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Lilien im Sommerwind

Lilien im Sommerwind

Titel: Lilien im Sommerwind
Autoren: Nora Roberts
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Fäuste. »Ich hasse es. Ich hasse es, meinen Vater so außer sich zu sehen. Ich hasse es, dass deine Familie wieder angegriffen worden ist, und dass meine daran schuld ist. Ich hasse es zu wissen, dass du im selben Zimmer wie Bodeen warst, und mir vorzustellen, was hätte passieren können.«
    »Das ist gut, denn ich hasse das alles auch. Und ich sage dir etwas, was du vielleicht nicht weißt: Als es vorbei war, als ich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, da wollte ich zu dir. Du warst der einzige Mensch, den ich brauchte. Ich wusste, dass du dich um mich kümmern würdest, dass du mich festhalten würdest und dass alles in Ordnung wäre, wenn du da wärst. Wenn du mir gegenüber nicht das Gleiche empfindest, dann will ich dich auch nicht brauchen müssen. Ich bin selbstsüchtig genug, um es dann zu beenden. Entweder gehe ich heute mit dir, stehe neben dir und versuche, dir etwas Trost zu geben, oder ich fahre zurück nach Beaux Reves und versuche, dich zu vergessen.«
    »Das würdest du auch schaffen«, sagte er leise. »Warum bewundere ich das nur so sehr? Oberflächlich? Albern?«
    Kopfschüttelnd trat er auf sie zu. »Du bist die stärkste Frau, die ich kenne. Bleib bei mir.« Er lehnte seine Stirn an ihre. »Bleib bei mir.«
    »Das habe ich vor.« Faith umarmte ihn und streichelte seinen Rücken. »Ich möchte für dich da sein. Das ist neu für mich. Und es ist deine Schuld. Du hast so lange an mir festgehalten, bis ich mich in dich verliebt habe. Irgendwie gefällt mir das.«
    Sie spürte, wie er sich an sie lehnte. Auch das gefiel ihr. Noch nie hatte sich jemand auf sie gestützt. »Und jetzt komm«, sagte sie und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Sonst kommen wir zu spät, und Beerdigungen sind nicht die passende Gelegenheit für spektakuläre Auftritte.«
    Er musste lachen. »Da hast du Recht. Hast du einen Schirm?«
    »Natürlich nicht.«
    »Natürlich nicht. Ich hole einen.«
    Als er zum Schrank trat legte sie den Kopf schräg und musterte ihn lächelnd. »Wade, schenkst du mir zur Verlobung statt eines Diamanten einen Saphir?«
    Er blieb wie erstarrt stehen, den Schirm in der Hand. »Verloben wir uns?«
    »Einen hübschen, bloß nicht zu groß oder protzig. Eckig geschliffen. Der blöde Kerl, den ich als Ersten geheiratet habe, hat mir überhaupt keinen Ring gekauft, und von dem Zweiten habe ich einen geschmacklosen Diamanten bekommen.«
    Sie ergriff den schwarzen Strohhut, den sie aufs Bett geworfen hatte, und trat zum Spiegel, um ihn aufzusetzen. »Das hätte auch ein großer Glasklunker sein können, so wie er aussah. Ich habe ihn nach der Scheidung verkauft und mir von dem Geld zwei Wochen in einem schicken Spa gegönnt. Also - ich hätte gerne einen eckig geschliffenen Saphir.«
    Wade trat mit dem Schirm in der Hand auf sie zu. »Machst du mir etwa einen Antrag, Faith?«
    »Ganz bestimmt nicht.« Sie warf ihm einen hochmütigen Blick zu. »Und glaub bloß nicht, dass du mich jetzt nicht mehr fragen musst. Ich erwarte, dass du der Tradition folgst und auf den Knien vor mir herumrutschst. Mit einem eckig geschliffenen Saphir in der Hand«, fügte sie hinzu.
    »Ich werde es mir merken.«
    »Gut, tu das.« Sie streckte die Hand aus. »Bereit?«
    »Ich habe eigentlich gedacht, dass ich das wäre.« Er ergriff ihre Hand und verschränkte seine Finger mit ihren. »Aber für dich ist man nie bereit.«
     
    Sie beerdigten ihre Mutter bei strömendem Regen.
    Tory hörte dem Priester nicht zu, obwohl er sicher tröstende Worte fand. Sie brauchte seinen Trost nicht. Sie hatte die Frau in dem blumengeschmückten Sarg nie gekannt und verstanden. Wenn Tory trauerte, dann darum, dass sie nie eine Mutter gehabt hatte.
    Sie lauschte dem Regen, der auf den Sarg und auf die Schirme prasselte, und wartete darauf, dass es endlich vorbei war.
    Es waren mehr Menschen gekommen, als sie erwartet hatte. Sie und ihr Onkel hatten ihre Großmutter in die Mitte genommen. Hinter ihr stand Cecil und neben ihr Cade.
    Boots stand leise weinend zwischen ihrem Mann und ihrem Sohn.
    Als gebetet wurde, senkten alle den Kopf. Nur Faith behielt ihren oben und sah Tory an. In ihrem Blick lag unerwarteter Trost von jemandem, der verstand.
    Dwight war gekommen. Als Bürgermeister, vermutete Tory. Und als Wades Freund. Er stand ein wenig abseits und machte ein ernstes, feierliches Gesicht. Wahrscheinlich war er froh, wenn er seine Pflicht getan hatte und wieder zu Lissy zurückgehen konnte.
    Lilah war da, beständig wie ein Fels.
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