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Lila Black 03 - Elfentod

Lila Black 03 - Elfentod

Titel: Lila Black 03 - Elfentod
Autoren: Justina Robson
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sich um. Vor ihr stand ein weißer Dämon, von der Form einem Greif, Drachen oder einem Pferd ähnlich, mit Federn und Fell und Stacheln. Er bewegte sich wie eine große Raubkatze, legte sich in die Sonne, die neben ihr auf den Boden fiel, und schloss die länglichen, silbernen Augen, genoss die Wärme. Der lange Schwanz war in einem Halbkreis, der Wonne ausdrückte, nach oben gebogen, und der Dämon bewegte sich leicht hin und her, um die perfekte Haltung für sein Sonnenbad zu finden, dann blieb er still liegen. Die Schwingen mit den stachelbewehrten und messerscharfen Kanten waren fein säuberlich auf dem Rücken gefaltet. Bei jedem Atemzug bewegten sich die Rippen unter der schillernden Haut, und an anderen Stellen verliefen schlanke Muskeln wie Eisenstränge, voller Kraft, die in Bewegung schienen, obwohl er nach seinem Positionswechsel bereits wieder fest schlief, da war sich Lila sicher. Teazle, ihr Ehemann, könnte auch neben einer Explosion weiterschlafen.
    Und er schlief ein, sobald er lag, auch wenn er mitten in der Nacht stets noch einmal aufstand. Er schlief aus Höflichkeit in seiner menschlichen Form ein, doch dann glitt er aus dem Bett und wechselte in diese, seine natürliche Form. Sie war für menschliche Betten nicht geeignet, da Laken und Matratzen Schaden nahmen. Er hatte sein eigenes Nest, das wie ein riesiger Bienenstock von der Decke hing. Er behauptete, dass die weichen Felle, die es auskleideten, allesamt von den Körpern seiner Feinde stammten, aber das mochte eine Lüge sein, denn die meisten Dämonen besaßen kein so prächtiges Fell.
    Ehemann. Was für ein dummes Wort. Ehefrau. Das war sogar noch dümmer. An beiden hing eine riesige und giftige Last in Form von Erwartungen, und sie konnte die Vorstellung davon nur kurz ertragen, denn Zal war ein Elfendämon und Teazle war ein Dämon und die Ehe war von dämonischer Art und hatte mit den Wagenladungen voller Schwachsinn, die in der menschlichen Kultur damit verbunden waren, nichts zu tun. Einige Leute, so wusste sie, empfanden die Ehe und die damit einhergehenden Rollen als ein hübsches Schauspiel und spielten gern darin mit. Wenn sie jedoch daran dachte, tauchten unweigerlich Bilder von ihren Eltern vor ihrem geistigen Auge auf, die sich voller alkoholgeschwängerter Enttäuschung anschrien, und sie erschauderte. Als ihre Mutter mehr als ein Vermögen verspielt hatte und sich in Schuldgefühlen und Abscheu sich selbst gegenüber erging, wurde ihr Vater zu einem treusorgenden und edlen Pfleger. Als sie dann langsam wieder zu Geld kamen und ihre Mutter zunehmend gelangweilt war und im Haus herumfuhrwerkte, fing er an, sich stillschweigend mit Wodka abzufüllen, bis er seine Arbeit verlor. Ihre Mutter nahm sich ihrer Probleme dann an, indem sie bei diversen Pokerturnieren mitspielte, bei denen sie, nüchtern und entschlossen, auch gut abschnitt, aber dann wurde sie wieder leichtsinnig, und der Kreislauf begann von vorn. Schon mit vierzehn hatte Lila die Hoffnung aufgegeben, dass der aktuelle Zyklus der letzte seiner Art hätte sein können und danach etwas Normales und Angenehmes folgen würde.
    Der Tod hatte dieses Drama beendet. Es war interessant, wie schnell sie im Tod die kleinliche Besessenheit abgestreift hatten, die sie im Leben so völlig erfüllt hatte. Aber so war es gewesen. Sie hatte sie in der Nachwelt getroffen, und dort war von ihren Mühen nichts mehr zu sehen gewesen. Ihr schmerzte das Herz bei der Erinnerung daran, denn kurz bevor sie die letzte Schwelle zu den unbekannten Ufern Thanatopias überschritten hatten, hatte sie in ihren Gesichtern die einsame und nüchterne Erkenntnis gesehen, dass sie ihre vergangenen Leben praktisch verschwendet hatten. Und daran konnte man nichts ändern. Ganz und gar nichts.
    Und sie hatte sie nicht gerettet.
    Bis zu ihrem Tod hatte Lila nicht einmal gewusst, dass dies ihre Aufgabe im Leben gewesen war. Sie hatte einen festen, wenn auch uneingestandenen Plan gehabt: Sie wollte Karriere machen, eine Menge Geld sparen, sich untadelig benehmen und jemanden heiraten, der von der gleichen Art war, um ein Vorbild für andere zu sein. Und dann wollte sie reich genug werden, um ihre Eltern in ein Entzugsprogramm zu stecken, das wirklich funktionierte. So wollte sie ihre ewige Liebe und Dankbarkeit erringen und, vor allem, ihre Aufmerksamkeit. Nein, dieses letzte Ziel hatte sich erst in aller kitschigen und märtyrerhaften Größe offenbart, als sie wieder in ihren eigenen Körper – oder was
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