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Lila Black 03 - Elfentod

Lila Black 03 - Elfentod

Titel: Lila Black 03 - Elfentod
Autoren: Justina Robson
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ihrer kleinen Hände hielt.
    Er war riesig, fast so groß wie sie selbst. Die Klinge war gebogen, ihre Oberfläche grau und matt wie Graphit. Sie spürte sein Gewicht bei der Bewegung kaum, was aber nur daran lag, dass ihre Hand das Zentrum einer unglaublichen Balance bildete, in der sich das Schwert und ihr Arm in völliger Ausgeglichenheit bewegten. Das eigentliche Gewicht wurde von einem anderen Universum getragen. Auf der flachen Klinge war keine Spur von den Wesen – oder Personen oder was auch immer sie waren – zu sehen, die sie hatten einfangen sollen. Lila spürte deutlich einen Andalun- Leib wie den eines Elfen in ihrer Handfläche.
    »Es lebt«, sagte sie. Sie versuchte es loszulassen, hinzuwerfen, damit sie sich um Teazle kümmern konnte, aber sie schaffte es nicht. Stattdessen verwandelte sich das Schwert in ihrer Hand wieder in den alten, stumpfen Dolch. Sie steckte ihn in den Gürtel des Kleides und ging neben Teazle in die Knie. Seine noch immer leuchtenden Schwerter lagen neben ihm. Er hatte die normalerweise so hellen Augen geschlossen und lag in den Trümmern zweier weiterer Steuereinheiten und in einer Menge Blut. Explosivgeschosse hatten ihn übel zugerichtet.
    »Teazle«, flüsterte sie ihm zu, verschaffte sich einen Überblick über seine Wunden. »Nicht einschlafen.«
    »Der Kobold«, murmelte Teazle und versuchte sich zu drehen, damit sie die Wunden mit den Materialien versorgen konnte, die sie auspackte. »Er sagte, das wäre seines. Weißt du, was es ist?« Er klang, als wisse er es.
    »Nein, was? Irgendein Feenschwert?« Lila konzentrierte sich darauf, die massiven Blutungen zu stillen, und überlegte, wie sie die notwendigen Operationen möglichst schnell durchführen konnte, um sie hier herauszuholen. »Ist ja typisch, dass sie mich reinlegen.«
    »Das ist ein Artefakt«, sagte Teazle und keuchte vor Schmerz auf, als sie ihn anhob, um ihm verschiedene Spritzen zu verabreichen. Sie holte alte Kleidung aus den Schubladen, zerriss sie und stoppte damit einige der Blutungen. Andere Fetzen besprühte sie mit einer stinkenden Flüssigkeit und säuberte ihn eilig damit.
    »Und was ist das?« Sie formte ihre Finger zu Skalpellen und Pinzetten um, spuckte Betäubungsmittel in seine offenen Wunden, schnitt, säuberte und nähte dann wieder zusammen. Sie bewegte sich so schnell wie ein Kolibiri. Er war drauf und dran, ihr zu sagen, dass sie mit dem zerzausten schwarz-roten Haar, der mädchenhaften Figur in diesem Kleid und den bemerkenswert blauen Augen selbst wie eine Fee aussah. Es war ein sehr merkwürdiger Anblick, die ganze Technik, aus der sie bestand, aus einem so zerbrechlich wirkenden Körper gleiten und in ihn zurücksinken zu sehen. Aber ihm fehlte die Kraft für diese Worte.
    »Ein Aspekt Gottes.« Er wusste, dass sie über diese Antwort den Kopf schütteln würde, und sie tat es prompt. Er hätte aufgelacht, wäre nicht jede Bewegung so schmerzlich gewesen. »Die Waffe des Vorsatzes. Sie besitzt keine eigene Form. Es gibt nur eine davon. Und du hast sie jetzt.«
    »Red keinen Blödsinn.« Sie vollendete die letzte Naht. Die feinen Stahlinstrumente wurden wieder zu starken, zarten Fingern. Sie scannte ihn mit Ultraschall und wurde dabei selbst vom Aussehen ihrer Hände gefangengenommen. Sie schaute sie an, als gehörten sie nicht zu ihr, und da verwandelten sie sich mit einem Mal wieder in die schwarze Form, die sie vorher gehabt hatten. Wie bei der alten Lila, die er kennen gelernt hatte, blieb nur der Torso unverändert in seiner Menschenform. Sie war wieder ein ledertragendes Bikermädchen, das einer anderen das Abschlussball-Outfit geklaut hatte.
    »Schon besser«, murmelte sie, schob den Arm unter seine Achsel und hob ihn auf die Füße. »Kannst du laufen?«
    »Ja.«
    Sie lehnte ihn an die Wand, hob seine Schwerter auf und schob sie in die Rückenscheide. Im Eingangsbereich holten sie sich Hüte und Mäntel, um sich etwas zu tarnen.
    Es hatten sich recht viele Nachbarn auf der Straße versammelt, um zu sehen, warum geschossen wurde. Sie machten überraschenderweise Platz, um Lila durchzulassen. Teazle stolperte auf sie gestützt einher. Sein weißes Haar ragte unter dem zu großen Stetson und aus dem Kragen seines Mantels hervor, wo auch die Schwertgriffe deutlich zu sehen waren. Ein Schal verbarg sein Gesicht zur Hälfte. Und dennoch beachtete sie kaum jemand.
    »Mal wird uns finden«, sagte sie und ging an den Leuten vorbei, ohne sie anzusehen. Sie starrten weiterhin auf das
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