Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Titel: Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um
Autoren: Tanya Stewner
Vom Netzwerk:
Springturnier teilnehmen. Sie hatte zwar erst vor drei Wochen mit dem Reiten angefangen, aber so schnell Fortschritte gemacht, dass Annabell und Slavika ihr vorgeschlagen hatten, beim heutigen Turnier mitzuspringen – natürlich auf Merlin, der es kaum erwarten konnte und seit Tagen von nichts anderem sprach.
    Auch Storm und Tom waren dabei. Mittlerweile waren die beiden ein eingeschworenes Team, und der Hengst vertraute Tom blind. Die Vorstellung, dass Storm und Tom bei dem Turnier ihre Konkurrenten sein würden, war ein wenig merkwürdig für Lilli, denn bisher waren sie immer miteinander und nicht gegeneinander geritten. Lilli rechnete Merlin und sich im Grunde keine Chance gegen Storm und Tom aus. Aber das machte nichts, denn es ging ihr nicht ums Gewinnen. Sie wollte einfach nur einmal dabei sein.
    »Wir sind da!«, rief Lillis Oma, die ebenfalls auf der Rückbank saß. Der Kombi der Susewinds bog auf einen Platz ein, auf dem unzählige Autos und Pferdeanhänger standen. Hier tummelten sich Trainer, Reiter, Pferde und zahllose Schaulustige. Das geschäftige Gemurmel und das allgemeine Durcheinander beschleunigten Lillis Herzschlag. All diese Leute würden ihr und Merlin später zusehen!
    »Da sind die Jansens!« Lillis Oma deutete auf zwei Autos mit Pferdeanhängern. »Wollt ihr schon mal hingehen, während wir einen Parkplatz suchen?«
    Das ließen Lilli und Jesahja sich nicht zweimal sagen. Sie stiegen aus dem Auto und rannten hinüber zu Wolke, Tom, Annabell und Slavika.
    »Da seid ihr ja!«, grüßte Slavika, die auch an diesem Tag wieder eine Baseballkappe trug.
    »Merlin ist schon ganz aufgeregt!«, bemerkte Annabell lachend und wies auf den Schimmel, der neben dem Anhänger stand und unruhig auf der Stelle tänzelte.
    »Hallo Lilli-i-i!«, wieherte Merlin erfreut. »Der großherrliche Sondertag ist da! Heute sind wir die Berühmtbesten von allen! Im Ernst! Das stimmt.« Seine Ohren zuckten vor und zurück. »Geht’s jetzt los? Oder gleich? Besser jetzt gleich!«
    Lilli lächelte. »Wir müssen uns noch etwas gedulden. Aber dann springen wir am höchststeilstbesten von allen!«
    »Am höchst … was?«, fragte Jesahja, doch Lilli grinste nur. Da verdunkelte sich Jesahjas Gesicht plötzlich und sein Blick wurde starr. Er schien irgendetwas entdeckt zu haben.
    »Was ist los?«
    Jesahja deutete stumm auf einen Mann, der neben einem Wagen stand. Lillis Augen weiteten sich. »Egobert!«
    »Was? Wo?« Wolke schaute sich alarmiert um.
    Annabell wurde blass. »Tatsächlich«, murmelte sie. »Das ist er. Anscheinend nimmt er auch am Turnier teil.«
    »Dann hat er wohl einen neuen Stall gefunden, für den er arbeiten kann«, fügte Slavika düster hinzu.
    Der Trainer mit dem kantigen Gesicht und dem dünnen blonden Haar führte ein schneeweißes Pferd aus einem Anhänger heraus. Offenbar war das sein neuer »Schützling«. Das schöne Tier wirkte sehr nervös, und Egobert benutzte seine Reitgerte, um es unter Kontrolle zu halten. Er schlug das Pferd zwar nicht damit, aber er ließ die Gerte immer wieder blitzschnell durch die Luft sausen. Das peitschende Geräusch schien das Tier so sehr zu ängstigen, dass es tat, was der Trainer wollte.
    »Er wagt nicht, das Pferd hier vor all diesen Leuten zu schlagen«, raunte Jesahja Lilli zu, »aber ich wette, dass es diesem Pferd nicht besser ergeht als damals Storm.«
    Lilli konnte Jesahja nur zustimmen. Es war nicht schwer zu erkennen, wie viel Angst das schneeweiße Pferd vor Egobert hatte. Lilli überlegte. Die Jansens wurden gerade von einer Dame vom Organisationskomitee angesprochen und waren abgelenkt. Ihnen würde es gewiss nicht auffallen, wenn Jesahja und sie sich kurz entfernten. »Gehen wir näher ran«, flüsterte Lilli.
    Jesahja stimmte bedächtig zu. »Ja, aber vorsichtig.«
    Sie huschten unter Merlin hindurch und wollten sich gerade zu Egoberts Wagen schleichen, da bemerkte Lilli, dass unzählige der Pferde, die neben den Anhängern auf dem Platz standen, zu ihr herüberblickten. Einige starrten sie wie hypnotisiert an, andere wackelten neugierig mit den Köpfen.
    Lilli blieb stehen. So reagierten Tiere immer auf sie. Sie merkten gleich, dass sie kein normaler Mensch war. Für die meisten Tiere sah Lilli sogar ein bisschen aus wie eine von ihnen, und in der Vergangenheit war Lilli schon von Möwen für eine Möwe, von Hunden für einen Hund und von Fröschen für einen Frosch gehalten worden.
    Lilli biss sich auf die Lippe. Sie hatte ihrer Mutter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher