Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lilien im Sommerwind

Lilien im Sommerwind

Titel: Lilien im Sommerwind
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
werden.
    Warum war sie denn dann nicht entspannt? Als sie auf die Straße einbog, rollte sie die Schultern. Sie wurde diese Anspannung einfach nicht los. Verständlich. Die letzten Wochen waren ein ziemliches Chaos gewesen, und sie konnte sich gar nicht vorstellen, dass sie in vierundzwanzig Stunden verheiratet sein würde.
    Aber sie wollte einen neuen Anfang machen. Sie wollte diese Tür schließen und eine andere öffnen. Tory blickte auf die Blumen neben sich. Vielleicht war sie ja gerade dabei.
    Sie hielt am Straßenrand, wo Hope früher immer ihr Fahrrad abgestellt hatte. Dann ging sie über die kleine Brücke, an der Tigerlilien blühten, und schlug den Weg ein, den ihre Freundin in jener Nacht gegangen war.
    Hope Lavelle, Spionin.
    Jetzt, nach dem Regen, war die Luft feucht und dampfte.
    Als sie sich der Lichtung näherte, fiel ihr ein, dass sie besser Holz mitgebracht hätte. Hier würde alles zu feucht sein, um ein Feuer entfachen zu können. Vielleicht war es auch albern, dass sie das bei dieser Hitze tun wollte. Aber wenn sie Holz mitgebracht hätte, dann hätte sie genau wie früher ein Lagerfeuer entfachen können.
    In diesem Moment stieg ihr leichter Rauchgeruch in die Nase.
    Auf der Lichtung brannte ein kleines Feuer, und daneben lagen angespitzte Stöcke, auf denen die Marshmal lows geröstet werden konnten.
    Sie blinzelte verwirrt.
    »Hope?« Mit zitternden Händen ergriff sie einen der Stöcke und sah, dass er frisch angespitzt worden war.
    Es war kein Traum. Es war Realität.
    Aber nicht Hope. Nie wieder Hope.
    Ihre Brust wurde eng. Heiße Angst stieg in ihr auf, und auf einmal wusste sie es.
    Im Gebüsch raschelte es.
    Sie wirbelte herum. Passwort. Sie dachte es, hörte das Wort in ihrem Kopf. Aber sie war nicht Hope. Sie war nicht acht Jahre alt. Und bei Gott, es war immer noch nicht vorbei.
     
    Als Chief Russ kam, war Cade gerade im Garten und überlegte, wo sie am besten die Tische für den Hochzeitsempfang aufstellen sollten.
    »Ich bin froh, dass ich Sie antreffe. Ich habe Neuigkeiten für Sie.«
    »Kommen Sie mit hinein. Dort ist es kühler.«
    »Nein, ich muss gleich wieder zurück, aber ich wollte es Ihnen persönlich sagen. Wir haben den ballistischen Bericht über Sarabeth Bodeen bekommen. Die Waffe, mit der sie erschossen wurde, war nicht diejenige, die Bodeen bei sich hatte. Es war noch nicht einmal dasselbe Kaliber.«
    Cade blickte Russ erschrocken an. »Ich verstehe nicht.«
    »Es hat sich herausgestellt, dass Bodeen die Waffe aus einem Haus ungefähr fünfzehn Meilen südlich von hier gestohlen hat, und zwar an dem Morgen, als Torys Mutter umgebracht wurde. Er ist zwischen neun und zehn Uhr vormittags in das Haus eingebrochen.«
    »Wie kann das sein?«
    »Bodeen müsste schon Flügel gehabt haben, um nach Darlington zu kommen. Oder jemand anderer hat Miz Bodeen erschossen.«
    Carl D. rieb sich das Kinn. Seine Augen brannten vor Müdigkeit. »Ich habe mit den Leuten vom FBI geredet, und so langsam setze ich die Puzzleteilchen zusammen. Die Telefonüberprüfung hat ergeben, dass Miz Bodeen kurz nach zwei Uhr früh an jenem Morgen einen Anruf bekam, und zwar von der Telefonzelle vor dem Winn- Dixie im Norden der Stadt aus. Nun, wir haben uns gedacht, dass Bodeen sie vielleicht anrief, um ihr zu sagen, dass er sie holen kommt. Das scheint soweit ganz logisch zu sein. Aber es passt nicht zu den übrigen Fakten.«
    »Es muss Bodeen gewesen sein, der sie angerufen hat. Warum hätte sie sonst gepackt?«
    »Ich weiß nicht. Aber da ruft er von hier aus gegen zwei Uhr morgens an, gelangt irgendwie nach Darlington, erschießt zwischen fünf und halb sechs den Polizisten und seine Frau, dann begibt er sich nach Süden, bricht in ein Haus ein und stiehlt eine Pistole, eine Flasche und etwas zu essen. Warum sollte der Mann so im Zickzackkurs durch die Gegend rennen?«
    »Er war verrückt.«
    »Dem will ich ja gar nicht widersprechen, aber deswegen kann er noch lange nicht an einem Morgen sämtliche Geschwindigkeitsrekorde brechen. Zumal er gar kein Fahrzeug hatte. Na ja, ich will nicht behaupten, dass es nicht möglich gewesen wäre. Ich sage nur, es macht keinen Sinn.«
    »Und wer sollte Torys Mutter sonst umgebracht haben?«
    »Das kann ich nicht beantworten. Ich kann mich nur auf die Fakten stützen. Er hatte die falsche Waffe, und wir haben keinen Beweis dafür, dass er ein Auto hatte. Na ja, es könnte sein, dass wir noch eins finden und auch die Pistole, mit der er seine Frau erschossen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher