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Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren

Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren

Titel: Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren
Autoren: Berte Bratt
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Bücher ansehe, die Mutti liest und begutachtet und übersetzt, dann wimmelt es bei mir nur so von lauter Minderwertigkeitskomplexen!“
    Bei einem Mittagessen, an dem meine Tochter Lisbeth und mein Sohn Peik teilnehmen, gibt es nie Verlegenheitspausen. So wurde denn auch diesmal munter darauflosgeplaudert, und Marianne hatte öfter Veranlassung, auf ihre so sympathische Art zu lächeln.
    „Willst du mein Segelboot sehen?“ fragte Peik, als wir gegessen hatten, und zupfte Marianne am Ärmel.
    „Peik, nun mußt du Marianne aber in Ruhe lassen. Sie spielt den ganzen Vormittag mit Kindern.“
    „Dann kann sie ja ganz gut mit mir am Nachmittag spielen“, sagte Peik ruhig.
    „Ich möchte gern dein Segelboot sehen, Peik“, sagte Marianne freundlich.
    Peik stürmte davon und holte sein Boot. Es ist ein Modellboot, das er im Winter auf einem Kinderfest gewann. Er ist mit Recht stolz darauf.
    Marianne nahm das Boot in ihre Hände und betrachtete es von allen Seiten.
    „Das ist das Großsegel“, erklärte Peik. „Man kann es heißen und niederholen.“
    Marianne ging mit dem Boot sehr vorsichtig um, so daß man es ihren Händen ordentlich anmerkte, welchen Genuß es ihnen bereitete, einen schönen Gegenstand zu halten.
    „Und das hier“, fuhr Peik mit seiner Erklärung fort, „ist – ist…“ Er saß fest und blickte fragend zu Heming auf. „Das ist das Stagsegel“, sagte Marianne. „Und ein Klüversegel ist ja auch da!“
    Peik staunte über so viel Sachkenntnis. Ich warf einen schnellen Blick auf Marianne.
    Sie fuhr fort, mit Peik zu plaudern, und seine Begeisterung über die kluge neue Freundin wurde von Minute zu Minute größer.
    Marianne fügte sich schnell bei uns ein. Sie sprach nicht viel und erzählte nichts von sich selber. Unser alltägliches, harmloses Geplauder gefiel ihr. Sie machte mit und hatte eine ruhige und sichere Art, sich zu benehmen. Eine sichere Art. Ja, das war das richtige Wort. Sie war nicht gehemmt und erst recht nicht laut und großsprecherisch, wie junge Menschen oft zu sein pflegen, wenn sie eine aufkommende Unsicherheit verdecken wollen. Lisbeth hatte im Laufe der Zeit so viele Freundinnen bei uns eingeführt, daß es wohl kaum noch eine Sorte gab, die ich nicht gekannt hätte. Aber Marianne war für mich etwas ganz Neues. Sie gefiel mir über die Maßen gut. „Nein“, sagte Lisbeth und streckte die Glieder. „Jetzt muß ich mir etwas Bewegung machen.
    Ich bin so satt, daß ich mich kaum noch rühren kann. Hast du Lust, Marianne? Wollen wir beide eine Partie Federball spielen?“
    „Furchtbar gern!“ sagte Marianne.
    Und so gingen die beiden denn in den Garten, wo ein kleiner Ballspielplatz hergerichtet war.
    Wir waren an der Kaffeetafel sitzengeblieben. „Reizendes Mädchen!“ sagte Heming. „ In jeder Hinsicht anders als Lisbeth.“
    „Willst du etwa behaupten, Lisbeth wäre nicht reizend, du Barbar?“
    Heming lachte.
    „Lisbeth ist Lisbeth. Sie steht außer Konkurrenz, du stolze Mutter! Aber vergleiche die beiden einmal miteinander! Lisbeth, kräftig und braungebrannt und breitschultrig und lärmend – bewahre: um nichts in der Welt möchte ich sie anders haben – und Marianne, blaß und mager und still und - ja, was soll ich sagen – etwas farblos – und so bescheiden in ihrer Sicherheit und Wohlerzogenheit!“
    „Der Verkehr mit Marianne wird Lisbeth gut tun“, stellte ich fest.
    „Und umgekehrt“, bemerkte Heming kampfbereit.
    „Natürlich – stolzer Vater!“ lachte ich.
    So begann die Freundschaft zwischen Lisbeth und Marianne. Und wir freuten uns sehr, als wir sahen, daß sie Bestand hatte.
    Marianne wurde bald ein beinahe täglicher Gast bei uns und nahm auf ihre ruhige Art an allen unseren kleinen Freuden und kleinen Sorgen teil.
    „Man fühlt sich bei euch so richtig wohl“, sagte Marianne eines Nachmittags. Sie stockte einen Augenblick, und ihre Wangen färbten sich ein wenig rot. „Ich meine – weil ihrimmer so gut gelaunt seid – und weil – weil ihr über alles miteinander reden könnt…“ Sie verstummte und schluckte. „Ja, das kannst du glauben“, lachte Lisbeth. „Das können wir. So ist es, wenn man junge Eltern hat, weißt du. Man hat eine ziemliche Plage, sie zu erziehen, aber du mußt doch zugeben, daß ich meine Sache ganz gut gemacht habe.“

4
     
     
    Mortens Motorrad hielt kreischend vor der Gartenpforte. „Hallo, Lisbeth! Lust zu ‘ner Fahrt in die Stadt?“
    Lisbeth strich sich mit ihrer schmutzigen Hand das Haar
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