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Lilly Höschen (01): Walpurgismord

Lilly Höschen (01): Walpurgismord

Titel: Lilly Höschen (01): Walpurgismord
Autoren: Helmut Exner
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Sollte ich nicht weiterkommen, überlegen wir weiter. Sie bleiben auf jeden Fall hier. Gisela, am besten Sie bleiben auch hier und kümmern sich um ihn. Herr Huber und ich gehen wieder in der Vernehmungsraum.«
    Georg Besserdich saß zufrieden lächend da, als Schneider und Huber den Vernehmungsraum betraten und Platz nahmen.
    »So, Herr Besserdich, jetzt ist Schluss mit lustig«, setzte der Kommissar das Verhör fort.
    Georg zog interessiert die Augenbrauen hoch.
    »Warum haben Sie sich ausgerechnet in dem Hotel einquartiert, in dem Marie, die Verlobte von Amadeus, arbeitet?«
    »Es ist ein sehr schönes Haus und bietet alle Annehmlichkeiten, die man sich nur wünschen kann. Ein hervorragendes Frühstücksbuffet, Sauna...«
    »Jetzt halten Sie mal die Luft an! Was haben Sie mit Marie gemacht? Wo ist sie?«
    »Aber Herr Kommissar, was wollen Sie mir denn da unterschieben?«
    Georgs Tonfall war geprägt von Ironie und innerer Befriedigung. Schneider hatte Mühe, nicht zu brüllen, und der Staatsanwalt hätte ihn am liebsten in Stücke gerissen.
    »Herr Besserdich, ich beschuldige Sie, Marie entführt zu haben. Oder haben Sie sie umgebracht?«
    »Wenn Sie mich beschuldigen, müssen Sie schon etwas in der Hand haben. Wie wollen Sie denn Ihre kühnen Behauptungen beweisen?«
    »Ich muss im Moment gar nichts beweisen. Ich appelliere an Ihr Gewissen, mir zu sagen, wo sie ist.«
    »Was wissen Sie denn schon über mein Gewissen? Die Art von Gewissen, von der Sie reden, habe ich heute vor einundzwanzig Jahren verloren. Und das war gut so. Denn mit meinem alten Gewissen hätte ich in Indien nicht überlebt. Können Sie sich vorstellen, was die Mafia dort mit Leuten macht, die sich den Luxus eines Gewissens leisten?«
    Jetzt konnte Staatsanwalt Huber nicht mehr an sich halten und brüllte los:
    »Ich scheiß‘ auf Ihr Gewissen und die Mafia und auf Ihr verdammtes Selbstmitleid und Ihre Selbstgefälligkeit! Sie werden mir jetzt sagen, was Sie mit dem Mädchen gemacht haben!«
    »Hui, da regt sich aber einer auf. Ich dachte schon, Sie wären stumm«, gab Georg freudestrahlend zur Antwort.
    Schneider hob die Hand, um sowohl Georg als auch dem Staatsanwalt Ruhe zu gebieten und sagte in ruhigem Ton:
    »So, jetzt regen wir uns mal wieder ab. Herr Besserdich, Sie haben bis jetzt gut kooperiert, und das wird Ihnen jeder Richter zu Gute kommen lassen. Warum fangen Sie jetzt im Fall von Marie an zu bocken?«
    »Das ist ganz einfach. Vollendete Taten gebe ich gern zu. Aber die Sache mit Marie ist noch nicht vollendet. Sie haben mich leider einen halben Tag zu früh geschnappt. Heute Nacht wäre besser gewesen. Aber die Dinge sind ohnehin nicht mehr aufzuhalten. Ich habe meinen Acker bestellt. Den Rest erledigt die Zeit.«
    »Herr Besserdich, es ist ein Unterschied, ob Sie nach fünfzehn Jahren wieder ein freier Mann sind oder ob Sie den Rest Ihres Lebens in Sicherungsverwahrung verbringen.«
    »Oh, jetzt habe ich aber Angst.«
    »Sagen Sie mir, was mit Marie ist.«
    »Ich will Ihnen wirklich etwas sagen. Und zwar, dass ich jetzt erschöpft bin. Ich werde heute gar nichts mehr erzählen.«
    »Sie werden so lange hier sitzen bleiben, bis Sie mir sagen, was Sie mit Marie gemacht haben!«
    »Nun habe ich es mir doch anders überlegt. Ich möchte einen Anwalt haben. Ohne Anwalt sage ich kein Wort mehr.«
    Schneider ging ans andere Ende des Raums, holte ein Telefonbuch und schmiss es vor Georg auf den Tisch. Dieser fing langsam an zu blättern, studierte jeden Eintrag und sagte dann nach einer Minute:
    »Diese Anwälte gefallen mir alle nicht. Ich möchte lieber meinen Anwalt. Der wohnt allerdings in Bremen. Und ob der heute am Samstag zu erreichen ist?«
    »Ich kann auch anders«, mischte sich nun Staatsanwalt Huber ein.
    »Ich werde Ihnen einfach einen Pflichtanwalt bestellen.«
    »Mit dem werde ich kein Wort reden.«
    Schneider und Huber verließen das Zimmer.
    »So kommen wir nicht weiter«, meinte der Kommissar draußen.
    »Vielleicht lässt er sich erweichen, wenn wir Amadeus zu ihm lassen. Wir müssen es einfach versuchen.«
     
    Eine Viertelstunde später, nachdem ihm die Situation geschildert worden war, betraten Amadeus und Schneider das Vernehmungszimmer.
    »Hallo, Papa.«
    »Oh, welche Ehre. Der Herr Rechtsanwalt.«
    »Wie geht es dir?«
    »Danke der Nachfrage; es geht mir ausgezeichnet.«
    Jetzt setzte sich Amadeus auf den Stuhl gegenüber von Georg. Schneider tat es ihm gleich.
    »Kannst du mir sagen, wo Marie ist?«
    »Ich
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