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Lilien im Sommerwind

Lilien im Sommerwind

Titel: Lilien im Sommerwind
Autoren: Nora Roberts
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hier draußen fertig sind, können Sie nach Beaux Reves kommen. Ich bringe die beiden nach Hause.«
    »Gut.« Williams blickte Tory an. »Sind Sie verletzt?«
    »Nein, jetzt nicht mehr.«
    Eine Zeit lang war Tory völlig benommen. Wie durch einen Nebel nahm sie wahr, dass Cade sie ins Haus und die Treppe hinauf führte. Als er sie auf ein Bett legte, wurde sie bewusstlos.
    Nach einer Weile spürte sie etwas Kühles auf ihrem Gesicht. Sie schlug die Augen auf und blickte Cade an.
    »Mir geht es gut. Ich bin nur ein bisschen müde.«
    »Ich habe eins von Faiths Nachthemden geholt. Wenn du es erst einmal anhast, wirst du dich besser fühlen.«
    »Nein.« Sie setzte sich auf und schlang die Arme um ihn. »Jetzt geht es mir besser.«
    Er strich ihr sanft über die Haare. Dann umschlang er sie fester und barg sein Gesicht in ihrem Haar. »Ich brauche noch eine Minute.«
    »Ich auch. Wahrscheinlich noch viele Minuten. Lass mich nicht los.«
    »Nein. Das kann ich gar nicht. Ich sah euch vorbeifahren. Faith raste wie eine Verrückte. Ich wollte ihr eigentlich eine Standpauke halten.«
    »Das hat sie absichtlich gemacht. Sie liebt es, dich zu reizen.«
    »Das hat sie auch geschafft. Ich marschierte über die Felder und gelobte, sie dafür büßen zu lassen. Piney ging neben mir her und grinste wie ein Idiot. Dann hörte ich den Schuss. Ich dachte, mir bleibt das Herz stehen. Ich rannte los, aber ich war noch ein gutes Stück weit von der Straße entfernt, als die Polizeiwagen vorbeifuhren. Dann sah ich die Explosion. Ich dachte, ich hätte dich verloren.« Er begann, sie hin und her zu wiegen. »Ich dachte, ich hätte dich verloren, Tory.«
    »Ich war in Gedanken bei ihm im Auto. Ich glaube, ich wollte den genauen Moment erleben, in dem es vorbei war.«
    »Er kann dir nie mehr etwas tun.«
    »Nein. Keinem von uns.« Sie legte den Kopf an seine Schulter. »Wo ist Faith?«
    »Unten. Wade ist bei ihr. Sie kann nicht still sitzen.« Cade lehnte sich zurück und betrachtete ihr Gesicht. »Sie wird herumlaufen, bis sie umfällt, und dann wird er sich um sie kümmern.«
    »Sie ist bei mir geblieben. Wie du es ihr gesagt hattest.« Tory stieß einen Seufzer aus. »Ich muss zu meiner Großmutter.«
    »Sie kommt hierher. Ich habe sie angerufen. Hier ist jetzt dein Zuhause, Tory. Deine Sachen aus dem Sumpfhaus holen wir später.«
    »Das klingt wie eine gute Idee.«
     
    Als sie mit ihrer Großmutter durch den Garten ging, war bereits die Dämmerung hereingebrochen. »Ich wünschte, du könntest hier bleiben, Gran. Du und Cecil.«
    »J. R. braucht mich. Er hat eine Schwester verloren, die er nicht vor sich selber bewahren konnte. Ich habe ein Kind verloren.« Ihre Stimme brach. »Ich habe sie schon vor langer Zeit verloren. Aber trotzdem blieb da immer die Hoffnung, dass alles wieder in Ordnung kommt. Jetzt gibt es diese Hoffnung nicht mehr.»
    »Ich weiß nicht, was ich für dich tun kann.«
    »Du tust es bereits. Du lebst und bist glücklich.« Sie griff nach Torys Hand.
    »Wir alle werden auf unsere Art damit fertig werden müssen.« Iris atmete tief ein. »Ich werde sie hier in Progress begraben. Ich glaube, das ist das Beste. Sie hatte ein paar glückliche Jahre hier und J.R. möchte es so. Es wird keinen Gottesdienst geben, da werde ich mich gegen ihn durchsetzen. Die Beerdigung ist übermorgen früh. Wenn J. R. möchte, dann kann der Priester ja ein paar Worte am Grab sagen. Ich würde dir keinen Vorwurf machen, wenn du nicht kommst, Tory.«
    »Natürlich komme ich.«
    »Das freut mich.« Iris setzte sich auf eine Bank. Glühwürmchen flackerten in der Dunkelheit. »Beerdigungen helfen den Lebenden, eine Lücke zu schließen.« Sie zog Tory neben sich. »Ich spüre mein Alter, Liebes.«
    »Sag das nicht.«
    »Oh, das geht schon wieder vorbei. Darauf achte ich schon. Aber heute Abend fühle ich mich alt und müde. Eltern sollten ihre Kinder nicht überleben, aber letztendlich bestimmen Natur und Schicksal darüber. Wir müssen damit leben. Wir werden alle damit leben, Tory. Ich möchte, dass du das, was vor dir liegt, mit beiden Händen ergreifst und festhältst.«
    »Das werde ich. Hopes Schwester weiß, wie das geht, und ich lerne von ihr.«
    »Ich habe das Mädchen immer schon gemocht. Hat sie vor, Wade zu heiraten?«
    »Ich glaube, er hat vor, sie zu heiraten, wird sie aber in dem Glauben lassen, es sei ihre Idee gewesen.«
    »Kluger Junge. Und beständig. Er wird sie leiten, ohne ihre Flügel zu beschneiden. Meine Enkel werden
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