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Little Red Riding Hood - ein Thrillermärchen (German Edition)

Little Red Riding Hood - ein Thrillermärchen (German Edition)

Titel: Little Red Riding Hood - ein Thrillermärchen (German Edition)
Autoren: David Gray
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ihn wie eine Auszeichnung.
    Aline hatte Regeln für unser Verhältnis aufgestellt: Kein Wort darüber zu irgendwem. Keine Drogen in dem Hotelzimmer. Keine fragte die andere nach ihrem Leben ausserhalb dieses Hotelzimmers. Und jedes Mal hatte ich vor ihr das Hotelzimmer zu verlassen.
    So wurde aus Aschenputtel Red Riding Hood. Und in diesem Hotelzimmer fand sie für den Rest dieses seltsam zärtlichen Winters ihren Weg durch den verschneiten Wald.
    Ich hielt mich an ihre Regeln. Nie sah ich Aline außerhalb dieses Hotelzimmers. Immer war ich es, die zuerst eintraf. Nie brachte ich Drogen mit dorthin (und vermisste sie auch gar nicht). Nie fragte ich Aline nach ihrem Leben neben dem, das wir in dem Hotelzimmer führten, und nie stellte ich die Rolle in Frage, die sie mir von Anfang an zugewiesen hatte.
    Ich wollte auch gar nicht mehr hinter ihr Geheimnis kommen. Ich war mir gar nicht mehr sicher, ob ihr Geheimnis überhaupt wert war es aufzudecken.
    Ich war, wonach sie sich sehnte, ich war, womit sie spielte, ich war, wovon sie träumte, wenn sie träumte, und ich war die, in der sie sich verlor, sobald sie aus ihren Träumen wieder erwachte.
    Ich machte mir keine Gedanken darum ob unser Verhältnis Zukunft hatte. Ich war achtzehn Jahre alt, ich war auf dem Cover der meisten grossen Magazine gewesen, ich hatte Filmangebote und ich verdiente gutes Geld. Meine Zukunft war: ich. Und die Farbe in die sie getaucht war, war bestimmt nicht schwarz. 
    Ich hatte vergessen, dass nicht jedes Märchen damit endete, wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute . 
    Ich war taub und blind für den Wolf, der mich längst aus dem Dickicht heraus belauerte.  Red Riding Hood in ihrer roten Jacke, war selbst im Unterholz von Paris so schwer auch nicht zu übersehen, nehme ich an.  
     
    V.
     
    Ich hatte an diesem Nachmittag auf Aline gewartet, doch sie war nicht gekommen. Wir hatten eine Vereinbarung für solche Fälle. Und es war nicht das erste Mal,  das sie später oder auch gar nicht kam. Bei unserem nächsten Treffen hatte sie dann immer irgendeine Kleinigkeit für mich dabei.
    Kein Grund zur Aufregung.
    Doch als ich das nächste Mal ins Hotel kam, tat die Rezeptionistin als kannte sie mich nicht. Ich wusste: etwas war schief gelaufen.
    Ich war ziemlich sicher, das war Alines Art mir zu sagen: es ist vorbei, danke für alles, und schönes Leben noch. 
    Ich war sauer. Ich war richtig sauer.
    Ich hatte eine Menge Shootings um diese Zeit. Ich war abgelenkt. Aber ich bekam Aline nicht aus meinem Kopf.
    Ich trug die Jacke nicht mehr. Ich benutzte auch die Tasche nicht mehr, nur diese Ohrringe trug ich noch ab und zu. Der reine Trotz, nehme ich an. Es brachte nichts. Aline war aus meinem Terminplan verschwunden. Dafür tauchte sie in meinen Träumen auf. Irgendwann sah ich ein, dass ich es so nicht wirklich zu einem Ende brachte. Ich musste sie ein letztes Mal sehen. Und sei es nur, um ihr – for the record -  zu sagen, was für eine scheiss kalte bitch sie war. 
    Ich stellte es diskret an. (Dachte ich jedenfalls) Doch ich fand sie nicht. Nirgendwo eine Spur von ihr.
    Das war verrückt. Aline verstand etwas vom Geschäft. Sie hatte das absolute Auge, verdammt noch mal. Sie musste im Geschäft sein. Irgendwie. Irgendwo. Und jeder klatsche im Fashionbusiness über jeden. Ich hätte längst mehr über Aline wissen sollen, als ich je wirklich wissen wollte. 
    Trotzdem: nichts. 
    Ich war auch nicht diskret genug gewesen. Ich wusste, dass Loup mich beobachtete. Er ahnte irgendwas. Und was er da ahnte, gefiel ihm nicht.
    Zuletzt dachte ich: Weshalb mich weiter an Alines Regeln halten, wenn sie die erste war, die sie gebrochen hatte.
    Ich  war in der Agentur. Überall die übliche Hektik. Mädchen, Visagistinnen, Frisöre, Beleuchter und irgendein Typ von einem Magazin. Loup, und seine PA, mittendrin.
    Ich zog Loup beiseite. Ich sagte: es ist wichtig.  Er ging mit mir vor die Tür.
    Heftiger Abendverkehr auf der Strasse. Jede Menge Touristen und Angestellte in Anzügen und Kleidern.
    Ich erzählte ihm, weshalb ich nach Aline suchte.
    Er hörte zu.
    Dann meinte er: Du bist am Arsch, Kleines.
    Sonst sagte er nichts. Aber er zog mich zurück nach Drinnen und liess mich dort nicht von seiner Seite. Er machte kurz nacheinander ein paar Telefonate, zerrte mich dann zu seinem Safe und packte vier Grosse auf den Tisch.
    Nimm es. Heute Nacht geht ein Flug nach New York. Du hast übermorgen ein Shooting dort. Nimm nichts aus
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