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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller
Autoren: Ein suendiger Engel
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Menelda Sneeder und ihre mit Äxten bewaffneten
Mitstreiterinnen gerichtet und bemühte sich um ein kameradschaftliches Lächeln.
»Ich weiß es nicht«, antwortete sie, ohne die Lippen zu bewegen. »Aber jemand
sollte ihn holen. Und zwar schnell.«
    Mit einer
knappen Geste bedeutete Dottie Eleanor, sich auf den Weg zu machen. Womit nach
Bonnies Rechnung noch genau ein Dutzend geschminkter und parfümierter
Gegenspielerinnen für die Massen prüder Fanatikerinnen blieben, die sich
hinter Menelda sammelten.
    »Gehen Sie
aus dem Weg!« befahl Mrs. Sneeder, ein angesehenes Mitglied des > Freitagnachmittagsclubs < .
    Nach einer
ausgiebigen Musterung von Bonnies grünem Seidenkleid ließ sie ihren Blick für
einen Moment verächtlich auf deren federbesetztem Busen ruhen.
    Doch Bonnie
ließ sich nicht einschüchtern und hielt tapfer die Stellung. »Lassen Sie uns
doch vernünftig sein, Menelda ...«
    »Wagen Sie
es nicht, eine Christin mit ihrem Vornamen anzusprechen. Sie ... Sie
schamloses Luder!«
    Jetzt war
Bonnie am Ende ihrer Geduld angelangt. »Steht es einem > Christen < zu,
Mrs. Sneeder, unschuldige Menschen zu bedrohen und ...«
    Das Wort > unschuldig < war eine schlechte Wahl gewesen, aber es war schon zu spät,
als Bonnie ihren Irrtum einsah. Der Zorn und die Empörung der
korsettverschnürten, äxteschwingenden Stadtfrauen wurde durch Bonnies Worte
neu genährt.
    »Unschuldig?!«
kreischte Miss Lavinia Cassidy, die an drei Nachmittagen in der Woche in der
Stadtbibliothek arbeitete und seit Jahren darauf hoffte, daß irgendein
Hüttenwerksarbeiter seinen lasterhaften Lebenswandel aufgeben und sie heiraten
würde.
    Bonnie
hätte entgegnen können, daß sie und mehrere der hinter ihr aufgebauten Mädchen
nur mit Männern tanzten und sich weigerten, mehr für sie zu tun, aber sie
wußte, daß es nutzlos gewesen wäre. Diese zornigen Ehefrauen, Mütter und Verlobten
glaubten nur das Schlimmste, und höchstens ein Wunder hätte daran etwas ändern
können.
    »Es ist
gegen das Gesetz, privates Eigentum zu zerstören«, fuhr Bonnie fort, um Zeit zu
gewinnen, in der Hoffnung, daß Eleanor Forbes fand und er rechtzeitig kam, um
das drohende Chaos abzuwenden. »Wenn Sie also bitte dahin zurückkehren würden,
woher Sie gekommen sind, meine Damen ...«
    Das in
grauen und schwarzen Kattun gekleidete kleine Heer aufgebrachter Frauen summte
wie ein Schwarm gereizter Bienen, und Bonnie merkte, daß sie wieder die
falschen Worte gewählt hatte.
    Menelda
Sneeder hob ihre Axt gen Himmel und forderte ihre Mitstreiterinnen auf, es ihr
nachzutun. »Dieser Ort der Sünde und des Frevels muß zerstört werden! Gehen Sie
uns aus dem Weg, Bonnie McKutchen – Sie und all diese anderen Huren!«
    Das gab
Bonnie den Rest. Einen roten Nebelschleier vor Augen, stürzte sie von der
Treppe auf die Frauen zu. Auch Dottie und die anderen Mädchen mischten sich in
das Gewimmel, sehr zum Vergnügen der inzwischen recht zahlreichen Zuschauerschaft.
    Bonnies
Ziel war Menelda. Mit einer Kraft, die sie sich selbst nie zugetraut hätte,
entriß sie ihr die Axt, schleuderte sie fort und versetzte ihrer Widersacherin
einen Stoß. Plötzlich saß Mrs. Sneeder mitten im Schlamm der aufgeweichten
Straße.
    Mit einem
erstickten Schrei und einem Blick, der Mord verhieß, rappelte Menelda sich
auf, schloß ihre schlammverschmierten Hände um Bonnies langes Haar und zerrte
mit aller Kraft daran.
    Bonnie
wehrte sich mit einem gezielten Kinnhaken und wollte gerade zu einem weiteren
ausholen, als sich eine harte Hand um ihre Taille schloß.
    Überraschung
und Verwirrung raubten Bonnie alle Kraft. Menelda Sneeder streckte ihr die
Zunge heraus und zischte sie an: »Jetzt wirst du für deine Sünden büßen, du
angemalte Hure!«
    Die
unverdiente Beleidigung verlieh Bonnie neue Kräfte. Sie begann nach allen
Seiten auszutreten, aber der Mann, der sie ergriffen hatte, hielt sie so fest
an seinen Körper gepreßt, daß sie nicht einmal sein Gesicht erkennen konnte.
    Die wüste
Schlacht zwischen Kattun und Seide nahm ihren Fortgang, nur Menelda blieb vor
Bonnie stehen und funkelte sie triumphierend an. »Gott wird dich für deine
Sünden strafen, Bonnie McKutchen!«
    Die tiefe
männliche Stimme an Bonnies Ohr war so leise, daß sie nur von ihr verstanden
werden konnte. »Gott«, sagte Eli McKutchen, »wird abwarten müssen, bis er an
die Reihe kommt.«
    Jeder
einzelne Muskel in Bonnies Körper versteifte sich. »O nein!« hauchte sie.
    »O doch«,
entgegnete ihr
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