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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller
Autoren: Hundert Jahre Zaertlichkeit
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»Das war wohl ich.«
    »Ich bin
Trista«, erklärte das Mädchen, lehnte sich gegen die Kissen und verschränkte
die Arme.
    Trista –
die Tochter des Doktors, das Kind, das so schrecklich in einem Hausbrand
gestorben war, ungefähr siebzig Jahre vor Elisabeths Geburt. »O mein Gott«,
flüsterte sie wieder.
    »Es ist
nicht richtig, den Namen des Herrn eitel zu verwenden«, sagte Trista mit
leichtem Vorwurf. »Aber du könntest mir deinen Namen nennen.«
    »Elisabeth
McCartney.« Ich werde deinetwegen keinen Nervenzusammenbruch bekommen, Ian
McCartney, schwor sie sich im stillen. So sehr habe ich dich nicht geliebt.
    Trista
strich die bunte Patchworkdecke glatt. »Was bist du?« fragte sie direkt heraus.
»Mein Schutzengel oder nur ein gewöhnlicher Geist?«
    Da mußte
Elisabeth lachen. »Gibt es denn so etwas wie einen gewöhnlichen Geist?« Sie
wagte sich weiter in den Raum
hinein und setzte sich an das Fußende von Tristas Bett. »Ich bin weder das eine
noch das andere, Trista.«
    Trista
musterte Elisabeths Football-Jersey mit verwirrter Miene. »Ist das dein
Nachthemd? So etwas habe ich noch nie gesehen.«
    »Ja, das
ist mein – Nachthemd.« Elisabeth fühlte sich schwindelig und fragte sich, ob
sie mit dem Gesicht in der
Regenrinne des Wintergartendachs aufwachen würde. »Schlaf
jetzt, Trista. Es ist bestimmt sehr spät.« Donner erschütterte den Raum, und
Trista erschauerte sichtlich. »Ich kann nicht schlafen, bevor ich heiße Milch
bekomme.« Sie betrachtete Elisabeth mit großen Augen.
    Elisabeth
kämpfte gegen den Drang, das Kind in die Arme zu nehmen und es anzuflehen, aus
diesem seltsamen Haus
wegzulaufen und niemals wiederzukommen. Sie stand auf. Die Finger ihrer rechten
Hand betasteten die
Halskette. »Ich mache dir welche.« Sie wollte zurück zu der Tür, aber Trista
hielt sie auf.
    »Hier
entlang, Elisabeth«, sagte sie und deutete auf eine Tür. »Ich habe meine eigene
Treppe.«
    »Das wird
immer seltsamer und seltsamer«, murmelte Elisabeth, während sie zu der anderen
Tür ging und sie öffnete. »Mal sehen, wie weit die Sinnestäuschung geht.«
    Sie fand
eine hintere Treppe. Ihr Herz hämmerte so heftig, daß sie glaubte, ohnmächtig
zu werden, als sie sich vorsichtig ihren Weg ins Erdgeschoß suchte.
    Sie kannte
diese Küche nicht. Eine Kerosinlampe brannte auf dem Eichentisch. Es gab Einbauschränke an einer
Wand, und Kühlschrank und Herd waren verschwunden. An deren Stelle standen ein
altmodischer hölzerner Eiskasten und ein gewaltiges Eisen- und Chromungeheuer,
das für Holzfeuerung vorgesehen war.
    Elisabeth
befand sich mitten im Raum. »Das ist ein Traum, Beth«, sagte sie laut zu sich
selbst, packte den Messingverschluß an der Tür des Eiskastens und zog
vorsichtig. »Es ist nur ein Traum.«
    Die Tür
öffnete sich. Die Milch befand sich ganz vorn in einem schweren Steingutkrug.
    Elisabeth
nahm ihn heraus.
    »Wer sind
Sie, zum Teufel?«
    Die Frage
kam von hinten mit einem naßkalten Windstoß. Elisabeth wirbelte herum und
starrte in die zornfunkelnden grauen Augen eines Mannes, den sie noch nie
gesehen hatte.
    Das
seltsame Gefühl, geistig zu ihm hingezogen zu werden, versetzte Elisabeth einen
Schock.
    Er war
groß, etwa einen Meter achtzig, mit regennassen Haaren und Schultern, die den
Stoff seines Jacketts spannten.
Er trug eine Weste mit einer Goldkette, die aus einer Tasche hing, und sein
sonderbarer steifer Kragen war offen.
    Verwirrt
verspürte Elisabeth den Wunsch, ihn zu berühren – zärtlich zuerst, dann mit
benebelnder Leidenschaft.
    Sie nahm
sich zusammen. »Das ist wirklich echt«, sagte sie. »Hoffentlich
werde ich mich an alles erinnern können.«
    Der Fremde
näherte sich, nahm Elisabeth den Krug aus den Händen und stellte ihn auf den
Tisch. Seine Blicke wanderten über ihre Gestalt und registrierten jeden
Zentimeter des langen Football-Jerseys, das als ihr Lieblingsnachthemd diente.
    »Ich habe
Ihnen eine Frage gestellt«, schnappte er. »Wer sind Sie, zum Teufel?«
    Elisabeth
stieß ein schrilles Lachen aus. Der Kerl war ein Geist – oder wahrscheinlicher
eine Einbildung – und sie fühlte sich sagenhaft von ihm angezogen. Sie mußte
tatsächlich den Verstand verloren haben. »Wer ich bin, steht nicht zur Debatte.
Die Frage ist, sind Sie ein Geist oder bin ich einer?«
    Der Mann
schüttelte verwirrt den Kopf und befühlte dann ihre Stirn.
    Seine
Berührung erhitzte Elisabeths Haut und ließ sie gleichzeitig erschauern. In der
Hoffnung, dadurch in die Welt der
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