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Lilly Höschen (01): Walpurgismord

Lilly Höschen (01): Walpurgismord

Titel: Lilly Höschen (01): Walpurgismord
Autoren: Helmut Exner
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Sträucher, Hecke. Erbost versuchen ein paar Leute, sie daran zu hindern. Lilly brüllt:
    »Helft uns, es geht um Leben und Tod!«
    Einigen Männern flößt Lilly solchen Respekt ein, dass sie tatsächlich helfen, den Scheiterhaufen zu demontieren. Andere schimpfen wie die Rohrspatzen. Der Feuerwehrmann, den Manfred fast überfahren hatte, packt Amadeus am Arm. Dieser haut ihm ein Bündel Fichtenzweige ins Gesicht, dass er fluchend nach hinten umkippt. Ein Jugendlicher gerät mit seiner Fackel zu dicht an das Brenngut, und innerhalb von Sekunden steht der Haufen in Flammen. Die Leute schreien auf. Amadeus macht unbeirrt weiter und stößt schließlich auf etwas Kompaktes. Ein Stoffbündel. Er zerrt es hervor und merkt, dass sich darin ein Mensch befindet. Ein lauter Schrei: »Marie!!!«
    Manfred hilft ihm, das Bündel herauszuziehen und vom Feuer wegzutragen. Inzwischen sind die Polizisten aus dem Wald und Gisela zur Stelle. Sie war gerade von ihrem Chef angerufen worden. Sofort nimmt sie ihr Handy und alarmiert den Notarzt. Vorsichtig schälen Amadeus und Manfred die Frau aus dem Schlafsack, in dem sie so viele Stunden verschnürt war. Ihre Augen sind offen und es gelingt ihr, wieder zu sprechen:
    »Amadeus.«
    Dabei lächelt sie.

Goslar, 1. Mai 2011
     
    Kurz vor drei Uhr nachts kam Gisela zurück und betrat Schneiders Büro, in dem ein freudestrahlender Staatsanwalt saß. Dieser begrüßte sie mit erhobenen Armen:
    »Ah, da kommt eine unserer fähigsten Kriminalbeamtinnen.«
    Gisela schaute ganz verdutzt und antwortete:
    »Könnte es sein, dass irgendeine Hexe Ihnen was in den Kaffee getan hat? Soviel Feundlichkeit haben Sie in den letzten fünf Jahren zusammengenommen nicht vom Stapel gelassen.«
    Der Staatsanwalt lachte und Schneider fragte: »Wie geht es Marie?«
    »Ich war bis eben im Krankenhaus. Sie wurde sehr stark betäubt, erholt sich aber wieder. Es geht ihr erstaunlich gut. Wahrscheinlich kann sie in zwei Tagen wieder nach Hause.«
    »Super. Und was für ein Glück, dass Sie gerade in Lautenthal waren.«
    »Sie wäre auch ohne mein Zutun gerettet worden. Dank Fräulein Höschen.«
    »Ja, die Frau ist fabelhaft.«
    »So«, sagte Gisela, »und jetzt ist Schluss. Ich geh jetze hem und mach mich mit´m Arsch im Bett.«
    Die beiden Männer lachten angesichts ihres Ausbruchs in die Oberharzer Sprache und der Staatsanwalt sagte:
    »Aber morgen zur Pressekonferenz müssen Sie kommen. Sie waren schließlich die Einzige von uns, die bei der Befreiung Maries dabei war.«
    »Ach du Scheiße.«

Lautenthal, 15. Mai 2011
     
    Marie hatte sich bestens erholt. Ihr Peiniger saß hinter Schloss und Riegel und würde sicherlich auch nie wieder herauskommen. Amadeus und Marie hatten beschlossen zu heiraten. Um dies zu verkünden, hatten sie Maries Eltern und Hans Gutbrodt zu Lilly eingeladen.
    »Tante Lilly, ich hätte nie gedacht, dass du so spießig bist«, sagte Amadeus, als er in der Küche mit ihr allein war.
    »Ich bin überhaupt nicht spießig. Aber nach allem, was Maries Eltern aufgrund unserer komplizierten Familienverhältnisse durchgemacht haben, wäre es nur recht und billig, den Vater um die Hand seiner Tochter zu bitten.«
    »Aber ich kann doch nichts dafür, dass mein Vater oder was auch immer er ist, Marie entführt hat.«
    »Aber Marie und ihre Eltern können auch nichts dafür.«
    »Deine Logik ist umwerfend.«
    »Na, das hoffe ich doch.«
    Wieder im Wohnzimmer, in dem sich Maries Eltern mit Hans unterhielten, stellte sich Amadeus vor diesen auf und sagte seinen Spruch: »Liebe Eltern von Marie, ich möchte euch um die Hand eurer Tochter bitten.«
    Die Mutter lächelte, Hans lächelte, Marie lächelte.
    Ihr Vater verzog keine Miene, stellte seine Kaffeetasse ab und sagte ganz trocken in seinem gewohnten Jargon:
    »Wenn de mir versprichst, dass de net noch mehr so komische Leut in deiner buckligen Verwandtschaft hast, von mir aus. Aber wenn Marie noch emol sowas passiert, dann komm ich mit dar Kettensäch und mach se alle korz und kleen.«
    »Ich helf dir dabei«, sagte Lilly und alle lachten.

Auf ein (Nach-)Wort
     
    Der Harz, dieses nördlichste Gebirge Deutschlands mit dem sagenumwobenen Brocken, der sich 1142 Meter über dem Meeresspiegel erhebt, hat über Jahrhunderte die Menschen in seinen Bann geschlagen. Romantische Städtchen, idyllische Landschaften und das Weltkulturerbe der Stadt Goslar zeugen von der einst hohen wirtschaftlichen Bedeutung. Auch das ebenfalls zum Weltkulturerbe erkorene
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