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Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren

Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren

Titel: Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren
Autoren: Berte Bratt
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sich wieder mir zu. „Aber sicher, Ma. Ich will Marianne gern fragen, ob sie zu uns kommen will.“
    Bei Lisbeth liegen Gedanken und ihre Ausführung nie weit auseinander. Am nächsten Tage hatten wir Marianne zum Mittag bei uns. Ich will nicht gerade behaupten, daß es mir über die Maßen gut paßte; denn Peik plagte sich mit einem beginnenden Schnupfen herum und war schlecht aufgelegt, Erna hatte mit der Kleinwäsche zu tun, und ich selber stand in der Küche und war dabei, ein Mittagessen zusammenzustellen.
    „Das ist aber fein“, sagte ich, als Lisbeth mit lauter Stimme verkündete, Marianne werde heute bei uns zu Mittag essen. „Du mußt aber mit dem vorliebnehmen, was wir dir vorsetzen können, Marianne. – Lisbeth, lege noch ein Gedeck auf!“
    „Lisbeth läßt ja keine Ruhe, wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat“, entschuldigte sich Marianne. Sie lächelte dabei warm und anmutig. „Ich habe versucht, ihr klarzumachen…“
    „Aber liebe Marianne! Lisbeths Freundinnen sind uns immer willkommen. Es ist nicht das erste Mal, daß sie einen Gast mit nach Hause bringt, das kannst du mir glauben. Ihr bekommt ein geheimnisvolles Allerlei aus Resten und ein selbstkomponiertes Dessert. Reicht das nicht, dann können wir euch noch Spiegeleier und Brot zur Verfügung stellen.“
    Wir hörten die Gartenpforte knarren. Lisbeth sprang auf: „Vati kommt!“
    Sie flog Heming entgegen. Mitten auf dem Gartenweg hatte sie ihn erreicht. Genau wie früher als kleines Mädchen schlang sie ihm die Arme um den Hals. Dann schritten beide, eng aneinandergeschmiegt, auf das Haus zu.
    Wir hatten das alles durch das Fenster sehen können. Zufällig warf ich einen Blick auf Marianne. In ihrem Gesicht war ein Ausdruck, der mir fast die Tränen in die Augen trieb. Ich spürte einen höchst merkwürdigen Drang – den Drang nämlich, das junge Mädchen in meine Arme zu schließen und fest an mich zu drücken. Aber so etwas tut man ja nicht.
    „Wir haben sicher einen ordentlichen Schnitzer gemacht“, warf Heming beim Mittagessen ein. „Obwohl Marianne eine junge Dame und obendrein berufstätig ist, sagen wir seelenruhig ,du’ zu ihr.“
    „Aber das finde ich ja gerade so nett“, meinte Marianne mit ihrer leisen, ruhigen Stimme.
    „Dann mußt du aber auch zu uns ,du’ sagen“, schlug ich vor. „Das sind wir bei Lisbeths Freundinnen und Freunden so gewohnt.“
    „Reg dich darüber bloß nicht auf!“ lachte Lisbeth. „Vati und Mutti sind nun mal so. Ich glaube, sie werden nie richtige erwachsene Menschen.“
    Trotz seines Schnupfens zeigte unser Sohn sich von seiner ritterlichsten Seite. Er saß bei Tisch neben Marianne, betrachtete sie aufmerksam und bildete sich offensichtlich eine Meinung über sie. Das Ergebnis war für ihn zweifellos äußerst befriedigend.
    „Veux-tu des pommes de terre?“ sagte Peik und reichte ihr die Schüssel mit den Kartoffeln.
    Marianne machte ein etwas verblüfftes Gesicht. Dann lächelte sie: „Merci bien!“
    „Sprichst du französisch?“ fragte unser wohlerzogener Sohn.
    „Ein wenig“, sagte Marianne. „Aber das ist so lange her, daß ich fürchte, ich habe das meiste vergessen.“
    „Wir sprechen französisch, wenn wir bei Tisch sind“, fuhr Peik in der Sprache der Diplomaten fort. Er war nun einmal entschlossen, mit Marianne Konversation zu führen.
    „Sei froh!“ sagte Marianne. „Dann kannst du schon Französisch, wenn die anderen auf der Schule sich damit erst noch abplagen müssen.“
    „Das sagen Vati und Mutti auch“, erklärte Peik.
    Wir fuhren fort, französisch zu sprechen. Marianne mußte hin und wieder nach einem Wort suchen und stammelte dann etwas, aber ihre Aussprache war ganz ausgezeichnet und akzentfrei.
    „Du redest ja, als hätte deine Wiege in Frankreich gestanden“, sagte Lisbeth. „Sag mir, wo hast du das bloß gelernt?“
    „Ich hatte… Von einer französischen Dame…“, sagte Marianne.
    „Komm nur immer zu uns. Dann bleibst du in der Übung. Du mußt nämlich wissen, Mutti ist ein Sprachgenie – obgleich man ihr das gar nicht ansieht. Brauchst du einen finnischen Dolmetscher oder einen holländischen: bitte schön, Mutti steht dir zu Diensten…“
    „Schwatz kein dummes Zeug, Lisbeth!“ unterbrach ich sie.
    „Ich schwatze durchaus kein dummes Zeug“, sagte Lisbeth. „Im allgemeinen leide ich nicht gerade an Minderwertigkeitskomplexen…“
    „Nein, das wissen die Götter!“ seufzte ihr Vater.
    „…Aber wenn ich mir die
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