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Lila Black 03 - Elfentod

Lila Black 03 - Elfentod

Titel: Lila Black 03 - Elfentod
Autoren: Justina Robson
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und Stelle. Ein Stück ihres Rocks verschwand. Kurz darauf erklang ein zufriedenes Summen, das aber nur einen Sekundenbruchteil andauerte.
    Dann sagte eine Stimme im Nebel: »Tat, tat, tat«, und das Geräusch bewegte sich mit dem Blick, der so spürbar war wie die Wärme einer unsichtbaren Sonne. Es war eine unmenschliche Stimme, Laute, die aus den Geräuschen der Natur um sie herum bestanden, aber von einem Mund eingefangen wurden. »Tat, tat, Tatter. Ja.«
     
    Sie erwachte am Strand. Die Sonne ging gerade unter, es war später Nachmittag. Leute spazierten über den Strand, aber sie waren weit entfernt; die niedrigen Dünen und das Gras verbargen sie. Sie war allein und fühlte sich gar nicht wohl, drehte sich auf die Seite; nun stach der Dolch ihr nicht mehr ins Fleisch. Im Sand vor ihr lag die Silberspirale, um sie herum lagen die verbrannten Überreste der Schnur. Ihr Hals schmerzte.
    Sie setzte sich auf und bemerkte, dass sie nicht mehr nach schwarzem Leder aussah. Stattdessen fand sie ausgesprochen menschliche Haut vor, in ihrer natürlichen Cremefarbe, und darüber lag der leichte, teefarbene Teint ihrer Kindheit, als hätte sie den Sommer in der Sonne verbracht. Auch die Rüstung hatte sich verändert, der Rock hatte sich zu einem Kleid verlängert. Sie war barfuß, und ihre nackten Füße waren es, die sie am längsten musterte, bis sie schließlich verwundert ihre Zehen berührte. Ihre Zehen. Seit man ihr die Prothesen angepasst hatte, hatte sie keine Zehen mehr gehabt. Die Zartheit ihres eigenen Fleisches überwältigte sie. Sie fühlte sich wie eine Krabbe ohne ihren Panzer und schrecklich verletzlich, aber als sie die Zehen in den Sand grub, war das ein himmlisches Gefühl, so vertraut.
    Ein Hund kam zu ihr, umrundete sie hechelnd und schnüffelnd und leckend. Sie schob ihn weg, schützte ihr Gesicht und besah sich den schlanken Wolfshund mit dem absolut weißen Fell näher, musterte seine blauweißen Husky-Augen. »Teazle?«
    Teazle bellte und hechelte, wobei seine blaue Zunge heraushing. Er schien aufgeregt. Sie erwartete, dass er die Gestalt änderte und mit ihr sprechen würde, aber das tat er nicht. Sie streichelte ihm den Kopf, kraulte ihn hinter den Ohren und stand dann auf. Sie nahm Kontakt mit dem Weltenbaum auf, versuchte eine Verbindung mit dem Geheimdienstserver herzustellen.
    Ein Alarm schrillte in ihr und ließ sie innehalten. Früher hätte es da Nachrichten gegeben, Interfaces, die eine deutliche Abgrenzung zwischen ihr und der Maschine bedeuteten. Jetzt gab es da nur Dinge, die sie wusste, spürte, sonst nichts. Ihr Versuch, sich einzuloggen, war abgeblockt und als illegales Eindringen eingestuft worden. Sie stand einen Augenblick da, blickte aufs Meer und versuchte herauszufinden, wie es dazu kommen konnte. Dann ging ihr auf, dass sich etwas beim Geheimdienst geändert haben könnte, während sie weg war, auch wenn das unwahrscheinlich schien, oder dass etwas anderes geschehen war, weswegen sie nun als feindlich oder zumindest nicht willkommen galt. Nein, nicht willkommene Spione stellten ein Sicherheitsrisiko dar, und man ließ sie nicht frei herumlaufen. Aber sie hatte keine Möglichkeit, das jetzt in Erfahrung zu bringen.
    Teazle jaulte unglücklich und lief im Kreis.
    Sie wusste, dass man Leute schicken würde, um sie zu finden. Sie hatte keine Lust darauf, sie zu treffen oder mit ihnen zu sprechen. Das Kleid drängte sich an ihre Beine, wie vom Wind dagegengepresst, aber der Wind kam aus der anderen Richtung.
    Sie ging eilig los, an der vertrauten Landspitze vorbei Richtung Zuhause. Langsam arbeitete sich Nervosität durch das taube Gefühl. Sie wurde schneller, fing an zu laufen. Teazle trottete neben ihr her.
    Als sie die belebteren Bereiche des Strands erreichte, bemerkte sie, dass sich die Fassaden der Häuser verändert hatten. Es gab Glas, wo früher Holz gewesen war, und neue, frisch wirkende Balken, die Bögen und Kreise formten, wo man früher Vierecke vorgefunden hatte. Überall sah sie runde Türen im Elfenstil, und die Zäune, die die Eigentumsgrenzen und Wege angezeigt hatten, waren verschwunden. Sie kam an einem Pärchen vorbei, das sie anlächelte, wie man eben eine exzentrische Frau anlächelt, die im Abendkleid barfuß mit einem großen Hund an der Seite über den Strand spaziert. Es war ihr egal, aber die Kleidung der beiden war merkwürdig: zu kurz, zu lang, komische Farben.
    Sie erreichte die Straße und erstarrte. Alle Autos hatten die Form von weichen,
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