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Little Miss Undercover - Ein Familienroman

Little Miss Undercover - Ein Familienroman

Titel: Little Miss Undercover - Ein Familienroman
Autoren: Lisa Lutz
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sämtliche Verhöre durchgeführt werden. David meinte früher,der Keller sei im ganzen Haus der beste Ort, um die Hausaufgaben zu erledigen. Ich kann das nicht bestätigen.
D AS F AMILIENUNTERNEHMEN
    David und ich begannen im Alter von vierzehn respektive zwölf Jahren für Spellman Investigations zu arbeiten. Da war ich bereits als das schwierige Kind verrufen, doch als Mitarbeiterin konnte ich viele meiner negativen Eigenschaften wieder wettmachen. Kein Wunder, dass ich mich so gern engagierte, wenn es darum ging, gesellschaftliche Regeln zu brechen und in die Privatsphäre von Fremden einzudringen.
    Mit dem Müll fing alles an. Das war traditionell die erste Aufgabe, die den Spellman-Kindern übertragen wurde. Mom oder Dad (gelegentlich auch ein Cop) sammelten den Abfall der jeweiligen Zielperson ein (sobald er für die Städtische Müllabfuhr zur Abholung bereitsteht, gilt Abfall als Gemeingut, so dass man ihn sich auf legalem Weg aneignen kann) und brachten ihn zu uns nach Hause.
    Ich streifte mir ein paar feste Gummihandschuhe über (manchmal drückte ich mir auch eine Klammer auf die Nase) und sortierte das Ganze nach Schätzen und Dreck. Meine Mutter erteilte uns immer die gleichen Anweisungen: Kontoauszüge, Rechnungen, Briefe, Merkzettel sollten wir zur Seite legen; alles, was einst essbar gewesen war oder Körperflüssigkeiten enthielt, sollten wir entsorgen. Oft schienen mir diese Anweisungen zu kurz zu greifen. Erstaunlich, wie viele Dinge in keine der beiden Kategorien fallen. Diese Ausflüge in die Müllologie lösten bei David oft schlimme Erkrankungen aus, so dass er mit fünfzehn bereits voll und ganz davon freigestellt war.
    Als ich dreizehn wurde, zeigte mir meine Mutter, wie man in der Bay Area Gerichtsakten recherchiert. Damals sollten wir häufig den Hintergrund einer Zielperson klären; hierfür prüftman zuerst, ob sie vorbestraft ist. Auch hier waren die Anweisungen denkbar schlicht: Such nach belastendem Material. Übersetzt: Such nach dem Schlimmsten. Verlief die Recherche ergebnislos, war die Enttäuschung mit Händen greifbar. Menschen – die wir nur mit Namen oder Sozialversicherungsnummer kannten – enttäuschten uns, wenn sie sauber waren.
    Diese Nachforschungen waren eine ungeliebte Routinearbeit. Oft musste man dafür durch die ganze Bay Area ziehen, von Gericht zu Gericht, um die Namen anhand verschiedener Register zu überprüfen. Vor Abschaffung der Kommunalen Gerichte in Kalifornien galt es, in jedem County mindestens vier Gerichte aufzusuchen: Strafobergericht, Zivilobergericht, Kommunalstrafgericht, Kommunalzivilgericht (und gelegentlich auch das Amtsgericht, wo Bagatellfälle verhandelt wurden).
    Später verkürzte sich der Rechercheaufwand, als die Oberund Kommunalgerichte zusammengelegt und die meisten Register auf Mikrofiche gebannt waren. In den letzten fünf Jahren wurden praktisch alle Gerichtsinformationen in Datenbanken erfasst, so dass wir alles von unserem Büro aus recherchieren können, es sei denn, der Fall liegt mehr als zehn Jahre zurück. Was früher zwölf bis fünfzehn Stunden Außeneinsatz erfordert hatte, kann inzwischen in einem Viertel der Zeit vom Schreibtisch aus erledigt werden.
    Diese Daten sind auch von Nutzen, wenn eine Zielperson mit unbekanntem Aufenthaltsort gefunden werden soll. Die Sozialversicherungsnummer ist hier das A und O. Der Heilige Gral aller Detektive. Diese Nummern fallen allerdings unter den Datenschutz. Wenn der Auftraggeber keine Sozialversicherungsnummer nennen kann, benötigt man den vollen Namen und das Geburtsdatum, mindestens aber den vollen Namen (am besten, einen der ausgefalleneren Sorte) und den letzten bekannten Aufenthaltsort. Zunächst gibt man Namen und Geburtsdatum in ein Kreditauskunftsformular ein. So kommt man an einige Daten, die auch in der vollen Kreditauskunft enthalten sind – frühere Adressen, ob eine Insolvenzvorliegt oder ein Pfändungsverfahren läuft –, aber noch nicht an alle, weil manche Daten geschützt sind. Mit Hilfe einer Kreditauskunft kann man meist aber einen Teil der Sozialversicherungsnummer in Erfahrung bringen. Und wenn in einer Quelle die ersten vier Ziffern verborgen bleiben und in einer anderen die letzten vier, muss man nur beide Quellen zusammenbringen, um die ganze Nummer zu haben.
    Solche Recherchen erfordern ein Höchstmaß an Konzentration und Sorgfalt, Eigenschaften, die mir sämtliche Lehrer, die jemals mit mir zu tun hatten, absprachen. Es machte mir allerdings großen
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