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Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Titel: Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um
Autoren: Tanya Stewner
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versprochen, beim Turnier keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen – obwohl sie geahnt hatte, wie schwierig das werden würde. Aber sie hatte sich vorgenommen, unauffällig mit jedem Pferd zu sprechen und sich vorzustellen. Nun erkannte sie jedoch, dass das unmöglich war. Jedes der Pferde wurde von mehreren Menschen umschwirrt!
    Angestrengt kaute Lilli auf ihrer Unterlippe. Ihre Mutter war alles andere als begeistert davon, dass Lilli überhaupt an einem Turnier teilnahm. Die Gefahr aufzufallen war hier viel größer als anderswo. Obwohl bisher keiner von Jansens Nachbarn die blühenden, »saftfrischen« Weiden beim Reiterhof mit übersinnlichen Fähigkeiten in Verbindung gebracht zu haben schien, war Lillis Mutter mehr denn je darauf bedacht, dass ihre Tochter sich so normal wie möglich verhielt.
    »Au.« Lilli hatte sich die Lippe blutig gebissen. Sie leckte das Blut ab und kratzte sich ratlos am Kopf. Die Pferde starrten sie neugierig an. Was sollte sie nur tun? »Mist«, murmelte sie. »Die Pferde werden sich die Hälse nach mir verrenken, wenn ich ihnen nicht erkläre, wer ich bin. Aber wie soll ich mit ihnen sprechen, ohne aufzufallen?«
    »Kann ich ja für dich machen«, schnaubte da eine vertraute Stimme neben ihr. Merlin stieß sie sanft an. »Ich bin viel lautlärmender als du.« Er reckte den Hals und wieherte aus voller Brust: »Alle mal herhören! Das hier ist Lilli. Sie ist ein Pferdesprechmädchen, deswegen sieht sie so pferdig aus.« Einige der Tiere auf dem Platz legten die Köpfe schief. »Sie kann mit euch reden, aber sie hat heute keine Zeit dafür. Es bringt also nichts, wenn ihr so starrguckend rüberstiert.«
    Die Pferde lauschten Merlin aufmerksam, dann wandten sie sich ab und starrten Lilli nicht länger an. Seine Erklärung schien ihnen zu genügen. Die Menschen um sie herum bemerkten nichts von alldem. Sie hatten lediglich ein Wiehern gehört, das für sie genau wie die anderen Pferdegeräusche klang, die an diesem Tag die Luft erfüllten.
    Ein warmes Gefühl der Dankbarkeit durchströmte Lilli. »Du hast mir aus der Klemme geholfen, Merlin. Danke.« Lilli streichelte dem Schimmel die Flanke. Da erinnerte sie sich, was Jesahja und sie eigentlich vorgehabt hatten. »Wir sind gleich wieder da!«, flüsterte sie und machte sich mit Jesahja auf den Weg zu Egobert. Doch dort, wo der Trainer zuvor gestanden hatte, war er nicht mehr. Auch das schöne Pferd war fort. Unschlüssig sahen Lilli und Jesahja sich um.
    »Das weiße Pferd heißt Schnee«, stellte Jesahja fest und wies auf einen Schriftzug auf dem Anhänger. »Warte …« Mit leisen Schritten schlich er sich an den Anhänger heran, linste um die Ecke und bedeutete Lilli mit der Hand, ebenfalls näher zu kommen. Kaum hatte Lilli das getan, verkrampfte sich alles in ihr. Hinter dem Anhänger, verborgen vor den Augen der anderen, war Egobert gerade dabei, Schnee die Vorderbeine mit einer Salbe einzureiben …
    Lilli fühlte heiße Wut in sich aufsteigen. Ohne nachzudenken trat sie einen Schritt vor. Da zerrte Jesahja sie zurück und presste sie gegen den Anhänger. Mit warnendem Blick legte er den Finger auf die Lippen. Dann nahm er sie am Arm und zog sie eilig fort.
    Als sie genug Abstand zwischen sich und den Anhänger gebracht hatten, sagte Jesahja eindringlich: »Egobert hätte uns zu Hackfleisch gemacht, wenn er uns bemerkt hätte!«
    »Aber wir können doch nicht einfach zulassen, dass er Schnee mit der Salbe einreibt!«, rief Lilli aufgebracht.
    »Dagegen können wir nichts machen. Aber …«
    Lilli blieb stehen. »Du hast etwas vor!«
    »Ja.« Er nickte. »Wir gehen zum Organisationskomitee.«
    Lilli starrte Jesahja sprachlos an, da setzte er sich schon in Bewegung. Lilli machte, dass sie hinterherkam.
    Während sie in Richtung des Hauptgebäudes marschierten, entdeckten sie die Dame vom Organisationskomitee, mit der Annabell und Slavika sich zuvor unterhalten hatten – eine nicht sehr freundlich aussehende, schwarzhaarige Frau, die gerade mit einem der anderen Teilnehmer sprach.
    »Reden wir mit ihr!«, flüsterte Lilli.
    »Okay.« Jesahja ging voran, Lilli folgte. Die schwarzhaarige Dame wandte sich gerade von ihrem Gesprächspartner ab. Das war die perfekte Gelegenheit! »Entschuldigen Sie«, sprach Jesahja sie an.
    Die Frau musterte ihn und Lilli. »Sucht ihr das Klo?«
    »Nein«, entgegnete Jesahja. »Wir möchten etwas melden. Eine sehr ernste Sache.«
    Die Dame zog fragend die Brauen hoch. »Und was?«
    »Einer
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