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Little Red Riding Hood - ein Thrillermärchen (German Edition)

Little Red Riding Hood - ein Thrillermärchen (German Edition)

Titel: Little Red Riding Hood - ein Thrillermärchen (German Edition)
Autoren: David Gray
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Deinem Appartement mit als Deinen Pass. Und komm nie wieder nach Paris zurück.
    Ich dachte: das klingt wie ein scheiss Witz. Wie aus irgendeinem Film geklaut.
    Aber Loup meinte, was er sagte. Jedes Wort.
    Er machte mir Angst. Er machte mir deswegen Angst, weil ich ihm ansah, dass er selbst Angst hatte.
    Ich wollte wissen weshalb. Weshalb, hatte ich aus Paris zu verschwinden? Was konnte so scheiss furchtbar daran sein, nach Aline gefragt zu haben.
    Keine Antwort von Loup. Bloss die vier Scheine, die er mir in meine Tasche stopfte.
    Dein Taxi wartet, Cruzot. Schönes Leben noch!
    Ich blieb, wo ich war und starrte ihn sauer an. Also zerrte er mich vor allen anderen durch die Agentur zur Tür und wieder nach draussen auf die Strasse.
    Loup: Wer vom Weg abweicht, den frisst der grosse böse Wolf. Du bis vom Weg abgewichen, Cruzot.  Entweder steigst Du in das scheiss Taxi hier, oder Du wartest bist der Wolf Dich kriegt und der, Kleines, wird Dir nicht bloss ne Gutenachtgeschichte erzählen, sobald er Dich erst mal hat. Und kriegen wird er Dich, wenn Du jetzt nicht Dein bisschen scheiss Verstand zusammennimmst und gefälligst tust, was ich sage.
    Wolf, dachte ich. Was für Mist war das denn?
    Loup öffnete die Tür von dem Taxi und stiess mich hinein. Er gab dem Fahrer ein paar Scheine und befahl ihm mich zuerst zu meinem Appartement und dann zum Charles de Gaulle zu bringen. In exakt dieser Reihenfolge.
    Ich fühlte mich total taub, wie zu Gast in meinem eigenen Leben. Sogar mein Appartement fühlte sich plötzlich nicht mehr wie mein Appartement an. Ich griff meinen Pass und warf Unterwäsche und ne Zahnbürste in eine Tasche und ging zum Treppenhaus. Ich stoppte, drehte mich um und ging zurück.
    Da hing die rote Lederjacke. Ich zog sie an. Aline war eine bitch , aber diese Jacke hatte mehr mit mir, als mit ihr zu tun.  Ich hatte sie mir verdient . Wann und mit wem immer ich das nächste Mal Sex hatte, Alines Jacke würde eine Rolle dabei spielen. Schon aus Trotz.
    Im Taxi auf dem Weg zum Charles de Gaulle kam ich mir plötzlich bescheuert vor. Was tat ich hier? Wer war ich denn, dass ich vor dem grossen bösen Wolf weglief?  Scheiss das hier war Paris, nicht der Märchenwald. Wenn schon denn schon, dache ich und gab dem Fahrer die Adresse von Alines Appartement. Ich wollte wenigstens eine Nachricht hinterlassen. Ich wusste zwar noch nicht, was genau drinstehen würde. Aber eine Lobeshymne auf Alines Charakter würde sie nicht werden. Ich war eben so - ich konnte es nicht ertragen, nicht das letzte Wort zu haben.
    In ihrem Appartement brannte Licht, das war von der Strasse aus zu sehen. Ich ging ins Haus und fuhr hinauf. Die Tür war angelehnt. Genauso wie bei meinem Soloauftritten hier. Ich ging den Flur hinunter zum Spiegelzimmer, wie damals. Ich kam gar nicht auf die Idee in die anderen Räume zu sehen.  Die Spiegel waren zerbrochen. Hinter den zerbrochenen Spiegeln standen Kameras. Und auf der niedrigen Bühne zwischen den Spiegeln hatte irgendwer Alines Chrom und Leder Sessel platziert und dann umgeworfen. Neben dem umgeworfenen Sessel war eine Blutlache.
    Da wo ich her komme lernst Du die Zeichen zu lesen, wenn sie Dir so deutlich ins Gesicht springen wie hier. Ich hatte Angst gehabt als ich hierher kam. Aber Angst ist nicht gleich Angst. Angst hat Schattierungen. Sie fangen mit hellem Grau an und reichen bis zu kaltem lackschwarz. Das hier war die lachschwarze Variante.
    Mein Instinkt klinkte sich ein. Und mein Instinkt sagte: Charles de Gaulle, jetzt.
    Zurück im Taxi lehnte ich mich zurück und schlug die Kapuze der roten Lederjacke hoch. 
    Ich schloss die Augen. Ich war sicher jeder konnte mir meine lackschwarze Angst ansehen.
    Loups Agentur hatte ein Ticketkontingent bei Air France, ich füllte ein Formular aus, wies meinen Pass vor und kriegte ein Ticket Charles de Gaulle / Kennedy Airport. Drei Stunden Zeit bis zum Check-In.   
    Ich tat was jeder tat: ich trank einen heillos überteuerten Kaffee und strich dann zwischen den Geschäften umher. Jede Menge Parfum, und Plastikeiffeltürme und Reiseführer und Designerjeans vom letzten Jahr. Aber auch ein Zeitungsstand. All die Magazine und Journale, die jeder im Fashionbusiness wie manisch las.
    Jeder – ausser: Aline.
    Ich schloss die Augen und konzentrierte mich. Irgendwann war ich sicher: ich hatte Aline ab und zu mit einem Magazin gesehen, aber immer war es nur mit demselben: Les Mads, eines von den neuen Magazinen, die irgendwas besser machten,
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