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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller
Autoren: Dein für alle Ewigkeit
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dennoch durch die gesamte Burg zu
hallen schien. Darauf folgte ein pfeifendes Geräusch, das von der
Musikantengalerie kam.
    Mit einem
unheilverkündenden Zischen bohrte sich ein Pfeil in das massive Holz von Lord
Hadleighs Tisch und blieb dort zitternd stecken – direkt vor Kenbrook.
    Ein Tumult
brach aus; Danes und Gareths Männer sprangen so schnell auf, daß sie die Bänke
an den Tischen umstießen, und ergriffen noch im Aufspringen ihre Waffen.
Kenbrook zog sein Schwert und versuchte gleichzeitig, Gloriana auf den Boden
zu stoßen. Sie wehrte sich jedoch und sah, daß die Gaukler Schwerter unter
ihren Umhängen und Kostümen hervorzogen und sich in den Kampf mit Hadleighs und
Kenbrooks Männern stürzten.
    Die
Dienstboten flohen schreiend, die Hunde bellten und stoben auseinander, und
oben auf der Galerie erschien ein falscher Musikant, mit Köcher und Bogen,
bereit, einen Regen von Pfeilen auf die Menschen im großen Saal
herabzuschicken.
    Der Mann
kam Gloriana irgendwie bekannt vor, obwohl sie ihn noch nie zuvor gesehen
hatte. Sein Haar war blond wie Danes, und seine Augen schienen, selbst aus
dieser Entfernung, vom gleichen eisigen Blau zu sein.
    Ein
schwindelerregendes Entsetzen erfaßte Gloriana, das jedoch rasch Empörung wich.
Nach allem, was sie durchgemacht
hatte, gedachte dieser Schurke, ihr Glück zu beenden, bevor es überhaupt
richtig begonnen hatte! Nein, das würde sie nicht dulden.
    »Haltet
ein!« schrie der Mann auf der Galerie mit befehlsgewohnter Stimme. Er war mit
einem Wams aus feinstem grünem Samt bekleidet, zu dem er farblich passende
Gamaschen trug, und schien etwa im gleichen Alter wie Gareth zu sein.
    Das
Waffengeklirr brach augenblicklich ab, als beide Seiten verwundert, betroffen
und ehrfürchtig den Blick zu ihm erhoben.
    Niemand,
nicht einmal Dane, Gareth oder Edward, rührte sich. Wenn nicht bald jemand
etwas unternahm, würde alles verloren sein.
    Wütend
ergriff Gloriana ihr Messer, die einzige Waffe, die ihr zur Verfügung stand,
und trat näher zu Dane; der mit unbewegter Miene zu dem Fremden aufschaute. Er
wirkte nicht verängstigt, höchstens wachsam, aber es bestand kein Zweifel, daß
er wütend war. Er strahlte aus allen Poren wilden Zorn aus.
    »Wer ist
das?« flüsterte Gloriana.
    »Merrymont«,
erwiderte Kenbrook, und es klang, als spuckte er verdorbenes Essen aus.
    Mit
neuerwachtem Interesse schaute Gloriana zu dem Eindringling auf. Dieser Mann
also war der gefürchtete Widersacher, der verrückte Onkel, der Dane aus Trauer
über den Verlust seiner Schwester Jillian am liebsten in der Wiege ermordet
hätte.
    Gloriana
begann sich unauffällig vom Tisch zu entfernen, was weder ihr Mann noch irgend
jemand sonst bemerkte.
    »Was wollt
Ihr?« hörte sie Gareth fragen, leise und bedrohlich, als sie an einer Wand
entlangschlich, die der Schein der Öllampen nicht erreichte.
    »Ich hin gekommen«,
antwortete der Herr auf Merrymont, »um meinen guten Namen wiederherzustellen.«
    Gloriana
stieg eine schmale Treppe hinauf, die zu einem Seitengang voller Spinnweben und
Knochen toter Mäuse und Vögel führte. Als Kinder hatten sie und Edward oft in
diesem selten benutzten Gang gespielt und so getan, als ob die Burg belagert
würde und sie allein sie retten könnten. Da ihnen klar gewesen war, daß Gareth
den Gang verschließen lassen würde, falls er von seiner Existenz erfuhr, war
er ein Geheimnis zwischen ihnen geblieben.
    Während sie
im Dunkeln stand, mit angehaltenem Atem und fest das jämmerliche Brotmesser
umklammernd, schätzte Gloriana die Lage ein. Sie war alles andere als
ermutigend.
    Zwei
kräftige Wächter standen draußen vor der Galerie, mit gezogenen Schwertern.
Gloriana spürte ihre Angst und konnte sie verstehen; sie befanden sich
innerhalb der Festung ihres Feindes und infolgedessen in Gefahr. Abergläubisch,
wie die Männer jener Zeit waren, mußten sie sich fragen, welch rachsüchtige
Geister und Gespenster in den Schatten lauern mochten.
    Unter
ihnen, auf der Galerie, sprach Merrymont; Gloriana sah die Rückseite seines
grünen Wamses und den Lederköcher mit den Pfeilen. Er ist wirklich sehr
beeindruckend, dachte sie. Schade, daß er nicht auf unserer Seite ist.
    »Ihr
weigert Euch also, Kenbrook, mich um Verzeihung zu bitten für die
Verleumdungen, die Ihr im ganzen Reich über mich verbreitet habt, als Ihr mich
einen Entführer und einen Mörder nanntet?« fragte Merrymont in hochfahrendem
Ton. Seine Arroganz machte ihn Dane sogar noch ähnlicher als
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