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Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren

Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren

Titel: Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren
Autoren: Berte Bratt
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hörten wir draußen auf dem Wege das Summen eines Autos und Lisbeths helles Lachen – etwas lauter und etwas heller als sonst. Wir traten schnell und voller Neugierde an das Fenster. Lisbeth verabschiedete sich von einem gutgekleideten jungen Mann in einem eleganten Auto.
    „Aha!“ dachten Heming und ich.
    „Na?“ sagten wir im Chor, als Lisbeth hereinkam.
    „Einfach phantastisch!“ rief Lisbeth aus. „Wir tranken im Frascati Tee. Es war ganz reizend. Am Montag reiten wir wieder Quadrille, und hinterher gehen wir zusammen essen.“
    „Im Reitkostüm?“ fragte Heming.
    „Aber, nein! Ich komme natürlich nach Hause und ziehe mich um!“
    „Das ist eine weite Reise: erst nach Hause und dann wieder in die Stadt.“
    „Pah! Was ist schon dabei? Ich fahre natürlich per Auto!“
    „Ja so! – Mit demselben wie heute?“
    „Hast du es gesehen? Ist es nicht Klasse?“
    „O ja. – Und der Kavalier? – Ist er auch – Klasse?“
    Lisbeth lachte schallend.
    „Du ahnst gar nicht, Vati, wie schlecht es dich kleidet, wenn du so sprichst. – O ja, er ist prima. Er reitet sehr gut. Er ist mein Partner bei der Quadrille. Und er war so – so wie ein Gentleman – er drückte sich selber die Hand und beglückwünschte sich, weil er die – die jüngste und – die hübscheste von allen Damen als Partnerin bekommen hatte…“
    „Bescheidenheit ist eine Tugend, aber vielleicht nicht deine hervorragendste, junge Dame“, brummte Heming.
    Lisbeths Gesicht überzog sich mit einer feinen Röte. Reizend sah sie dabei aus.
    „Ja, aber – das habe doch ich nicht gesagt – ich erzähle doch bloß, was Erling gesagt hat…“
    „Erling? Nennt ihr euch schon beim Vornamen?“
    „Ja, das tun wir wohl. Er sagte, er könne es mir ansehen, daß ich Lisbeth heiße. Aber das war gelogen, denn er hatte meinen Namen auf der Tafel im Stall gelesen. – Ich freue mich riesig auf Montag, du!“
    „Und was, glaubst du, wird Morten zu deinem neuen Kavalier sagen?“
    „Morten…“ Ein schwacher Schatten zog über Lisbeths Gesicht. Doch dann warf sie den Kopf in den Nacken. „Pah! Morten hat mich ja schließlich nicht gepachtet. – Oder? – Ich werde mir doch wohl noch einen anderen ansehen dürfen?“
    „Nur ansehen, aber nicht anfassen!“ kam es mit einer dünnen, aber klaren Stimme von der Tür. Es war unser Sohn, der im gestreiften Schlafanzug mit dem Pferde Max im Arm auf der Schwelle erschien. Max ist sein Lieblingsspielzeug seit vier Jahren und sieht auch danach aus. Jetzt kam Peik, um zu fragen, ob er ein Glas Limonade bekommen könne. Er hatte versucht, vom Schlafzimmer aus uns zu rufen, aber niemand hatte ihn gehört.
    Peik bekam die Limonade und wurde wieder ins Bett geschickt. Aber die Worte, mit denen er sich einen so wirkungsvollen Auftritt verschafft hatte, blieben in der Luft hängen. „Nur ansehen, aber nicht anfassen!“
    „Du hast für Montag also einen kleinen Bummel vor?“ sagte Heming. „Entschuldige, wenn ich mir eine Frage erlaube. Willst du so freundlich sein, einen etwa fälligen Aufsatz und die Mathematikaufgaben vorher zu erledigen?“
    „Soll geschehen“, sagte Lisbeth. „Und wißt ihr was? Erling ist vierundzwanzig Jahre alt, und ihm persönlich gehört das flotte Auto… ich meine, er hat es sich selber gekauft. Jedes Jahr tauscht er es gegen ein neues um. Er sagt, es lohnte sich, weil er dann nie mit dem Motor Ärger habe.“
    Ich warf einen schnellen Blick auf meinen Mann und las seine Gedanken. Sie sahen ungefähr so aus: „Als ich vierundzwanzig war, fuhr auch ich Auto. Ich fuhr schwere Touristenwagen für ein Reisebüro, weil ich Geld verdienen mußte, um meine Studien fortzusetzen. Und ich wohnte in einer Dachkammer und pfiff auf das Mittagessen. Und ich gab Steffi Mathematikunterricht für Geld…“
    Als Heming in seinen Gedanken so weit gekommen war, lächelte er und streckte mir die Hand hin.
    „Man muß halt Glück haben in der Welt“, sagte er.
    „An wen denkst du dabei?“ fragte Lisbeth neugierig. „An Erling? Oder an mich? Oder an dich selber?“
    „An uns alle drei“, sagte Heming. „Aber wenn du mich fragst, möchte ich behaupten, daß ich am meisten Glück gehabt habe.“
    „Du bist und bleibst ein sentimentaler Ehemann, Vati“, lachte Lisbeth. „Übrigens muß ich jetzt nach oben gehen. Das elende Geschichtsbuch wartet.“
    Sie streckte sich und gähnte laut. Dann ging sie zur Tür. „Wie heißt das Wundertier noch außer Erling?“ rief ich ihr
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