich schreib dir sieben Jahre
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»Da war schon genug Platz für meine Leiter und mich. Ich gebe zu, es war ein bisschen eng, aber es ist ja noch mal alles gut gegangen.« Er löste sich von mir und lächelte mich an, strich mir mit der Hand eine Strähne aus dem Gesicht und beugte sich wieder vor, um mir einen sanften Kuss auf die Lippen zu geben.
    Er hätte sterben können. Was er getan hatte, war absoluter Wahnsinn gewesen. Er hätte abstürzen können. Er hätte in den Flammen umkommen können. Eoin hatte sein Leben für mich aufs Spiel gesetzt, ohne zu zögern. Ich war vollkommen überwältigt. Wieder umarmte ich ihn, und Freudentränen liefen mir übers Gesicht. Aber dann dachte ich: Keera. Wie passte das alles zusammen?

    Ich ließ ihn los und sank zurück auf mein Bett. »Was ist mit Keera?«
    »Dieser blöde Kuss? Ja … Sie ist in eine neue Wohnung in Cork gezogen, ich habe ihr beim Umzug geholfen, sie hat das alles missverstanden und mich im Stall mehr oder weniger überfallen. Mich angefleht, wieder zu ihr zurückzukommen, es noch mal zu versuchen, das alles. Ich sagte Nein, ich liebe dich nicht mehr, außerdem gibt es da Ally. Sie wollte daraufhin direkt an alte Zeiten anknüpfen und warf sich mir an den Hals. Dann kamst ausgerechnet du dazu, warst auch ganz groß im Missverstehen und ranntest weg, bevor ich irgendetwas erklären konnte. Tja. Keine drei Minuten später rannte dann auch Keera weg, weil sie verstanden hatte, dass es zwischen mir und ihr vorbei ist.« Er sah mich ernst an. »Dein Mann läuft hier auch irgendwo herum. Ich sag ihm, dass du aufgewacht bist.«
    Ich griff schnell nach seiner Hand. »Bitte nicht. Ich habe ihm gesagt, dass ich mich scheiden lassen will. Er ist mir nachgereist, um mich umzustimmen. Wir scheinen gerade ein ganz ähnliches Problem zu haben, du mit Keera, ich mit Benjamin.« Ich lächelte schwach.
    »Solange wir beide keins haben, ist mir das egal«, sagte Eoin und küsste mich wieder.
    Die Tür ging auf, und Schwester Trish kam mit einer großen Plastiktüte von Tesco herein. Sie hielt die Tüte mit spitzen Fingern weit von sich weg. »Hier ist sie, die alte Schachtel, und damit meine ich ausnahmsweise mal nicht mich.« Sie gab Eoin die Tüte und verschwand wieder, nicht ohne gut hörbar zu murmeln: »Hach, diese Turteltäubchen, es wärmt einem das Herz.«
    Eoin lachte. »Sie ist toll«, sagte er.

    Ich nickte. »Was ist in der Tüte?«
    Statt einer Antwort zog er die Schuhschachtel heraus, die ich unter Deirdres Kommode hervorgezogen hatte. Ich stieß einen überraschten Schrei aus. »Du hast die Briefe gerettet?«
    »Briefe?« Eoin sah mich ratlos an. »Ich weiß nicht, was in der Schachtel ist. Ich weiß nur, dass du sie fest umklammert hattest, als ich dich fand.«
    »Es war Wahnsinn, mich da rauszuholen«, sagte ich ernst. »Die Steilküste ist direkt unter Deirdres Fenster. Du hättest abstürzen können.«
    »Es wäre Wahnsinn gewesen, dich da nicht rauszuholen«, antwortete er leise und küsste mich wieder. »Was ist also in der Schachtel?«, fragte er dann.
    »Briefe von deinem Vater an meine Mutter«, sagte ich. »Ich wollte wenigstens ein paar retten. Schließlich sind sie unwiederbringlich, und sie haben Deirdre so viel bedeutet. « Ich löste den Knoten und hob den Deckel ab. Ich sah das grün schimmernde Smaragdherz zwischen den Rosenblättern. Es waren nicht die Briefe, die ich gerettet hatte, sondern das Herz! Ich nahm es heraus und sah es lange an, ohne etwas zu sagen. Dann hatte ich meinen Entschluss gefasst. Ich bat Eoin, Schwester Trish hereinzuholen und mir dabei zu helfen, sie davon zu überzeugen, dass ich auf der Stelle zu Deirdre musste. Trish hatte natürlich Einwände, aber dann holte sie murrend einen Rollstuhl, in den sie mich verfrachtete, murmelte etwas von unvernünftigen jungen Menschen, die offenbar rund um die Uhr Besseres zu tun hatten, als auf ihre Gesundheit zu achten, und schob mich an Deirdres Bett. Eoin blieb vor der Tür stehen, aber ich rief ihn hinein.

    »Es ist wichtig, dass du dabei bist«, sagte ich. Er nahm sich einen Stuhl und setzte sich zu mir.
    Sacht legte ich den Anhänger auf Deirdres Brust, direkt über ihr Herz. »Das schickt dir Naoise«, sagte ich leise. »Damit du gesund wirst. Sein Sohn ist hier, Eoin. Wir haben geredet, und weißt du was, Mutter, du hattest recht. Ich liebe ihn wirklich.«
    Eoin sah mich überrascht an. »Das hat Deirdre gesagt? Wann?«
    Ich lächelte ihn an. »Gestern war ich stundenlang bei ihr und wir haben, na ja,
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