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Lila Black 03 - Elfentod

Lila Black 03 - Elfentod

Titel: Lila Black 03 - Elfentod
Autoren: Justina Robson
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würde.
    Sie trat an die Wand und drückte das Gesicht gegen den kalten Stein der Säule, die den Fensterbogen hielt. Ihre Stabilität war beruhigend. Andere Erinnerungen tauchten auf: ihre Eltern, die auf das Kreuzfahrtschiff gingen, das sie von Thanatopias wankelmütigen Ufern in die Unendlichkeit bringen würde; die Vorstellung davon, wie Zals erste Frau, Adai, die gleiche Reise antrat, verloren auf einem Luftschiff mit weißen Flügeln; diese Bilder wurden wie immer von einer Welle der Schuld und Trauer begleitet. Und dann kamen andere Visionen, dunkler und ungewisser. Sie kamen später, schlichen über eine Brücke aus Misstrauen heran: Sie war nicht die erste Person, an der man die Technologie der Bombenverwerfungen erprobt hatte. Es musste andere gegeben haben. Ganz sicher. Was war mit ihnen geschehen? Sie hatten bewiesen, dass es Fernsteuermechanismen gab, aber keiner wusste, wie viele es waren oder wie sie aussahen. Auch die Absichten derer, die über diese Mechanismen befehligten, lagen im Dunkeln. Und wie lang könnte sie noch das Leben eines Dämons führen, wo sie doch keiner war? Oder das Leben eines Elfen, ohne einer zu sein – sie war nichts anderes als sie selbst. Und was sie war, entsprach in keiner Weise der Vorstellung, die sie noch vor einigen Monaten von sich hatte.
    Aus dem Augenwinkel bemerkte sie eine Bewegung, und als sie hinsah, sprang dort der Kobold Thingamajig über die Körbe auf dem Balkon auf die Tür zu. Er presste sein kleines, hässliches Gesicht gegen die Scheibe und sah sie an. Wie ein Haustier, das nicht allein hineingelangen konnte. Teazle gähnte auf seinem Teppich und bohrte seine Kralle zufrieden in einige Schlaufen, um Lila zu zeigen, dass er trotz seiner entspannten Haltung aufmerksam war. Teazle hatte nicht viel Geduld mit Kobolden. Meist war sie nach weniger als zehn Sekunden aufgebraucht.
    Vor der Tür vollführte Thingamajig eine komplizierte Pantomime. Als er sah, dass sie ihn nicht verstand, verschwand er und kehrte kurz darauf mit einem toten Vogel zurück. Er riss ein paar Schweiffedern aus und klebte sie an seinen Hintern, dann hielt er den Kopf am schlaffen Hals vor sein Gesicht. Schließlich ließ er seine Requisiten fallen und wackelte mit den Fingern vor den Augen, streckte die Arme in einer weit ausholenden Bewegung aus, die in alle Richtungen weisen sollte. Als er Verständnis in ihrem Gesicht gelesen hatte, ging er dazu über, Bänder von den Körben zu reißen und sie abzulecken, in der Hoffnung, Spuren von Äther daran zu finden.
    »Er hat recht«, murmelte Teazle, ohne die Augen zu öffnen. Sein Schwanz zuckte. »Du solltest zu ihr gehen. Es wird Zeit.«
    »Wenn es Zeit wird, warum ist er dann noch hier?« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und beobachtete das Treiben des Kobolds. »Ich muss doch noch in der Hölle gefangen sein, wenn er nicht von selbst verschwunden ist?«
    Teazle grollte. »Im Gegensatz zu den meisten anderen Kobolden scheint er ein Ziel zu verfolgen, das über das Foltern der Verdammten hinausgeht.« Er klang etwas neugierig, aber nur etwas. »Wenn dem nicht so wäre, hätte ich ihn schon längst aufgefressen. Aber er hält sich seit einer Woche von deiner Schulter fern, das sollte reichen. Gehst du allein?«
    Sie kannte den weißen Dämon nun gut genug, um zu wissen, dass eine solche Suggestivfrage immer der Auftakt zu Spott sein konnte. Wenn sie nein sagte, würde sie in seiner Wertschätzung sinken, und seine Macht über sie – etwas, das man sogar bei Dämonen, mit denen man intim wurde, immer beachten musste – würde wachsen. In dieser Welt hatte es schwerwiegende Auswirkungen, wenn man seiner Furcht nachgab.
    »Ich ziehe mich an und nehme dann einen Flieger«, sagte sie leichthin, obwohl sie ganz und gar keine Lust hatte, diesen Besuch abzustatten.
    »Zal und ich werden uns die Zeit vertreiben«, murmelte Teazle, und es klang, als hätte er bereits einige lebensbedrohliche Aktivitäten geplant. Dem war ganz sicher auch so. Lila fragte sich, wie lange sie einen solchen Urlaub in Dämonia überleben konnten.
    In ihr Schweigen sagte Teazle: »Zerbrich dir darüber nicht deinen menschlichen Kopf.«
    »Ich habe keinen menschlichen Kopf«, sagte sie und ging ins Bad.
    »Dann dein Herz«, sagte der Dämon mit überraschender Zuneigung. »Ich weiß, dass du ihn liebst. Ich werde zur Sicherheit der Erste sein, der stirbt.«
    Darauf fiel ihr keine passende Antwort ein, darum ging sie einfach weiter und nahm ein
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